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Sachsen ist Metall-Land

Ein neuer Industrie-Report zeigt: Die Autofabriken führen beim Umsatz, doch andere Branchen bieten mehr Arbeit.

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Von Georg Moeritz

Dresden. Deutschland ist eine Dienstleistungs-gesellschaft, aber in Sachsen hat die Industrie in den vergangenen Jahren wieder etwas Bedeutung zurückgewonnen. Das zeigt sich im jüngsten Branchenreport Industrie, den das Statistische Landesamt in Kamenz am Donnerstag vorgelegt hat.

Etwa 18 Prozent der Erwerbstätigen in Sachsen verdienen ihr Geld in der Industrie – also nicht einmal jeder Fünfte. Doch „in der Tendenz ist der Anteil leicht steigend“, berichten die Kamenzer Dienstleister. In Deutschland insgesamt sei der Anteil der Industrie an den Erwerbstätigen „langfristig rückläufig“, in Sachsen seit Jahren nicht. Ob das so weitergeht, dazu trauen sich die Zahlen-Experten kein Urteil zu.

277 120 Menschen hatten voriges Jahr Arbeit in Sachsens Industrie. Das sind über 29 000 mehr als im Jahr 2008, zu Beginn der vergangenen Wirtschaftskrise. Freilich waren es in der DDR und noch zu Beginn der 1990er-Jahre weit mehr: Im Jahr 1991 zählte die Statistik gut 590 000 Industriebeschäftigte in Sachsen. Jetzt sind es nicht einmal mehr halb so viele. Bis 1997 schrumpften die Belegschaften, danach ging es in fast allen Jahren aufwärts.

Zur Industrie in Sachsen zählen 3 060 Betriebe, davon gerade einmal 198 größere mit mindestens 250 Beschäftigten. Der Sektor ist also durch kleine und mittlere Firmen geprägt, die Statistik erfasst ohnehin nur Betriebe mit mindestens 20 Beschäftigten. Zu den größten zählen die Autofabriken in Zwickau und Leipzig.

Sachsen ist Autoland – aber noch mehr Metall-Land. Das zeigen die Statistiken zum Personal. Zwar ist die Autoindustrie mit Abstand der umsatzstärkste Industriezweig in Sachsen, aber bei der Beschäftigung nur auf Rang 3. Sachsens Maschinenbau bietet mehr Arbeitsplätze. Auf Platz 1 aber liegt die Branche, die in der Statistik als „Herstellung von Metall-Erzeugnissen“ bezeichnet wird – vom Stahl- und Leichtmetallbau über Werkzeuge bis zur Metallfeder.

Dort sind fast 40 000 Sachsen beschäftigt, gefolgt von 39 000 im Maschinenbau und gut 36 000 in der Autoindustrie, die in der Statistik als „Herstellung von Kraftwagen und Kraftwagenteilen“ bezeichnet wird. Dazu gehören in Sachsen 119 Betriebe, also nicht nur die Endmontagewerke. Allerdings stecken auch Produkte aus den Metall-, Gummi- oder Kunststofffabriken in sächsischen Autos oder Maschinen, sodass sich nicht alles scharf abgrenzen lässt. Die Statistik kennt außerdem die Branche „Metall-Erzeugung und -bearbeitung“, zu der Stahlwerke und Gießereien gehören.

Die Metall-Erzeugnisse aus Sachsen kommen aus 578 Betrieben und bleiben überwiegend in Deutschland. Dagegen machen die 367 Maschinenbaubetriebe die Hälfte ihres Umsatzes mit dem Ausland, in der Autoindustrie liegt der Exportanteil bei 37 Prozent. Das Auf und Ab in der Konjunktur spüren Maschinenbau und Autoindustrie stark. Das Krisenjahr 2009 machte allen zu schaffen. „Bereits 2008 begann das Auslandsgeschäft der sächsischen Industrie zu bröckeln“, schreiben die Statistiker. 2009 brach dann der Gesamtumsatz um 15 Prozent ein. Damals erfand die Bundesregierung die Abwrackprämie. Schon die beiden folgenden Jahre brachten wieder Aufschwung. In Sachsens Maschinenbau gab es allerdings im Jahr 2015 einen Umsatzrückgang, in der Autoindustrie dagegen im Jahr 2016 – und zwar gleich um gut vier Prozent.

Starke Schwankungen im Umsatz zeigt auch die Branche, zu der die Mikrochip-Fabriken gehören. In der Statistik werden sie unter „Herstellung von Datenverarbeitungsgeräten, elektronischen und optischen Erzeugnissen“ zusammengefasst. Dagegen müsste die Nahrungsmittelproduktion stabiler sein, denn gegessen wird immer – doch die Milchpreiskrise ließ den Umsatz in den vergangenen Jahren um mehr als ein Fünftel einbrechen, sodass die Branche in der Rangliste auf Platz 5 fiel.

Zur einst riesigen Textilindustrie in Sachsen gehören nach jüngster Statistik nun 99 Betriebe, mit fast 8 000 Beschäftigten. 73 Chemie- und 22 Pharmaziebetriebe arbeiten in Freistaat.

Der Industriereport weist erneut auf die gestiegenen Löhne hin: Seit 2008 stieg das durchschnittliche Bruttoentgelt um fast 24 Prozent auf 34 945 Euro im Jahr 2016. Die niedrigsten Löhne wurden aus der Leder- und Schuhherstellung gemeldet, die höchsten aus Elektronik und Fahrzeugbau.

www.statistik.sachsen.de