Merken

Riesenansturm bei neuer Kinderärztin

Von den Patienten bereits erwartet: Seit Mittwoch halten Dr. Janine Siebert und ihr Team in Großenhain Sprechstunde.

Teilen
Folgen
© Kristin Richter

Von Catharina Karlshaus

Großenhain. Kurz vor dreiviertel acht beginnt sie, sich zu kringeln. Aus der kleinen Menschentraube wird eine immer größere Schlange, die abwechselnd auf die Uhren und in Richtung Eingangstür schaut. „Ich bin so froh, dass es endlich so weit ist“, sagt Maxi Neumann und strahlt übers ganze Gesicht. Die Mutter einer Tochter steht bepackt mit großer Grünpflanze und selbst gemaltem Wandbild unmittelbar vor der Praxis von Dr. Janine Siebert. In wenigen Minuten wird sich die Tür zur neu hergerichteten Behandlungsstätte öffnen.

Riesenandrang herrschte bei der Eröffnung der Kinderarztpraxis. Auch Familie Gebauer und Jeniffer Lux reihten sich ein.
Riesenandrang herrschte bei der Eröffnung der Kinderarztpraxis. Auch Familie Gebauer und Jeniffer Lux reihten sich ein. © Kristin Richter

Doch noch ist es nicht so weit. Maxi Neumann tut deshalb das, was alle machen. Warten, einfach geduldig warten. Die 23-Jährige, die sich im Februar mit ihrer Initiative „Kinderarzt gesucht in Großenhain“ deutschlandweit auf die Suche nach einem Mediziner begeben hatte, will die Nachfolgerin von Rosemarie Kandzia gewissermaßen im Namen aller Röderstädter Eltern persönlich willkommen heißen.

Mütter und Väter, die sich extra an diesem Mittwochmorgen auf den Weg gemacht haben, um mit ihren Sprösslingen auch wirklich bei der neuen Ärztin als Patientin unterzukommen. „Meine Frau hat mich sozusagen abkommandiert, damit unsere Kinder auch ja bei der Frau Doktor aufgenommen werden“, bekennt ein Großenhainer und lacht. Ein Ansinnen, das der Vater zweier Töchter mit vielen anderen Wartenden teilt.

Jennifer Lux etwa ist mit ihrem acht Monate alten Leon aus Gröditz gekommen. Bereits mit dem großen Sohn sei sie bei Frau Kandzia in Behandlung gewesen und würde nun auch gern bei deren Nachfolgerin Unterschlupf finden. Immerhin: Die 37-jährige Fachärztin für Kinderheilkunde bringt umfangreiche Klinikerfahrung mit. Bevor sie auf die frei werdende Praxis in Großenhain über die Sächsische Zeitung aufmerksam geworden ist, war Dr. Siebert im Klinikum Dresden-Neustadt tätig. „Als ich das gelesen habe, dachte ich, dass ich es gleich heute versuche“, verrät eine Priestewitzerin, die ihre Tochter an der Hand hält. Die junge Mama ist in diesen Morgenstunden in guter Gesellschaft. Viele der Wartenden wollen ihre Kinder nur vorsorglich anmelden.

Punkt acht Uhr kommen sie alle ihrem Ziel einen kleinen Schritt näher. Der Schlüssel dreht sich im Schloss, und schon steht Julia Preuß strahlend in der Eingangstür. Neben Katrin Horn und Kathleen Herrmann ist sie eine von insgesamt drei Helferinnen und bekommt beim Anblick der vielen Menschen ganz exclusiv einen Vorgeschmack auf das, was in den nächsten vier Stunden noch kommen soll.

Insgesamt 139 Patienten wird das Team um Dr. Janine Siebert an diesem ersten Vormittag bei sich willkommen heißen. Nicht alle davon sind tatsächlich krank wie die Tochter von Carolin Winkler oder die zwei Kinder von Familie Gebauer. „Wir sind so froh, dass die Ärztin nun endlich da ist! Wir waren früher auch immer bei Frau Kandzia und haben die letzten Monate notdürftig überbrückt.“ Besonders schlimm sei es in akuten Fällen oder während der Urlaubszeit gewesen. Manchmal wäre nur die Fahrt in die Kliniken Meißen oder Riesa übrig geblieben. Das sei nun zum Glück vorbei.

In den nächsten Stunden wird der Ansturm auf die neue Großenhainer Kinderarztpraxis nicht abreißen. Die Schwestern Julia und Katrin geben am großen Empfangstresen ihr Bestes und nehmen die Patienten freundlich und geduldig auf. „Ihnen gebührt heute das größte Lob! Sie hatten wirklich die meiste Arbeit und haben an unserem Premierentag absolute Nervenstärke bewiesen“, resümiert Dr. Janine Siebert am Mittag.

Das überaus herzliche Willkommen der Großenhainer – auch Oberbürgermeister Sven Mißbach habe sie mit Blumen überrascht – wäre sehr berührend gewesen. „Ich danke wirklich allen von Herzen! Meine Schwestern und ich freuen uns auf die Arbeit hier und auf unsere kleinen und größeren Patienten!“