Merken

Neuer Investor für Glasinvest

Zwei der drei bisher beteiligten Unternehmen wollen ihre Flächen verkaufen. Grund dafür ist ein Streit.

Teilen
Folgen
© Visualisierung/ aT2

Von Peter Redlich

Radebeul. Das Areal erinnert an die Krater genannte Baustelle, die es vor Jahren an der Sidonienstraße in Radebeul-Ost gab. Genauso tot, genauso vergammelte Absperrungen. Nur, dass der brachliegende Flecken an der Meißner Straße ein Vielfaches größer ist. Weil es hier mal ein Unternehmen namens Glasinvest gab, nennen alle in Radebeul den Standort eben Glasinvest.

Eigentlich sollte längst gebaut werden. Schön anzusehende Pläne wurden veröffentlicht. Drei Investoren hatten sich in die insgesamt gut 15 000 Quadratmeter große Fläche geteilt. Die Firma Hentschke Bau hat 4 250 Quadratmeter, der Radebeuler Bauunternehmer Peter Heil mit seiner Firma Sächsische Wohnimmobilien GmbH (SWG) 7 600 Quadratmeter, die Radebeuler Wohnungsgenossenschaft Lößnitz 3 500 Quadratmeter.

Ein Teil dessen, was mal gebaut werden sollte, ist immer noch als Fotowand auf einem Container aufgeklebt, der gleich neben der Straßenbahnhaltestelle auf dem Areal steht. Ob das so immer noch entstehen wird, ist derzeit offen.

Dabei hatte das ganze Planen für das Areal gut begonnen. Im Oktober 2015 wurde erstmals das Konzept vorgestellt: an der Meißner Straße Gebäude für ein Pflegeheim und barrierefreie Wohnungen. Im Erdgeschoss Läden, alles von Hentschke Bau. Im hinteren Bereich sechs Häuser mit 62 Wohnungen von Peter Heil. Die Genossenschaft will ebenfalls über 30 Wohnungen auf der Seite der Freiligrathstraße bauen. Sowohl bei Hentschke Bau als auch bei der WG Lößnitz will sich die Volkssolidarität mit Seniorenwohnungen einmieten.

Ein Jahr später, im September 2016, stehen die Vorplanungen. Es gibt unter den Stadträten einen fast einstimmigen Beschluss. Die Investoren reißen die Bauruine von Glasinvest mit großem Aufwand ab. Fast eine Million Euro kostet das. Im Dezember 2016 schließt die Volkssolidarität Mietverträge für das Wohnen im Pflegeheim und betreutes Wohnen ab.

Anschließend werden Detailplanungen vorangetrieben. Doch ab Ostern 2017 gerät alles ins Stocken. Es gibt neue Gesetze für Nutzungen von Wohnungen an stark frequentierten Straßen. Dazu gehört auch das geplante Pflegeheim, für welches die Geräuschwerte zu hoch sein könnten..

Peter Heil: „Wir haben dann eine Woche lang Messungen an der Meißner Straße von einem Ingenieurbüro durchführen lassen. Es zeigte sich, dass die Lärmbelastung geringer ist, als die prognostizierten Werte.“ Außerdem sei der Vorschlag gemacht worden, hier sogenannten Flüsterasphalt für die Sanierung der Meißner Straße zu verwenden.

Doch all das sei auf taube Ohren bei der Stadt gestoßen. Es habe keine gemeinsamen Lösungssuche mehr gegeben.

Baubürgermeister Jörg Müller (parteilos) bestätigte vor wenigen Tagen im SZ-Interview, dass die bisherigen Investoren Heil und Hentschke Bau nicht mehr bauen, stattdessen verkaufen wollten. Die Wohnungsgenossenschaft hat sich inzwischen in ihr – vorher eigentlich an zweiter Stelle stehendes – Bauvorhaben Gellertpark zwischen Maxim-Gorki-Straße und Meißner Straße gestürzt und will dieses Jahr mit dem Bauen beginnen.

Für Glasinvest gibt es mittlerweile einen neuen, offenbar ernsthaften Interessenten. Die Gespräche seien schon weit fortgeschritten, sagt Peter Heil. Hentschke Bau wolle verkaufen. Auch Heil habe diese Absicht. Das neue Unternehmen, für das Projektkoordinator Kay Melzer die Vorbereitungen organisiert, plane nahezu alle Vorhaben, so wie bisher zu übernehmen. Allerdings werde der wesentliche Konfliktpunkt Pflegeheim an der Meißner Straße anders konzipiert. Hier sollen über den Läden lediglich barrierefreie Wohnungen entstehen.

Kai Melzer: „Wir betreiben die Sache sehr ernsthaft. Höchstwahrscheinlich kommt es im März/April zum Kauf.“ Mit im Planungsboot sind auch die Radebeuler Architekten vom Büro aT2 von Frank Mehnert und Dirk Georgi. Sie hatten bereits zum vorherigen Projekt die Gebäude und Außenflächen für Peter Heil entworfen. Anfang März könnten die Pläne im Stadtentwicklungsausschuss von den Räten besprochen werden. An einer öffentlichen Auslegung wird ebenfalls gearbeitet.

Mit der beteiligten WG Lößnitz wolle der potenzielle neue Investor noch ausführlich reden und seine Pläne vorstellen. Dies solle alles in den nächsten Wochen geschehen. Muss es auch, denn über das gesamte Gebiet hat die Stadt für alle drei Beteiligten einen Bebauungsplan gelegt. Eine Baugenehmigung bekommen nur alle oder keiner.

Zu den neuen Plänen steht auch der wichtigste Mieter, die Volkssolidarität. Deren Geschäftsführer Frank Stritzke: „Wir hatten bisher 52 Wohnungen, es könnten jetzt sogar noch 20 mehr werden – was uns sehr gelegen kommt. Denn uns liegen etwa 300 Anfragen vor.“ Allerdings macht Stritzke auch deutlich, dass es jetzt was mit dem Bauvorhaben werden müsse. „Die Leute rufen an und fragen nach. Wir machen Druck. Wenn es nicht wird, steigen wir aus“, so der VS-Geschäftsführer.

Koordinator Melzer bestätigt im SZ-Gespräch: „Ja, wir haben die Absicht, noch in diesem Jahr den Bauantrag einzureichen.“ Ziel sei es, im September/Oktober mit dem Bauen zu beginnen.