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Ostalgie am Klettergerüst

Auf einem Pieschener Spielplatz können die Kleinen bald restaurierte DDR-Gerüste erobern.

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© Waltraud Kossack

Von Nora Domschke

Wer seine Kindheit und Jugend in der DDR verbracht hat, wird beim Anblick des Pieschener Spielplatzes an der Aachener Straße wohl in Erinnerungen schwelgen. Sicher auch an den einen oder anderen blauen Fleck, den die harten Metallstangen am Körper hinterlassen haben. Der Pieschener Spielplatz ist einer der wenigen in Dresden, auf dem die DDR-Relikte bis heute überdauert haben – und nun in frischen Farben glänzen. Die Gerüste wurden aufgearbeitet, der Platz mit neuen Geräten ausgestattet. Ab den Sommerferien dürfen die Kinder alles testen. Die SZ zeigt, wo die Stadt noch investiert.

Jörg Lange vom Grünflächenamt konnte mit den Gerüsten an der Aachener Straße DDR-Geschichte bewahren.
Jörg Lange vom Grünflächenamt konnte mit den Gerüsten an der Aachener Straße DDR-Geschichte bewahren. © Christian Juppe

Der gestiegene Bedarf: Mehr Kinder brauchen mehr Spielmöglichkeiten

Dresden wächst und damit auch der Bedarf an Spielplätzen. Lebten 2006 noch 70 000 Kinder in der Stadt, sind es heute mehr als 90 000. Und jedes Kind braucht Freiraum zum Spielen. In der kommunalen Bürgerumfrage gaben 33 Prozent der Dresdner Familien an, dass sie mehrmals wöchentlich einen Spielplatz besuchen, 16 Prozent tun das sogar täglich. Die Aufgabe der Stadt ist es, ein entsprechendes Angebot zu schaffen – und das möglichst gut verteilt im Stadtgebiet. Denn die Stadtteile wachsen unterschiedlich schnell. Den größten Zuwachs an Kindern verzeichnen die Albertstadt und Friedrichstadt; dort sind viele neue Wohnungen entstanden. Dabei ist es gar nicht so einfach, passende Flächen für zusätzliche Spielplätze zu finden. Deshalb investiert die Stadt vor allem in neue Spielgeräte. Derzeit verwaltet das Grünflächenamt 208 Spielplätze, insgesamt gibt es in Dresden mehr als 850.

Die aktuellen Baustellen: Eine halbe Million Euro kosten die Reparaturen

In diesem Jahr rücken die Mitarbeiter des Grünflächenamtes auf zahlreichen Spielplätzen an, um Schäden zu reparieren, den Sand zu wechseln und Spielgeräte auszutauschen. Dafür stehen rund 480 000 Euro zur Verfügung. In Schullwitz und Klotzsche werden sogar drei neue Spielplätze gebaut, weil dort Wohnhäuser entstanden sind. Investiert wird etwa auch in die Anlage auf der Gostritzer Straße in Leubnitz und am Stresemannplatz in Striesen.

Die nächsten Projekte: Sechs Plätze werden neu ausgestattet, einer gebaut

Neben der Anlage an der Aachener Straße in Pieschen investiert das Grünflächenamt auch in anderen Stadtteilen. Einen komplett neuen Spielplatz bekommt Wilschdorf im Dresdner Norden. Saniert und neu ausgestattet werden die Anlagen an der Großmannstraße in Plauen, der Förstereistraße in der Äußeren Neustadt, der Altonaer Straße in Friedrichstadt und der Trachenberger Straße in Pieschen. Die Stadt investiert 420 000 Euro dafür. Derzeit werden die Planungen erarbeitet, im Herbst ist Baubeginn. Jörg Lange, Abteilungsleiter im Grünflächenamt, rechnet damit, dass im Frühjahr 2018 die ersten fertigen Anlagen von den Kindern erobert werden können. In Prohlis und Reick nutzt die Stadt Fördermittel aus dem Fonds „Soziale Stadt“. Für 145 000 Euro wird auf der Gamigstraße neben dem Jugendhaus Game eine Fläche umgestaltet. Der Bolzplatz am Rudolf-Bergander-Ring bekommt einen neuen Belag. Weil das Areal später bebaut wird, sucht die Stadt derzeit eine neue Fläche.

Die Neuerung: Kinder dürfen bei der Umgestaltung mitreden

Weil Kinder selbst am besten wissen, was auf einem Spielplatz fehlt oder wo es gefährlich ist, bezieht das Grünflächenamt den Nachwuchs in die Planungen mit ein. Dafür werden etwa Kitas und Schulen angeschrieben – die Kinder testen dann mehrere Tage lang die Spielgeräte und das Gelände. In diesem Jahr durften sie bei der Umgestaltung der Spielplätze in der Förstereistraße, Altonaer Straße, Großmannstraße und Gamigstraße mitreden.

Die Sicherheit: Die Anlagen werden regelmäßig von Experten überprüft

Was Eltern und Großeltern besonders interessiert: Wie oft werden die Spielgeräte und Anlagen auf Sicherheitsmängel kontrolliert? Regelmäßig, versichert Abteilungsleiter Jörg Lange. Bei einer Neueröffnung gibt es grundsätzlich ein Gutachten, später inspizieren geschulte Mitarbeiter die Plätze alle 14 Tage. Nach drei Monaten findet eine ausführliche Kontrolle der Geräte statt, Bolzen, Schrauben und bewegliche Teile werden untersucht. Einmal jährlich gibt es eine Hauptinspektion, bei der auch die Fundamente von Gerüsten und Schaukeln geprüft werden.