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Sachsens größtes Einfamilienhaus

Die katholische Kirche in Demitz-Thumitz wurde 2011 zum Eigenheim umgebaut. Jetzt gehen die Eigentümer neue Wege.

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© Steffen Unger

Von Ingolf Reinsch

Demitz-Thumitz. Die frühere katholische Kirche in Demitz-Thumitz wird verkauft. Über das Bischofswerdaer Maklerbüro Schöne suchen die Eigentümer einen Käufer. Angeboten wird die Immobilie, zu der ein 2 630 Quadratmeter großes Grundstück gehört, für 259 000 Euro. Interessenten gibt es. Die ersten sahen sich das zum Wohnhaus umgebaute ehemalige Gotteshaus bereits an, sagt Eigentümer Roland Kleicke. Seit dem Jahr 2012 lebt er mit seiner Familie in dem Gebäude. Nun geben sie aus familiären Gründen das Haus auf und ziehen in einen anderen Ort um.

Die Demitzer Kirche, viele Jahre Filialkirche der Bischofswerdaer St. Benno-Gemeinde, war die erste im Bistum Dresden-Meißen, die 2010 zum Verkauf ausgeschrieben wurde. Das kirchliche Leben hatte sich schon in den vorangegangenen Jahren vor allem in Bischofswerda abgespielt. Zu den Gottesdiensten in Demitz kamen nicht mehr als 20, 30 Gläubige. Zu wenig, um das in den 1950er Jahren errichtete Gebäude als Kirche dauerhaft nutzen zu können. Den neuen Eigentümern, die die Kirche in den Jahren 2011 und 12 zu vermutlich Sachsens größtem Einfamilienhaus umbauten, war wichtig, dass der Segen auf dem Haus bleibt. Deshalb wurde die Kirche nicht entwidmet, sondern umgewidmet.

Wie lebt es sich in einer Kirche? Im Grunde, wie in einem ganz normalen Eigenheim. Ein solches setzte der Architekt mit den Bauherren in die Kirche, indem sie das Prinzip „Haus im Haus“ verwirklichten. An die über 50-jährige Kirchengeschichte erinnert nicht nur das äußere Bild. Das Heiligenbild am Giebel des Kirchenschiffs blieb erhalten, ebenso einige Kirchenbänke. Ursprünglich war geplant, diesen Raum, der Öffentlichkeit zugänglich zu machen, beispielsweise für Konzerte und Vorträge. Doch mit der Schaffung des Erlebnismuseums „Alte Steinsäge“ durch die staatliche Gemeinde Demitz-Thumitz tat sich hierfür eine Alternative auf. Erhalten blieb auch die Kirchenorgel. „Man könnte sofort darauf spielen“, sagt Roland Kleicke. Wenn es der künftige Eigentümer wünscht, soll das Instrument der Firma Jehmlich an Ort und Stelle bleiben. Wenn er keine Verwendung dafür haben sollte, würde die Familie die Orgel mitnehmen. Die Kinder sind musikalisch.

Runde Fenster als Hingucker

Um acht Meter wurden beim Umbau der hintere Bereich des Kirchenschiffes und damit die Orgel versetzt, um Platz fürs eigentliche Eigenheim zu schaffen. Im Erdgeschoss dominiert die große Wohnküche. Roland Kleicke zeigt auf eine Nische mit der Spüle. „Hier standen früher mal die Beichtstühle“, sagt er. Neben der Küche gibt es ein großes Bad mit frei stehender Wanne, Wirtschafts- und Arbeitszimmer, das der Familie auch als Gästezimmer diente. Oben bestimmt das große, lichtdurchflutete Wohnzimmer das Bild. Von dem gehen Schlafzimmer der Eltern und zwei Kinderzimmer ab. Ein Hingucker in einem der Kinderzimmer ist das runde Fenster zur Straße hin. Die Räume im Erdgeschoss werden durch eine Fußbodenheizung, die im Obergeschoss durch eine Wandheizung erwärmt. Für die Gemütlichkeit gibt es im Wohnzimmer auch einen kleinen Ofen.

Beim Umbau legte Roland Kleicke selbst mit Hand an und brachte kreative Ideen ein, so wie er es als Jugendlicher auf der Kulturinsel Einsiedel gelernt hatte: In Küche und Wohnzimmer gibt es Fachwerk und gebogenen Stämmen und mit Lehm ausgefacht. Roland Kleicke, der zuvor in Dresden wohnte, sagt: In Demitz-Thumitz habe er sich in all den Jahren wohl gefühlt. Das Dorf biete Familien gute Bedingungen. Mittlerweile hat die Familie begonnen, für den Umzug zu packen. Sie schaut nach vorn und freut sich auf Neues.