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Neuer Anlauf in Dresden

Ein Dortmunder Manager soll Drewag und Enso leiten. Im Ruhrpott durfte er nicht weitermachen. Der mögliche Supermanager über seinen Wechsel an die Elbe

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© Ruhrnachrichten

Von Peter Hilbert

Frank Brinkmann hat viele Hürden überwunden und sich unter mehr als 30 Bewerbern durchgesetzt. Stimmt der Stadtrat zu, übernimmt der 50-jährige Energieexperte ab Januar den Posten von Dresdens kommunalem Supermanager. Dann steht er an der Spitze des Stadtkonzerns Technische Werke Dresden (TWD), unter dessen Dach neun Unternehmen mit rund 5 500 Beschäftigten arbeiten. Zudem wird Brinkmann die Stadtwerke Drewag und die Enso Energie Sachsen Ost führen.

Die Aufsichtsräte von TWD und Enso haben bereits zugestimmt. „Noch hat der Stadtrat nicht entschieden, ich möchte mich aber sehr für das Vertrauen der Aufsichtsräte bedanken“, sagt Brinkmann der SZ. „Ich würde mich sehr freuen, gemeinsam mit den Gremien und den Mitarbeitern von TWD, Drewag und Enso diese Unternehmen in der dynamischen Welt der Energiewirtschaft weiterzuentwickeln.“ Als Diplom-Physiker und promovierter Betriebswirt ist der gebürtige Braunschweiger, dessen Großeltern aus Wernigerode und Halberstadt im Harz stammen, Techniker und Kaufmann.

Nach einem Job als Hauptabteilungsleiter und Prokurist bei der Kölner Rheinenergie AG steht der verheiratete Vater von drei Kindern ab 2010 an der Spitze der Dortmunder Energie- und Wasser GmbH (DEW21). Doch in der Ruhrmetropole wird ihm übel mitgespielt.

Vor einem Jahr schlägt die Nachricht in der westfälischen 586 000-Einwohner-Stadt wie eine Bombe ein, dass der Vorsitzende der DEW-Geschäftsführung seinen Hut nehmen soll. Der Aufsichtsrat hat beschlossen, dass sein bis 2017 laufender Vertrag nicht verlängert wird. Die große Dortmunder Tageszeitung „Ruhr Nachrichten“ berichtet ausführlich über den Fall. Demnach hat Brinkmann einen Widersacher, der ihn lieber heute als morgen vor die Tür setzen will – Guntram Pehlke, Vorstandsvorsitzender der Dortmunder Stadtwerke. Zu denen gehört auch die DEW.

Brinkmann ist bei Pehlke spätestens 2012 in Ungnade gefallen, da er vorgeschlagen hat, alle Unternehmensbeteiligungen der Sparte Energie in einer Gesellschaft zu bündeln – der DEW. Diese Strategie wird mit Drewag und Enso in Dresden schon lange verfolgt. Doch Stadtwerkechef Pehlke hat andere Pläne. Als SPD-Mitglied und einstiger Schatzmeister des Unterbezirks ist er im seit Jahrzehnten sozialdemokratisch regierten Dortmund auch politisch bestens vernetzt und hat viele Verbündete. Brinkmann steht auf der Abschussliste.

Sowohl Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat als auch DEW-Mitarbeiter bei der Belegschaftsversammlung zeigen sich betroffen, dass ihr Chef Ende 2017 gehen soll. Auch im Dortmunder Stadtrat kommt Kritik an dem von SPD und CDU unterstützten Schritt. „Für uns gab es damals keinen sachlichen Grund, über einen Auflösungsvertrag zu verhandeln“, sagt Grünen-Fraktionschef Ulrich Langhorst. „Für uns stand die fachliche Kompetenz im Vordergrund.“

Anfang März dieses Jahres kommt es für Brinkmann noch schlimmer. Er soll vorzeitig von seiner Funktion entbunden werden. SPD-Oberbürgermeister Ullrich Sierau verkündet den Namen von Brinkmanns Nachfolgerin, die nun seit Juli die DEW-Geschäfte führt. „Die Form war nicht schön“, erklärt Brinkmann der SZ. Er habe erst aus der Presse davon erfahren.

Solche Tiefschläge gebe es in so einem Führungsjob aber immer, zeigt er sich gelassen. „Ich habe in Dortmund über sieben Jahre gute Arbeit geleistet“, schätzt er ein. „Unter meiner Führung hat sich die DEW branchenanerkannt sehr gut und ertragsstark entwickelt. Auch mit den Mitarbeitern bin ich immer sehr gut klargekommen“, betont der parteilose Manager. „Bei unterschiedlicher strategischer Auffassung zum Markt und zur Ausrichtung des Unternehmens ergeben sich für einen Geschäftsführer auch mal persönliche Konsequenzen – dies ist ein Berufsrisiko, und man sollte sich deshalb nicht verbiegen.“

Über den Dortmunder Fall kann Reiner Zieschank, der bis Ende 2015 an der Spitze von TWD, Drewag und Enso stand, nur den Kopf schütteln. Er kenne Brinkmann aus der Branche als fähigen Fachmann. „Bei uns in Dresden sind diese Posten immer fachlich und nicht nach Parteibuch besetzt worden“, sagt der 65-Jährige. „Er macht einen richtig guten Eindruck. Er hat von der Materie Ahnung“, sagt einer von den Aufsichtsräten. „Wir denken, dass wir mit ihm einen sehr guten Manager bekommen.“ Schließlich stehe die große Aufgabe bevor, die Drewag und den Regionalversorger Enso weiter zusammenzuführen. Auch die Stadt betont, dass der Fachmann in Dresden gefragt ist: „Bei einem solchen Auswahlverfahren geht es vor allem um Kompetenz und Eignung, die TWD erfolgreich in die Zukunft zu führen“, so ein Sprecher.

Brinkmann würde auf Reinhard Richter folgen, der in Rente geht.