Merken

Radiobastler veranstalten eigene Sendung

Im Radiomuseum Großenhain arbeiten ein Glaubitzer und ein Stauchitzer mit. Die Tüftler machen ihr eigenes Programm.

Teilen
Folgen
© Kristin Richter

Von Kathrin Krüger-Mlaouhia

Großenhain/Glaubitz. Wie bringt man in Zeiten digitaler Rundfunksender Radios zum Spielen, die nur analoge Sender empfangen können? Also Musik aus der „guten alten Zeit“? Die Radiosammler und -bastler um Kurt Kralik im privaten Rundfunkmuseum in der Großenhainer Herrmannstraße können es. Sie machen quasi ihr eigenes Programm. Zu Ostern sind sie in die diesjährige Saison gestartet und öffnen nun bei städtischen Höhepunkten und auf Anfrage.

Jochen Schieck ist so einer, der alte Radios wieder zum Klingen bringt. Der Glaubitzer ist Rentner und war schon immer – wie auch die anderen Freaks der Gruppe – Bastler. Als früherer Elektronikingenieur weiß der 67-Jährige auch, was er tun muss. „Als ich zum ersten Mal das Großenhainer Museum besuchte, ging mir das Herz auf“, erinnert sich der Glaubitzer. Hunderte alter Radios und andere Phonogeräte der verschiedensten Bauarten sind hier aneinander gereiht – und alle sind (wieder) funktionstüchtig! Nun ist er selbst schon anderthalb Jahre mit am Werkeln, um den Geräten Töne zu entlocken. „Hier finde ich Gleichgesinnte und kann mich einbringen“, freut sich Jochen Schieck.

Wie geht das aber mit dem analogen Programm, da die Atmosphäre doch heutzutage frei ist von solchen Radiowellen? Jochen Schieck erzeugt sie selbst. Dafür baut er gerade Antennenbuchsen. Über ein Kabel werden die Wellen dann an die Altgeräte weitergegeben. „Allerdings nur intern, wir erzeugen keine Hochfrequenz“, stellt Jochen Schieck klar. Schon im Nebenhaus ist von der eigenen Sendung nichts mehr zu hören. Doch im Museum selbst können die Bastler richtig Musik abspielen und auch das Programm des MDR-Rundfunks auf ihren Geräten zum Klingen bringen.

Seit zehn Jahren gibt es Großenhains privates Rundfunkmuseum in dem ehemaligen Bäckerei-Großlager im Hinterhof. Teile alter Transportstrecken für Mehlsäcke sind an der Decke noch zu erkennen. Dort wurde einst das Mehl von der Bahnstrecke umgeladen. Jetzt können sich die Rundfunksammler auf den 200 Quadratmetern ausbreiten. Sie bauen auch ein kleines Schallplattenstudio auf. Das ist die Domäne von Jürgen Sonntag, dem Fachmann für LPs und Singles. Er zeigt sogar Postkarten mit Schallfolie oder solche aus Kinderzeitschriften wie der Frösi. Wer kann sich daran noch erinnern?

Experten schätzen alte Radios

Wolfgang Voigt aus Stauchitz kommt mit der Bohrmaschine. Der frühere Elektriker, heute ebenfalls Rentner wie die anderen, legt Anschlüsse für das interne Rundfunknetz. „Auch ich habe als Kind schon gern an Radios gebastelt, das Hobby bleibt“, erzählt der Stauchitzer.

Gemeinsam bieten die Rundfunkfans an, Altgeräte technisch zu beurteilen. Man kann sie dafür in die Ausstellung bringen und gegebenenfalls auch dalassen. „Uns geht es aber nicht um die Masse, sondern um die Darstellung der kompletten Rundfunkgeschichte“, erklärt Radiosammler Kurt Kralik.

Hermannstraße 16 in Großenhain, Telefon 01522 9137929.