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Sachsens Goldriesling wird überwacht

Die Weißweinsorte wird in Deutschland nur noch von sächsischen Winzern angebaut. Damit dies möglich bleibt, betreibt ein Landesamt eine sogenannte Erhaltungszucht.

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© dpa

Von Lars Müller

Dresden. Auf einem Viertel Hektar Rebfläche unterhalb der romantischen Pillnitzer Weinbergskirche im Dresdner Osten reifen in diesen Tagen die Trauben eines besonders überwachten Weins. Was hier gedeiht, ist Goldriesling. Das klingt zwar zunächst nach einer besonders edlen Riesling-Variation. Tatsächlich bauen die Winzer aus den Trauben der gut 120 Jahre alten Rebsorte aber einen einfachen „Zechwein“ für laue Abende auf der Sommerterrasse aus.

Die beiden Pillnitzer Flächen werden vom Sächsischen Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie (LfULG) bewirtschaftet. Die Behörde hat aber nicht das Ziel, in Konkurrenz zu den einheimischen Winzern Wein zu erzeugen. Es gehe darum, dauerhaft Goldriesling zu erhalten, der in Deutschland nur noch in Sachsen wirtschaftliche Bedeutung hat, erklärt die Gartenbauingenieurin und Referentin im Landesamt, Gabriele Krieghoff.

Die Weinbauer sehen das mit Freude. Goldriesling sei für die sächsischen Winzer insbesondere „als Touristenattraktion“ von Bedeutung, erklärt Annekatrin Rades, die stellvertretende Vorstandsvorsitzende des Weinbauverbandes Sachsen. Es sei ein leichter, unkomplizierter Trinkwein, der nicht lange gelagert werden könne. Das stelle aber kein Problem dar, da der Vorrat im Jahr nach der Lese im Anbaugebiet meistens sowieso „ausgetrunken“ sei, sagt sie.

Die Wurzeln der Erhaltungszucht reichen bis in die DDR zurück, sagt Weinfachmann Alexander Krah vom Landesamt, der sich um die Rebflächen kümmert. Nach der Wende wurde das Projekt zeitweise vom Bundessortenamt übernommen, später von der Landesbehörde. 28 unterschiedliche Klone des Goldrieslings stehen derzeit in der älteren Anlage, in einer Junganlage gleich daneben wird deren Anzahl auf fünf Klone verringert. Die Experten des Landesamtes selektieren die Rebstöcke mit den besten Eigenschaften.

Damit soll den künftigen Winzergenerationen an den Elbhängen gesundes Goldriesling-Pflanzgut garantiert werden. Würde die Selektion nicht gesteuert, würde die Rebsorte nach und nach degenerieren, ist sich Krah sicher. Guter Ertrag, stabile Säure und Frosthärte sind einige der gewünschten Eigenschaften der Rebsorte aus dem Elsass, die schon seit gut 100 Jahren in Sachsen kultiviert wird. Zudem streben die Winzer lockerbeerige Trauben an. Goldriesling hat von Natur aus sehr kompakte Trauben, in denen sich die Beeren mitunter gegenseitig abquetschen, dabei aufplatzen und so Tür und Tor für Fäulniserreger öffnen. Weinbauexperte Krah ist regelmäßig in den Steillagen unterwegs und hält Ausschau nach Rebstöcken, deren Genetik sich für die Erhaltungszucht eignen.

Alle neuen Goldriesling-Reben, die in Deutschland gepflanzt werden, stammen ausschließlich aus Pillnitz. Ist das Rebholz im Dezember ausgereift, schneiden die Mitarbeiter des Amtes die Augen für die Vermehrung. Diese etwa zehn Zentimeter langen Rebholzstücke mit Austriebsknospen werden an drei Rebschulen in Franken und der Pfalz geliefert, von denen die sächsischen Weinbauern ihre Jungpflanzen beziehen können.

Im Januar dieses Jahres wurden rund 23 000 Augen in der Anlage gewonnen, seit dem Jahr 2000 insgesamt schon fast 280 000. Die Rebschulen pfropfen die sächsischen Edelreiser auf amerikanische Unterlagsreben, die resistent gegen die im Boden immer noch verbreitete Reblaus sind.

Natürlich bringen die Rebstöcke in der Erhaltungszucht auch saftige Trauben. Diese werden jedes Jahr an ein sächsisches Weingut versteigert. Lediglich eine winzige Menge wird in Glasballons auch vom Landesamt ausgebaut. Das sei wichtig, um die Eigenschaften des fertigen Weins fachkundig beurteilen zu können, sagt Alexander Krah. (dpa)