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Neues Hilfsangebot gegen Kummer und Sorgen

Die Diakonie kommt mit einem Beratungsmobil aufs Land und sogar auf Hausbesuch. Der Start ist schon mal vielversprechend.

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© Andreas Weihs

Von Gunnar Klehm

Sächsische Schweiz. Die ältere Dame weiß keinen Rat mehr. Schon lange hatte sie überlegt, was sie tun könnte, um ihrem Enkel zu helfen. Der geht nicht mehr regelmäßig zur Schule, ist ihr aufgefallen. Als sie jetzt das Beratungsmobil der Diakonie auf dem Parkplatz des Diska-Marktes in Dittersbach stehen sah, entschloss sie sich spontan, dort ganz anonym ihr Problem vorzutragen. In dem extra umgebauten Kleintransporter empfängt sie Danielle Pischtschan. Die erfahrene Sozialpädagogin hat einen Kontakt zur Erziehungsberatungsstelle in Pirna vermittelt. Ein anderer hat sich über die Unterschiede von Plätzen in einem Seniorenheim informiert, der Nächste darüber, wie man einen Behindertenausweis beantragt. „Das war schon mal ein vielversprechender Start“, sagt Pischtschan.

Im ländlichen Raum gibt es einen Bedarf an sozialer Beratung. Stationäre Beratungsstellen gibt es nur in Pirna, Heidenau, Neustadt und Sebnitz. „Dass auch in der Fläche Bedarf besteht, haben wir seit Längerem in unseren Beratungsstellen erkannt“, sagt Thomas Emmrich, Geschäftsführer der Diakonie im Landkreis. Mithilfe einer Förderung vom Sächsischen Landwirtschaftsministerium ist es der Diakonie nun gelungen, mobile Beratungsstellen einzurichten. Einmal die Woche wird Danielle Pischtschan mit ihrem Auto in Dittersbach, Bad Gottleuba und Bad Schandau Halt machen. Die Sozialpädagogin macht sich darauf gefasst, dass die Bandbreite der Problemlagen groß ist. Ab wann ist der Lohn so niedrig, dass man aufstocken lassen kann? Wie wird Wohngeld beantragt? Was kann ich tun, wenn mir die Wohnung gekündigt wird? Wer hilft bei einem dauerhaften Nachbarschaftsstreit? Mit diesen Fragen aufs Amt zu gehen, davor scheuen sich viele. „Eingeschränkte Mobilität bezieht sich nicht immer nur auf das Körperliche“, sagt Tobias Hupfer von der Diakonie. Oft seien es auch psychische Probleme, dass Menschen das Haus oder den Wohnort kaum noch verlassen. Deshalb kommt die Diakonie-Mitarbeiterin in Ausnahmefällen auch zu Hausbesuchen.

Alles wird Danielle Pischtschan nicht sofort beantworten können. „Dann verabreden wir uns noch mal für die nächste Woche“, sagt sie. Das Angebot muss sich auch noch rumsprechen. In Arztpraxen oder anderen sozialen Einrichtungen will sie sich und ihr Angebot vorstellen. „Auch in die Kirchenvorstände werden wir das noch mal tragen“, sagt Emmrich. Beraten werde jeder, egal ob er einer Konfession angehört. „Und alles ist kostenlos. Das sollte man vielleicht mal dazusagen“, erklärt Emmrich. Das gilt natürlich nur für die Klienten. Die Diakonie hat natürlich Ausgaben. Bis Februar 2021 ist die Finanzierung gesichert. In einem halben Jahr soll es für das Projekt erstmals eine Zwischenbilanz geben.

Die Mitarbeiterin unterliegt der Schweigepflicht. Getönte Scheiben am Bus schützen Gesprächspartner vor ungewolltem Tratsch. Das Auto hat auch eine Extra-Batterie für eine Heizung im Winter. Nun müssen die Menschen nur noch kommen, sagt Danielle Pischtschan. Selbst für Menschen, die nur mal jemanden zum Reden brauchen, will sie Ansprechpartner sein.

Beratungen: dienstags, 9 bis 11 Uhr, Edeka-Parkplatz Bad Gottleuba, donnerstags, 9 bis 11 Uhr, Diska-Parkplatz Dittersbach; 14 bis 16 Uhr, Marktplatz Bad Schandau