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Neustart in der Heimat

Die „wiederda-Börse“ informiert am 27. Dezember in Bautzen über Jobs und das Leben im Landkreis. Doch nicht nur dort wird um Rückkehrer geworben.

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© Uwe Soeder

Von Miriam Schönbach

Bautzen. Die Idee wird oft unterm Weihnachtsbaum geboren. Wie wäre eine Rückkehr in die Oberlausitz? Diese Frage stellen sich viele, die ihrer Heimat wegen der Arbeit den Rücken gekehrt haben. Damit aus den ersten flüchtigen Gedanken ein Projekt werden kann, organisieren der Landkreis Bautzen, die Industrie- und Handelskammer und Handwerkskammer Dresden am 27. Dezember erneut die Fachkräftebörse „wiederda“ im Landratsamt Bautzen. Zum ersten Mal wird in diesem Jahr auch die „Servicestelle Heimat“ Ansprechpartner für die Rückkehrwilligen sein.

Die Rückkehrer-Coachs arbeiten seit Mai im Auftrag des Fachkräftenetzwerks Oberlausitz. Von der ersten Eingebung bis zum Umzug ins alte, neue Zuhause braucht es im Durchschnitt ein Jahr, weiß Projektmitarbeiter Manuel Saring. Manche Jobsuchenden würden einmal durch die Stadt gehen und hätten schon eine Arbeit gefunden, gerade aber hoch spezialisierte Berufsgruppen müssten mehr Geduld mitbringen. „Wir sind sozusagen Willkommenslotse. Wenn der Wille da ist, finden wir auch einen Weg“, sagt er.

Projektleiter Reno Rössel sieht die Aufgabe der „Servicestelle Heimat“ zum einen in der individuellen Beratung der Rückkehrer und zum anderen im Türenaufstoßen bei den mittelständischen Unternehmen. „Wir wollen vermitteln, dass gerade in den kleinen Betrieben das Bewusstsein wächst, dass die Rückkehrer viele neue Ressourcen mitbringen“, sagt er. Die Erfahrung habe aber zum Beispiel gezeigt, dass es Bewerber mit derzeitigen Wohnorten außerhalb der Region oft schwerer haben, zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen zu werden.

Familie steht an erster Stelle

Denn Bewerbungsschreiben würden manchmal erst auf den zweiten Blick verraten, dass die Jobinteressenten hier geboren wurden. Doch das ist nur eine organisatorische Hürde, die genommen werden muss. „Wir wissen, neun von zehn Abgewanderten würden gern wieder zurückkommen. Den Wunsch setzen allerdings nur vier in die Tat um“, sagt Reno Rössel. Als Rückkehrgrund in die Heimat steht die Familie an erster Stelle: Entweder wollen Rückkehrer nach einer eigenen Familiengründung nicht auf die sozialen Netzwerke vor Ort verzichten oder aber Eltern brauchen durch Krankheiten oder einfach das Alter Hilfe von ihren weggezogenen Kindern. Manchmal wird auch ein Haus vererbt.

Gut vorbereitet will eine Rückkehr sein, weil häufig eine ganze Familie den Neubeginn wagt. „Es müssen passende Jobs für zwei gefunden werden. Aus der Ferne ist es außerdem schwer, eine Wohnung anzumieten, sich um einen Kita-Platz zu kümmern oder sich für die richtige Schule zu entscheiden“, sagt Manuel Saring. Die „Servicestelle Heimat“ will deshalb nicht nur in den Unternehmen im Landkreis Bautzen die Willkommenskultur befördern, sondern auch in Behörden. „Im gemeinsamen Armeausbreiten stehen wir hier sicher noch am Anfang“, so Saring.

Eine erste Handreichung werden die Weihnachtsurlauber in diesem Jahr schon beim Stadtbummel bekommen. Eine Image-Kampagne, unter anderem durch die „Servicestelle Heimat“ initiiert, nutzt freistehende Ladengeschäfte in Kamenz und in Bautzen, um Rückkehrern und Neustartern berufliche Chancen und Lebensperspektiven in der Oberlausitz aufzuzeigen. Außerdem weist die Aktion auf die „wiederda“ hin. Zur Fachkräftebörse haben sich 75 Unternehmen angemeldet. Im Angebot haben die Unternehmen über 280 freie Stellen. Im vorigen Jahr besuchten die Messe über 500 Interessierte.

Doch die „wiederda“ richtet sich nicht nur an Rückkehrwillige, sondern auch an Studenten, Pendler und Neustarter aus der Region. „Das Angebot nutzen immer mehr Menschen, die sich neu orientieren wollen“, sagt Manuel Saring. Er weiß aus einer früheren Tätigkeit beim Rückkehrerprojekt „Wachstumsregion Dresden“, dass die Fachkräftebörse schon so manchen Arbeitnehmer mit einem neuen Arbeitgeber zusammengeführt hat. Das sind die besten Voraussetzungen, damit bei den Willkommenslotsen die Telefone klingeln – für ein glückliches Comeback in der Oberlausitz.

Fachkräftebörse Wiederda im Landratsamt Bautzen am Mittwoch, dem 27. Dezember, von 10 bis 14 Uhr in der Bahnhofstraße 9 (Großer Saal)

www.landkreis-bautzen.de/wiederda