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Pesterwitz startet in sein Jubiläumsjahr

Der Freitaler Ortsteil wird dieses Jahr 950. Für die geplante große Feier werden dringend Helfer gesucht.

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© Karl-Ludwig Oberthür

Von Tobias Winzer

Freital. Es gibt so einige Dinge, die man angesichts des 950. Jubiläums von Pesterwitz in diesem Jahr hervorheben könnte. Zum Beispiel, dass der Ort Freitals ältester und zugleich jüngster Stadtteil ist. Oder, dass in der Urkunde, weswegen nun runder Geburtstag gefeiert wird, Pesterwitz gar nicht erwähnt ist. Oder, oder, oder. Für Pfarrer Matthias Koch steht aber etwas anderes an oberster Stelle. „Es geht darum, dass alle miteinander etwas auf die Beine stellen“, sagt der Vorsitzende des eigens für das Jubiläum gegründeten Vereins. „Das ist der Sinn des Festes.“

Eigentlich sollte Freitals Ex-Oberbürgermeister und Ur-Pesterwitzer Klaus Mättig die Fäden für die Jubiläumsfeier in der Hand halten. Doch als der Verein im Frühjahr 2016 gegründet wurde, zog er zurück. Koch, der seit 18 Jahren als Pfarrer in Pesterwitz arbeitet, sprang ein. „Vom Gefühl her konnte ich einfach nicht Nein sagen.“ Der 62-Jährige sieht die Feierlichkeiten in diesem Jahr auch als Chance, die Gräben, die innerhalb der Dorfgemeinschaft bestehen, zu kitten und ein neues Gefühl des Miteinanders zu stiften. Das gilt auch für das manchmal angespannte Verhältnis zur Stadt Freital.

Geplant ist eine Feier über zehn Tage. Sie soll am 7. September am Windbergfest-Wochenende beginnen und am darauffolgenden Wochenende mit dem traditionellen Pesterwitzer Herbst- und Weinfest enden. „Wir wollen keine Gegenveranstaltung zum Windbergfest machen“, sagt der Sprecher des Vereins, Tilo Harder. „Im Gegenteil: Wir wollen mit der Kernstadt zusammen feiern. Das soll etwas Verbindendes haben.“ Zehn Tage lang soll an verschiedenen Stellen im Ort gefeiert, gebastelt und die Geschichte von Pesterwitz erkundet werden.

Ein Sportfest, ein Festgottesdienst mit dem Bischof von Sachsen, Uwe Rentzing, ein historischer Rundgang oder ein Familientag sind geplant. Höhepunkt soll ein großer Umzug am 16. September werden, der einmal quer durch den Ort und wieder zurück führt. Auf rund 40 Bildern, die entweder als geschmückte Autos, große Zeichnungen oder schauspielerische Einlagen daherkommen, wird die Ortsgeschichte erlebbar gemacht.

Mit dabei ist dann sicher auch die eher indirekte Ersterwähnung von Pesterwitz. In der Löbtauer Urkunde von Heinrich IV. aus dem Jahr 1068 wird eine Burgward, also das Gebiet rund um eine Burg, an der Weißeritz erwähnt. Gemeint war damit eine Anlage auf dem heutigen Burgwartsberg. Es muss also damals eine Besiedlung auf dem heutigen Ortsgebiet von Pesterwitz gegeben haben. Pesterwitz selbst wurde erst im Jahr 1311 erstmals als Besterwiz urkundlich erwähnt.

Wie Bischof Benno aus Meißen um 1100 den Wein nach Pesterwitz brachte oder wie das Rittergut 1945 von der Roten Armee beschlagnahmt wurde, sind weitere Ereignisse, die beim Umzug eine Rolle spielen. Dargestellt wird sicher auch die Eingemeindung nach Freital im Jahr 1999, weswegen Pesterwitz zugleich der jüngste als auch älteste Ortsteil der Stadt ist.

Interaktiver Ortsrundgang geplant



Damit der Umzug und auch die anderen Programmpunkte wie geplant stattfinden, gibt es verschiedene Arbeitsgruppen. Alle Planungen für den Festumzug laufen beispielsweise über den Chef des Guts Pesterwitz, Lars Folde, und über den stellvertretenden Chef des Sportvereins Pesterwitz, Steffen Schütz.

Die Arbeitsgruppe Geschichte ist gerade dabei, eine Chronik zum Jubiläum zu erstellen, die dann pünktlich zum Geburtstag gekauft werden kann. Außerdem sollen verschiedene historische Gebäude im Ort mit einer Porzellan-Plakette und einem sogenannten QR-Code ausgestattet werden. Dieser kann mit dem Smartphone gescannt werden, und schon stehen die geschichtlichen Details über das jeweilige Gebäude auf dem Bildschirm.

Pfarrer Koch schätzt, dass derzeit etwa 50 Personen aktiv bei den Vorbereitungen für das Jubiläum mitmachen. „Das ist schon sehr gut, aber wir hoffen, dass es bald 500 sind“, ergänzt Harder. „Die Leute, die jetzt dabei sind, schaffen es ohne zusätzliche Hilfe nicht.“ Wer mitmachen wolle, könne sich an den 950-Jahr-Verein oder direkt an die Arbeitsgruppe wenden. Auf einer eigens eingerichteten Internetseite gibt es alle Kontaktdaten. „Jeder kann sich einbringen, auch als Ordner beim Umzug oder als Einweiser am Parkplatz“, sagt Koch. „Das Beste wäre, wenn alle Pesterwitzer mitmachen würden.“

Unterstützung wird auch in finanzieller Form gebraucht. Der Verein rechnet mit Kosten von rund 70 000 Euro für die Feierlichkeiten. Die sind noch nicht gedeckt. Mit einer Uhr, die gegen eine 50-Euro-Spende verschenkt wird, Postkarten und einem Kalender sammelt der Verein selbst Geld. Hinzu kommen Sponsoren und jede Menge kostenlose Hilfe von Handwerksunternehmen oder Privatleuten. „Auch die Stadt Freital will sich auf jeden Fall beteiligen“, sagt Koch.

Zuletzt hatte es deswegen Knatsch gegeben, weil die 950-Jahr-Feier im Haushaltsentwurf für das gerade angelaufene Jahr überhaupt keine Rolle spielt. Mittlerweile hat es ein Gespräch im Büro des Oberbürgermeisters Uwe Rumberg gegeben. Die angemeldeten 20 000 Euro sollen es zwar nicht werden, heißt es. 10 000 Euro seien aber wohl für das Fest vorgesehen.

www.pesterwitz950.com