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Neue Mieter auf dem Nordpol

Henryk Ludwig investiert viel in die Hirschfelder Wohnblöcke. Daran hat auch das nahe Kraftwerk seinen Anteil.

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© Matthias Weber

Von Jan Lange

Hirschfelde. Auf dem Hirschfelder Nordpol tut sich was: Handwerker richten den Block Karl-Liebknecht-Straße 13 bis 19 her. Hier sollen in Kürze neue Mieter einziehen. Eigentlich wollte Eigentümer Henryk Ludwig aus Bühl in Baden-Württemberg den Block, der als „Klein-Chicago“ bekannt ist, stilllegen. Doch nun ändert sich der Plan. Die Wohnungen werden saniert und wieder vermietet. Vor allem an Handwerker, die am Bau des Kraftwerks Turow beteiligt sind. Noch diesen Monat sollen die ersten polnischen Monteure einziehen. Er schließe lieber befristete Mietverträge ab, als die Wohnungen leer stehen zu lassen, sagt Ludwig. Der Sanierungsbedarf sei in den meisten Wohnungen sehr groß, erklärt der Bühler, der vor gut eineinhalb Jahren sechs Blöcke auf dem Nordpol gekauft hatte. So musste er alle 32 Eingangstüren austauschen lassen. Um die Wohnungen an die Bauarbeiter vermieten zu können, müssen sie ausgestattet sein. Die Vermietungsquote steigt dadurch, derzeit liegt sie bei etwa 40 Prozent.

Der hohe Leerstand ist seit Jahren ein Problem auf dem Nordpol. Seit Henryk Ludwig Eigentümer von sechs Häusern ist, hat sich der Leerstand nicht vergrößert. Lediglich zwei Altmieter seien umgezogen, berichtet der Bühler. Dafür kamen andere Bewohner. Gesucht habe er die neuen Mieter auf beiden Seiten der Neiße. Dass er selbst gebürtiger Pole ist, half ihm dabei.

Von den Neuen zahlen nicht alle ihre Miete pünktlich, sagt Ludwig. Es seien auch Mieter nach einiger Zeit einfach verschwunden. Mit dem Großteil habe er aber keine Schwierigkeiten. Zuletzt gab es jedoch Beschwerden wegen der angespannten Parksituation. Der Hirschfelder Stadtrat Torsten Hiekisch (Bürgerbündnis) bat in der jüngsten Ratssitzung die Verwaltung, ob man nicht kurzfristig etwas dagegen unternehmen könne. Oberbürgermeister Thomas Zenker (Zkm) nahm den Eigentümer in Schutz, der sich bemühe und auch weitere Parkplätze bauen will. „Der Herr hat Ideen“, so der OB. Diese seien aber nicht immer leicht umzusetzen.

Dazu gehört der Bau einer Brücke nach Polen. Henryk Ludwig spreche das Thema bei jeder Gelegenheit an. Er hat dabei nicht nur die polnischen Arbeiter im Blick, die so schneller vom Kraftwerk zu ihren Wohnungen auf dem Nordpol kämen. Er sieht auch Vorteile für die Einheimischen. Das Kraftwerk Turow könnte so für sie als möglicher Arbeitsplatz stärker in den Fokus rücken. Doch die Zurückhaltung sei auf beiden Seiten groß, sagt Ludwig.

Während die Brücke noch Zukunftsmusik ist, hat sich in den vergangenen Monaten viel an den Wohnblöcken getan. Vor allem wurde der Abwasseranschluss an allen sechs Gebäuden erneuert. Die Stadt Zittau hatte die vorherigen Eigentümer immer wieder ermahnt, Regen- und Abwasser sauber zu trennen. Ohne Erfolg. Henryk Ludwig packte diese Aufgabe schon kurz nach der Übernahme an. An den Gebäuden ist ebenfalls einiges gemacht worden. Der Bühler musste auch hier seine ursprünglichen Pläne ändern. Er wollte zuerst die Karl-Liebknecht-Straße 21 bis 25 sanieren, da in dem Block die meisten Wohnungen vermietet waren. Das sei ein naiver Plan gewesen, sagt Ludwig rückblickend. Denn es zeigte sich schnell, dass an anderen Stellen dringenderer Bedarf bestand. Inzwischen sei viel Geld in die Wohnungen geflossen. Erst kurz vor Weihnachten ist das Treppenhaus in der Karl-Liebknecht-Straße 22 fertig geworden. Dieses Jahr will er die Clara-Zetkin-Straße 4 bis 8 in Angriff nehmen. Der Fokus liegt erst mal auf der Innenrenovierung. Die Dächer und Fassaden der sechs Wohnblöcke sollen später gemacht werden. Die größten Schäden bei den Gebäuden Clara-Zetkin-Straße 4 bis 8 und 13 bis 17 sind zumindest geflickt worden. „Aber es gibt wieder neue Schäden“, so Ludwig. „Es wird nach und nach erledigt.“

Die Mieter würden es gerne sehen, wenn alles sofort erneuert wird. Doch das sei nicht nur eine Finanzierungsfrage, so Ludwig. Es sei auch schwierig, gute Handwerker zu finden, die freie Kapazitäten haben. So wollte eine Mieterin gern ihr Bad ausbauen lassen, doch der Bühler findet keinen Handwerker. Auch in der Karl-Liebknecht-Straße 13 bis 19 stocken die Arbeiten etwas wegen der Baderneuerung.

Trotz mancher Schwierigkeiten sei er im Großen und Ganzen zufrieden, die Wohnungen auf dem Nordpol erworben zu haben, sagt Ludwig.