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Neuer Rekord bei Feuerwehreinsätzen

Schwere Unfälle bringen die Retter an ihre Grenzen. Dennoch gab es 2014 weniger Todesopfer bei Wohnungsbränden.

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© Roland Halkasch

Von Tobias Wolf

Nur das Stichwort Frauenkirche ist zu verstehen, als die Ansage durch die Feuerwache Altstadt hallt. Mit Blaulicht rücken die Fahrzeuge aus, nur um wenig später ganz entspannt in die Wagenhalle an der Strehlener Straße zurückzukehren. „Fehlalarm“, heißt es. Feuerwehr-Chef Andreas Rümpel nickt. Gerade hat der 56-Jährige die Jahresbilanz 2014 der Dresdner Feuerwehr vorgestellt. Fehlalarme wie der an der Frauenkirche nehmen eine prominente Position darin ein. Rund 1 300 waren es im vergangenen Jahr, etwa 200 mehr als noch 2013. Knapp 700 davon kamen automatisch von Brandmeldeanlagen, die versehentlich ausgelöst wurden, bei Reinigungsarbeiten oder durch eine technische Störung. „Das heißt im Umkehrschluss aber auch, dass die Anlagen zuverlässig funktionieren“, betont Rümpel.

Die Bilanz des Feuerwehrchefs hat auch einen neuen Rekord vorzuweisen. So ist die Zahl der Einsätze von Feuerwehr und Rettungsdiensten auf rund 148 000 gestiegen, knapp 1 200 mehr als noch im Vorjahr. In den letzten zwei Jahrzehnten haben sich die Einsätze in Dresden sogar verdoppelt. Gute Nachrichten gibt es jedoch bei Bränden in der Stadt. Im gesamten Jahr rückten die Feuerwehrleute 832-mal aus, elfmal weniger als 2013. Unter anderem standen 170 Wohnungen und 74 Autos in Flammen, aber auch Müllbehälter und leer stehende Gebäude. Auch kamen im vergangenen Jahr zwei Menschen bei Bränden ums Leben. Zuvor waren es vier.

Weniger Großeinsätze in Dresden

Die Zahl der Großeinsätze ging ebenso zurück, von 60 im Jahr 2013 auf 49. Vor allem einer davon hatte es in sich. Das schwere Busunglück auf der Autobahn 4 nahe der Abfahrt Neustadt. Ein polnischer Doppelstockbus hatte im Juli die Mittelleitplanken durchbrochen und war auf der Gegenfahrbahn mit einem Kleintransporter zusammengestoßen. Elf Menschen starben bei dem Unglück, 55 wurden zum Teil schwer verletzt. „So etwas haben wir noch nicht erlebt“, sagt Feuerwehrchef Rümpel. MANV – Massenanfall von Verletzten heißt das Codewort für einen solchen Großeinsatz, bei dem es um mehr als fünf Verletzte geht. Insgesamt 150 Männer und Frauen von Feuerwehr und Rettungsdiensten bargen Verletzte auf der Autobahn und transportierten sie in Krankenhäuser in Dresden und dem Umland.

Dass die Rettungskräfte schnell reagieren konnten, liegt auch an der strategischen Reserve, die für solche Fälle in der City-Wache an der Strehlener Straße bereitsteht. Insgesamt zehn MANV-Ambulanzen hat die Stadt 2012 angeschafft. Im Notfall können diese sofort mit erfahrenem Personal eines Löschzugs besetzt werden und ausrücken, erklärt Wladimir Haacke, Ärztlicher Leiter des städtischen Rettungsdienstes. Bei einem Großeinsatz wie dem auf der A 4 sei es jedoch nicht einmal ausreichend, wenn alle Rettungskräfte zum Einsatz kommen, die in Dresden Dienst tun.

Neue Wachen bis 2016

So empfiehlt die Arbeitsgemeinschaft der Berufsfeuerwehren in solchen Fällen 170 Einsatzkräfte. In Dresden sind zu Spitzenzeiten jedoch nur 107 verfügbar. Ein großer Teil davon wird jedoch auch für den „normalen Rettungsdienst“ gebraucht, so Haacke. Freiwillige Feuerwehren und Einsatzkräfte aus dem Umland müssen deshalb immer zusätzlich alarmiert werden. Besonders eng geht es im Dezember zu. Kurz vor Weihnachten fallen die meisten Rettungseinsätze an.

Innerhalb der Stadt hat sich die Versorgung für die Einwohner derweil verbessert. Anfang Februar eröffnete die neue Rettungswache in der Johannstädter Gerokstraße. In der zweiten Jahreshälfte kommen noch eine Wache in Pieschen sowie 2016 drei Standorte in Klotzsche sowie der der Albert- und der Neustadt hinzu. Die weitere Entwicklung sei auf einem guten Weg, kommentiert CDU-Ordnungsbürgermeister Detlef Sittel die Pläne.

Derzeit leisten 587 Männer und Frauen Dienst bei der Berufsfeuerwehr. 2016 kommen weitere 23 Stellen hinzu. Knapp 600 aktive Mitglieder sind es bei den Freiwilligen Feuerwehren. 197 Notärzte sind im Dresdner Rettungsdienst tätig.