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Rittergut wird wiederbelebt

Nach jahrzehntelangem Verfall sollen wieder Menschen im Rittergut Ebersbach wohnen. Jetzt fehlen nur noch Käufer.

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© Dietmar Thomas

Von Jens Hoyer

Ebersbach. Es sieht gut aus fürs Ebersbacher Rittergut. Voraussichtlich im Frühjahr wird man damit beginnen, das Areal nach Jahrzehnten des Zerfalls wiederzubeleben. „Wir sind dabei, den Bauantrag abzugeben“, sagte Peter Müller, der als Architekt das Projekt für die Bauherrin betreut. Eine Bauvoranfrage soll gleich in den Bauantrag umgewandelt werden. Denn es gibt mittlerweile mehr Ausrufe- als Fragezeigen. Sprich: Der Bauträger ist sich mit den Stellen einig, dass einer Erschließung des Areals nichts im Wege steht. Auch mit Feuerwehr und Denkmalbehörde seien die Planungen abgestimmt. „Ich denke, dass wir die Baugenehmigung noch in diesem Jahr bekommen. Es ist der letzte Winter, den das Rittergut überstehen muss. Ab dem Frühjahr können die Leute dann Eigentumsanteile kaufen. So, wie es steht und liegt“, sagte Müller.

Es gebe Interessenten. „Das sind Leute, die bei der Kommune wegen Baugrundstücken anfragen“, sagte Müller. In die Vermarktung sei die Eigentümerin der Flächen noch nicht gegangen. „Wir werden noch Schilder aufstellen und Makler einbinden“, so Müller.

Das Rittergut soll für bis zu 22 Familien eine Zuhause werden – eine Wohneigentümergemeinschaft oben auf dem Berg mit historischem Hintergrund. Denn die alte Bausubstanz soll in großen Teilen erhalten bleiben. Im alten Gutshaus ist das am Einfachsten. Dort werden sechs Wohnungen eingerichtet, die die Eigentümerin voraussichtlich selbst vermieten wird, sagte Müller. Auch in das über 200 Jahre alte Torhaus kommt eine Wohnung. In die großen Scheunen sollen Reihenhäuser eingebaut werden.

„Wir wollen die Altbausubstanz erhalten.“, sagte Müller. Anstelle eines bereits abgerissenen Gebäudes entstehen Neubauten. Jeder Eigentümer hat eigene Gartenflächen. Darüber hinaus gibt es in der Wohnanlage auch Gemeinflächen, die von allen genutzt werden können. Abstellmöglichkeiten für Fahrzeuge sollen außerhalb des Gutes geschaffen werden, sagte Müller. Die Straße auf der Ostseite ist kommunal und wird von der Stadt ausgebaut. Auch der Weg auf der Westseite des Komplexes soll später als Zufahrt dienen.

Jörg Liebig, Denkmalpfleger des Landkreises, ist begeistert von den Plänen. „Das Rittergut wandelt sich vom hässlichen Entlein zum mutmaßlichen Schwan“. meint er. „Das ist eine gute Lösung, wenn man den Totalverlust vermeiden will. Und es ist mehr, als man realistisch annehmen konnte.“ Er begrüßt, dass die historische Substanz zumindest von außen erhalten bleibt. „Im Inneren der Seitengebäude ist nichts, was es wert wäre, dass man darum kämpft“, sagte Liebig. „Die Bonbons bleiben erhalten. Besonders schön ist auch, dass der Park hinter dem Herrenhaus wieder hergerichtet wird.“ Um die Realisierbarkeit, sprich Vermarktung, macht sich Liebig keine Sorgen. „Es gibt Leute, die suchen das Besondere.“

Bisher hat die Eigentümerin des Rittergutes recht gute Erfahrungen gemacht. Im vergangenen Jahr war mit der Sanierung des sogenannten Schweinegutes in Ebersbach begonnen worden. „Allein über Mundpropaganda ist das Objekt fast komplett vermietet. Es ist nur noch eine Wohnung frei“, sagte Peter Müller. Allerdings sollte der Umbau schon abgeschlossen sein. „Es dauert länger. Es ist derzeit ungemein schwierig, zuverlässige Baufirmen zu bekommen.“ Im Februar soll aber die erste Wohnung bezogen werden. In dem 130 Jahre alten Haus entstehen acht Wohnungen von 50 bis 100 Quadratmeter Größe.