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Puhdys-Bassist zupft auch im Gefängnis

Die SZ talkt mit dem Peter Rasym Ende März im „Teichhaus“ in Ottendorf. Vorab verrät er schon mal Spannendes.

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© René Plaul

Von Jens Fritzsche

Nun gut, die Rockerrente stellt man sich eigentlich ein bisschen anders vor. Aber nach dem Ende der Ostrock-Legende Puhdys legen die Musiker ihre Instrumente noch lange nicht aus den Händen. Gitarrist und Sänger Dieter „Maschine“ Birr geht mit neuer Solo-Platte und neuer Band auf Tour, auch Dieter „Quaster“ Hertrampf ist mit gleich zwei verschiedenen Projekten unterwegs. Und Puhdys-Bassist Peter „Bimbo“ Rasym greift aktuell bei der nicht minder bekannten Ost-Band „Lift“ in die vier Saiten – und hat überhaupt sehr, sehr spannende Musikprojekte, mit denen er sich beschäftigt. Und mit 63 ist er ja auch noch einer der Jüngeren bei den Puhdys gewesen – und damit ja auch noch nicht wirklich im Rentenalter angekommen.

Über all das wird er am 31. März in Ottendorf-Okrilla erzählen. Dann nämlich wird er zur Talkshow im „Alten Teichhaus“ anreisen – und, so hat er versprochen, auch den Bass und die Gitarre wird er mitbringen. Vorab erzählte er der SZ aber schon mal das eine oder andere Interessante:

Was für eine Schlagzeile, die jüngst in der Bild-Zeitung zu lesen war: „Bimbo macht jetzt Musik mit Mördern!“ …

Naja, ist sehr spektakulär, stimmt aber. Ich habe ja fünf Jahre lang Musik-Therapie studiert. Und während dieser Ausbildung hatte ich ein Praktikum in der Justizvollzugsanstalt in Berlin-Tegel absolviert – im vergangenen Juni bekam ich dann einen Anruf von dort, ob ich Zeit hätte für ein Musik-Therapieprojekt, weil der bisherige Therapeut aufgehört hat. Und da ich ja nun ein bisschen Zeit habe, mache ich das …

Wie muss man sich das vorstellen?

Das sind fünf Leute, die Instrumente spielen. Wir haben quasi eine Band und machen Musik. Hinter Gittern sozusagen.

Und es sind tatsächlich Mörder?

Nicht nur Mörder, aber auch Mörder. Es sind Leute, die in der sogenannten Sicherheitsverwahrung einsitzen. Aber es sind eben auch Leute, deren Sozialprognose gut ist, die demnächst Freigang bekommen könnten. Das Ganze ist Teil des Sozialisierungsprozesses. Musik ist ja ein wunderbares Mittel dafür.

Und es funktioniert?

Ich hoffe. Im Moment habe ich jedenfalls ein sehr gutes Gefühl.

Überhaupt ist vom ruhigen Rockerrentner-Leben bei Ihnen nicht wirklich viel zu spüren. Jetzt sind Sie zum Beispiel nach dem Ende der Ostrock-Legende Puhdys mit einer anderen Ost-Kultband unterwegs: mit Lift. Wie kam es dazu?

Der eigentliche Bassist von Lift ist schwer krank. Sänger Werther Lohse hat mich angesprochen, ob ich einspringen könnte. Das hat mich gereizt – und so bin ich nun mit Lift unterwegs.

Was ja sicher eine Umstellung ist – nicht nur musikalisch – sondern auch, was die Zuschauerzahlen betrifft. Mit den Puhdys füllten Sie die großen Hallen, jetzt spielen sie auch mal vor zweihundert Leuten …

Das ist nicht schlimm, finde ich. Es müssen ja nicht immer Tausende sein. Wir spielen mit Lift in kleineren Clubs und auch in größeren Konzertkirchen, wie in Neubrandenburg. Das macht Spaß – und es ist irgendwie auch spannend, diese unmittelbare Nähe zum Publikum spüren zu können.

Es gibt in entsprechenden Internet-Foren zum Thema Ostmusik eine Menge Leute, die nach den Lift-Konzerten schwärmen. Sie könnten jetzt endlich mal zeigen, was Sie musikalisch am Bass so drauf haben. Konnten Sie das bei den Puhdys nicht?

Es ist ja bei Lift eine andere Musik. Rockballadesker würde ich es umschreiben. Da gibt es natürlich mehr Freiräume. Aber auch bei den Puhdys gab es ja Solo-Möglichkeiten, allerdings waren die Leute eben dort in den Konzerten, um das Gesamtkunstwerk Puhdys zu erleben, da passten allzu ausufernde Soli nicht unbedingt ins Konzept, was aber nicht schlimm ist, wie ich finde.

Wird es demnächst mal eine neue Lift-CD mit Ihnen am Bass geben?

Wir denken derzeit tatsächlich darüber nach, vielleicht eine Live-CD zu machen. Auch neue eigene Titel sind im Gespräch. Aber eine Entscheidung ist noch nicht gefallen, das ist also alles noch nicht wirklich spruchreif.

So ganz ohne Puhdys geht es aber dann doch nicht … Sie sind auch mit ihrem Puhdys-Kollegen „Quaster“ unterwegs.

Ja, Quaster macht ja zwei Projekte. Eine kleine Talkrunden-Variante, bei der er Geschichten aus seinem Leben erzählt – und die große Band-Variante, bei der seine sehr musikalischen Familienmitglieder zu erleben sind. Bei beiden Projekten zupfe ich den Bass. Das macht Spaß. Und man muss sich ja musikalisch fit halten …

Fürs nächste Puhdys-Comeback?

Aktuell ist das nicht geplant. Aber man soll ja im Musikgeschäft niemals nie sagen …

Treffen Sie sich denn derzeit regelmäßig mit Ihren Puhdys-Kollegen?

Mit Quaster ja wie erwähnt; und auch mit Keyboarder Peter Meyer telefoniere ich ab und an. Demnächst werden wir uns sicher zu einer großen Geburtstagsrunde treffen, da feiert ein bekannter Kollege, der nicht bei den Puhdys war.

Jüngst haben Sie in einer Zeitung erklärt, dass Sie nicht mehr bei Ihrem langjährigen Spitznamen „Bimbo“ genannt werden wollen. Was ja bekanntlich eine Zusammenfassung des Satzes war: „Bin im Moment bassmäßig orientiert“. Ist das Ablegen dieses Spitznamens nun auch ein Stück Emanzipation von den Puhdys?

Der Name entstand ja lange vor meiner Zeit bei den Puhdys. Ich bin ja erst seit 1997 dabei gewesen. Der Spitzname stammt noch aus Schülerband-Zeiten in Bitterfeld. Nein, ich denke einfach, es ist jetzt an der Zeit, auf Spitznamen zu verzichten …

Nun kommen Sie Ende März ins „Alte Teichhaus“ nach Ottendorf-Okrilla. Zum Talk, was eine Premiere ist. Wird das vielleicht ein Konzept, mit dem Sie demnächst auf Tour gehen?

Ach, für so wichtig halte ich mich nun wirklich nicht. Na klar habe ich eine Menge erlebt und es gibt viel zu erzählen. Aber dass ich demnächst als Talker durch die Lande ziehen werde, glaube ich dann doch eher nicht. Das ist nicht so mein Ding.

Wie kam es zur Talk-Idee in Ottendorf-Okrilla?

Der Teichhaus-Wirt Eckart Proschmann hat mich angerufen, hat erzählt, dass er im Teichhaus regelmäßig Ost-Rock-Konzerte organisiert und auch schon Talkrunden angeboten hat. Er hat gefragt, ob ich Lust hätte – und da habe ich spontan Ja gesagt, weil ich mal ausprobieren will, wie das so ist.

Aber ganz ohne Musik wird der Abend nicht über die Bühne gehen …

Ich überlege, meinen Bass und meine Gitarre mitzubringen, ja.

„Talk mit Peter Rasym“ am 31. März, 20.30 Uhr im „Alten Teichhaus“ in Ottendorf-Okrilla. Der Puhdys-Bassist wird im Gespräch mit dem Radeberger SZ-Lokalchef Jens Fritzsche aus dem Musiker-Nähkästchen plaudern. Eintritt 11 Euro, Einlass ab 18 Uhr. Reservierungen sind möglich unterTelefon 035205 5280. www.altes-teichhaus.de