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Neue Schnapsidee

Zum Jubiläum des Radeberger Bitters gibt’s bei der Liqueurfabrik eine ganz besondere Variante des beliebten Kräuters.

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© Thorsten Eckert

Von Jens Fritzsche

Radeberg. Diese Idee musste ein Jahr lang reifen. Und das nicht nur im übertragenen Sinne. Denn die neueste „Schnapsidee“ der Radeberger Liqueurfabrik ist tatsächlich ein ganzes Jahr in einem Original-Whisky-Fass gereift: Radeberger Reserve, heißt das Ganze. Radeberger Bitterlikör, der ein Jahr lang in einem extra aus Schottland gelieferten 250-Liter-Whisky-Fass lagerte. „Dadurch hat er eine feine Holz- und Whisky-Note angenommen, was wunderbar zu unseren Kräutern passt“, kommt Liqueurfabrik-Chef Thomas Tiebel ins Schwärmen. Auch der Alkohol-Gehalt ist mit 40,5 Prozent ein bisschen höher als die 35 Prozent des „normalen“ Radeberger Bitters.

Zunächst einmal 400 Flaschen hat der Liqueurfabrik-Chef mit der „Reserve“ gefüllt; nummeriert und limitiert. „Vielleicht wird das Ganze ja zum Sammlerstück“, sagt er augenzwinkernd. Aber gemacht ist dieser ungewöhnliche Radeberger Bitter natürlich zum Genießen, statt zum Sammeln. „Ich bin gespannt, wie er ankommt.“ Bei entsprechender Nachfrage will er das hölzerne Fass wieder füllen; und die nächste Auflage von 400 Flaschen reifen lassen.

Bekennender Whisky-Fan

Dass Thomas Tiebel auf eine solch ungewöhnliche Whisky-Idee kommt, liegt dabei eigentlich nahe. Zum einen, weil er bekennender Whisky-Fan ist, „zum anderen bieten wir hier ja auch regelmäßig Whisky-Seminare an, ich weiß also, dass es hier viele Whisky-Freunde gibt“, verrät Thomas Tiebel. Zudem war er schon seit einiger Zeit auf der Suche nach einer besonderen Idee für das diesjährige Jubiläum der Liqueurfabrik: Seit nunmehr 140 Jahren wird der beliebte Kräuterbitter an der Hauptstraße mitten in Radeberg hergestellt. „Die Reserve ist also sozusagen das Geburtstagsgeschenk, das wir uns und natürlich vor allem unseren Kunden gemacht haben“, sagt der Liqueurfabrik-Chef, der noch heute den Kräutersud nach dem geheimen Rezept von Bitter-Erfinder Wilhelm Richter in der Brennblase hinter der großen Glasscheibe ansetzt.

Ab diesem Donnerstag wird die limitierte Reserve nun zu haben sein. Und Radeberger Bitter-Fans wissen, dass dieser Tag nicht zufällig gewählt ist. „Der Donnerstag hat ja in der Liqueurfabrik eine ganz besondere Tradition“, weiß der Chef. Denn den beliebten Kräuterschnaps gab’s zu DDR-Zeiten ja nicht wirklich häufig in den Schnapsregalen der Republik. Und auch im Stammhaus an der Radeberger Hauptstraße – wo er eben bis heute hergestellt wird – gab es ihn eher selten. „Nämlich immer nur an Donnerstagen“, sagt Thomas Tiebel und verweist auf ein spannendes Schwarz-Weiß-Foto in der kleinen Ausstellung, die in den Räumen der Liqueurfabrik zu finden ist.

Geduldig in der Schlange

Auf besagtem Foto drängelt sich eine Kundenschlange geduldig die Hauptstraße aufwärts in Richtung Markt. So sah es aus, wenn „Schnapstag“ war in Radeberg. Und das war wie erwähnt immer donnerstags. „Da wurde eine bestimmte Menge Bitterlikör hier verkauft, und da stand die Kundschaft an“, kann sich Thomas Tiebel noch ganz genau daran erinnern. Als Kind nämlich stand er regelmäßig mit seiner Oma hier an, erzählt er immer wieder gern. Dass er später mal Chef der Liqueurfabrik werden würde, daran war damals natürlich noch nicht zu denken gewesen.

Seit 2000 ist er nun der Herr über das geheime Bitter-Rezept und wartet immer wieder auch mit neuen Ideen auf. Für den Winter zum Beispiel mit dem Radeberger Glühzauber – rotem und weißem Glühwein. Und für laue Sommerabende hat er das „Radeberger Gurkennächtle“ und den „Radeberger Sommer-Pfirsich“ in den Regalen. Und auch „Richters Bittere Magentropfen“ hat Thomas Tiebel wiederbelebt.

Aber jetzt ist er erst mal gespannt, wie die Jubiläums-Idee ankommt; die „Radeberger Reserve“.