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Rettung für die Straßenschule?

Die Förderung für das Projekt läuft aus. Jetzt könnte es eine Finanzierungsmöglichkeit geben.

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Von Julia Vollmer

Sie kämpfen mit Wohnungslosigkeit, haben Schwierigkeiten mit ihren Eltern und einige von ihnen eine Drogenvergangenheit – für die Schüler der Straßenschule ist das Projekt eine Chance, ihren Haupt- oder Realschulabschluss nachzuholen. Jetzt steht die Initiative des Vereins Treberhilfe am Albertplatz vor dem Aus. Die Förderung durch die Aktion Mensch läuft zum 30. April aus. Durch Spendengelder kann das Projekt noch bis Ende Juni weitergeführt, danach wäre nach jetzigem Stand Schluss, erzählt der zuständige Sozialarbeiter Markus Bernhardt.

Jetzt gibt es neue Hoffnung für die Schule. Die Linken-Fraktion im Stadtrat will sich der Sache annehmen und prüft derzeit einen Antrag zur Finanzierung der Straßenschule. „Das Projekt ist wichtig und überzeugt mich“, sagt Fraktionschef Schollbach. Nun will er mit den anderen Fraktionen sprechen, wie man die Initiative retten könnte. Bis Mitte Mai könnte es eine Entscheidung geben, hofft Stadträtin Rica Gottwald (Linke). Die anderen beiden Sozialpolitiker der Ratsmehrheit Tina Siebeneicher (Grüne) und Vincent Drews wollen die Straßenschule ebenso erhalten und nach einer Finanzierung suchen. Zur Sicherung der Löhne für Dozenten und der festangestellten Mitarbeiter sowie der Räume braucht die Treberhilfe etwa 100 000 Euro im Jahr. Miete muss der Verein nicht zahlen, nur die Nebenkosten. Bücher und Taschenrechner werden über Spenden finanziert. Das Projekt ist vorrangig für junge Erwachsene im Alter von 18 bis 27 Jahren gedacht. Zur Wohnungslosigkeit kämen bei vielen traumatische Erlebnisse in ihrer Schulzeit hinzu, sagt der Sozialarbeiter. Der Verein bietet den Jugendlichen eine zweite Chance, durch eine Reihe von Prüfungen können sie ihren Abschluss erlangen, ohne dafür eine normale Schule besuchen zu müssen. Sie absolvieren dann die sogenannte Schulfremdenprüfung. Derzeit lernen 15 Schüler in drei Klassen. Auf dem Stundenplan stehen alle Fächer wie in einer „normalen“ Schule auch. Von 9 bis 15 Uhr lernen die Teilnehmer Deutsch, Mathe und Co. Unterrichtet werden sie von freien Dozenten und Studenten. Treberhilfe-Chef Wolfer hält die 2014 ins Leben gerufene Straßenschule weiter für nötig: „20 Leute stehen auf einer Warteliste.“ Von den bisher 30 Absolventen waren fast alle erfolgreich und konnten nach dem einjährigen Lern-Marathon eine Lehre beginnen.

Wolfer und seine Kollegen hoffen auf Unterstützung aus der Politik. „Wir sammeln jetzt Spenden, versuchen, den Sommer zu schaffen und das Semester abzuschließen“, erklärt Wolfer, der auch als Streetworker arbeitet.