Merken

Rumms! Da war das Haus weg

In Weßnitz brachte Sturmtief „Thomas“ ein Haus zu Fall. Es steht an einer stürmischen Ecke.

Teilen
Folgen
© Klaus-Dieter Brühl

Von Birgit Ulbricht

Großenhain. Das Ehepaar Bluhm saß Punkt 5.30 Uhr im Bett. „Das hat so gerummst, dass wir im ersten Moment wie gelähmt waren“, so das Ehepaar. Als sie die Haustür öffnen, sehen sie die ganze Bescherung: Das Nachbarhaus ist einfach zusammengebrochen, Ziegelstücke liegen auf dem Hof, die Dachbalken ragen wie überdimensionale Zahnstocher in die Luft. Vom Mauerwerk ist die obere Reihe komplett heruntergebrochen und liegt jetzt im Garten.

Draußen pfeift der Wind, sonst ist Ruhe. Allerdings nicht lange. Die Feuerwehr ist zügig vor Ort. Nachbarn haben sie alarmiert. Doch den Kameraden können nicht viel mehr tun, als ein paar Ziegelsteine von der Straße zu räumen. Der Trümmerhaufen ist nun Sache des Grundstückseigentümers. Der kommt aus Wildenhain, heißt Mirko Tempel und nimmt das Desaster gleich morgens in Augenschein. Geschockt ist der junge Mann nicht gerade, eher etwas ratlos. „Das war schon lange nicht mehr bewohnt und es hatte auch schon Schäden“, erzählt er. Seine Großeltern haben hier noch gewohnt, der Vater, der jetzt in Großenhain lebt, dann nicht mehr.

Tornado machte auch schon Schaden

Doch die Familie wollte das Grundstück in Weßnitz gern für die beiden Kinder aufheben, denn zum Grundstück gehören ein kleiner Garten und eine große Scheune. Die sieht recht passabel aus, auch das Dach des hohen Nebengebäudes erscheint vertrauenserweckend. Vom Wohnhaus ließ sich das nicht mehr sagen. Zwar hatte Mirko Tempel das Dach des Bauernhauses 2010 noch einmal repariert. Der Tornado war an der zugigen Ecke unters Dach gefahren und hatte etwa ein Viertel der Bedeckung abgehoben. Der Handwerker legte selbst Hand an, denn er hat zwar eine Grundstückshaftpflicht, aber ein marodes Wohnhaus von 1830 versichert niemand mehr, erzählt der Wildenhainer. Die neuen Dachziegel liegen mittendrin im alten Dachstuhl. Der ist nun unter der Last der Jahre zusammengebrochen. Letztes Jahr wollte ihn der Besitzer schon erneuern. Aber das hätte mindestens 20 000 Euro gekostet. Nun bleibt ihm nichts weiter übrig, als die Reste des Hauses abzutragen und den ganzen Schutt zu entsorgen. Die Grundmauern will Tempel bis zum Bruchstein abnehmen und dann sichern. Mit großer Technik kann er da wahrscheinlich nicht anrücken. Vor der Arbeit ist ihm erst mal nicht bange. Gestern Nachmittag hat der Besitzer des Grundstücks schon begonnen, den Gehweg von dem heruntergefallenen Mauerwerk zu befreien. Der städtische Bauhof hatte am Morgen mit dem Radlader das Ganze etwas zusammengeschoben, um die Straße wenigstens frei zu machen. Vielleicht hilft ja der ein oder andere im Ort später und legt mit Hand an. Ortschaftsrat Axel Hartig erreichte die Nachricht vom Hauseinsturz gestern noch auf Arbeit. Persönlich bekannt ist man mit den Eigentümern des Sturm-Hauses zwar nicht, aber wenn Hilfe gebraucht wird, werde sich sicher eine Lösung finden. Eine schöne Geste wäre das allemal. Die Weßnitzer haben schon einmal zusammengehalten. Um die Grundstücke 2013 vor den hereinbrechenden Wassermassen zu schützen, wurden Sandsackbarrieren gebaut. Nachbarn halfen sich – knietief im Wasser stehend – gegenseitig, die Säcke zu verteilen und an den Begrenzungen und Straßenrändern aufzuschichten.