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Nackt durch die Sächsische Schweiz

Die Naturisten sind wieder unterwegs. Was am Nacktwandern so spannend ist, erklärt ein Überzeugter.

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© Dirk Zschiedrich

Von Mareike Huisinga

Sächsische Schweiz. Anwohner und Touristen sollten sich nicht wundern, wenn ihnen dieser Tage eine Gruppe von Nackten auf den Wanderwegen in der Sächsischen Schweiz entgegenkommt. Der Freundeskreis Sächsischer Naturisten hat erneut zur Nacktwanderwoche eingeladen. Rund 30 Teilnehmer aus Deutschland treffen sich jeden Morgen auf einem Grundstück bei Oberposta, um von dort aus in die Sächsische Schweiz zu starten. Nicht immer stoßen die Textilverweigerer bei ihren Touren auf Akzeptanz. Die SZ sprach mit Wolfgang Kettler, dem Vorsitzenden des Freundeskreises, über Motivation, Anfeindungen und Toleranz.

Wolfgang Kettler (68) aus Heidenau ist der Vorsitzende des Freundeskreises Sächsischer Naturisten, den er vor zehn Jahren gegründet hat.
Wolfgang Kettler (68) aus Heidenau ist der Vorsitzende des Freundeskreises Sächsischer Naturisten, den er vor zehn Jahren gegründet hat. © Dirk Zschiedrich

Herr Kettler, was ist so toll daran, nackt durch die Gegend zu laufen?

Es ist die Freiheit, die man dabei spürt. Nackt fühle ich mich als Mensch in der Natur mit Sonne und Wind viel intensiver.

Steckt hinter dem Nacktwandern eine Botschaft?

Nein, es geht uns ausschließlich um das körperliche Wohlbefinden des Einzelnen.

Wie reagieren Wanderer auf Sie, die Ihnen unterwegs begegnen?

Überwiegend positiv. Ich habe festgestellt, dass man nackt öfter gegrüßt wird als mit Bekleidung. Es gibt aber auch wenige, die uns ablehnen und uns beispielsweise mit ,ihr Ferkel‘ beschimpfen.

Wie reagieren Sie auf solche Anfeindungen?

Gar nicht, das ignorieren wir. Es ist das Beste, was wir tun können, um Streit zu vermeiden. Wir sind auch noch nie tätlich angegriffen worden.

Können Sie verstehen, dass manche dem Nacktwandern ablehnend gegenüberstehen?

Durchaus, da für viele das Thema Nacktsein ein Tabu-Thema ist. Aber wir schaden niemanden. Schließlich hat das Nacktwandern nichts mit Exhibitionismus zu tun. Exhibitionisten wollen gesehen werden. Bei uns ist das anders. Wir empfinden uns als ganz normale Wanderer, nur eben ohne Textil.

Gab es schon mal Probleme mit der Polizei?

Ja, im Jahr 2015 sind wir angezeigt worden. Die Polizeibeamten haben uns angehalten, unsere Ausweise verlangt und uns dann einen schönen Tag gewünscht. Nacktwandern ist keine Erregung öffentlichen Ärgernisses. Ein solcher Fall liegt nur vor, wenn es einen sexuellen Hintergrund gibt.

Wie sind Sie persönlich zum Nacktwandern gekommen?

Beim FKK-Baden habe ich bemerkt, wie angenehm es ist, nackt zu sein. Ich wollte mehr und habe mit 25 Jahren mit dem Nacktwandern begonnen. Damals auf einsamen Strecken. Vor zehn Jahren stellte ich dann im Internet fest, dass es mehr Nacktwanderer gibt. So kam mir der Gedanke, einen Freundeskreis zu gründen.

Wer gehört Ihrem Kreis an?

Ungefähr 15 Personen aus Pirna, Heidenau und der Umgebung. Ein Viertel davon sind übrigens Frauen. Wir wandern jede Woche und unternehmen auch Radtouren nach Tschechien. Bisher gab es auch dort keine Schwierigkeiten.

Sie haben eine Internetseite, suchen aber nicht gezielt nach Mitgliedern.

Das ist richtig. Hat jemand Interesse, dann kommt er von allein zu uns. Manchmal werden wir auch auf den Wanderungen von Menschen angesprochen, die unsere Kontaktdaten haben wollen.

Muss sich jeder ausziehen, der bei Ihnen mitwandert?

Nein, auch Gäste, die bekleidet wandern wollen, sind uns willkommen. Da sind wir tolerant, was unserer Lebenseinstellung entspricht. Schließlich erwarten wir von unseren Mitmenschen, denen wir begegnen, ebenfalls Toleranz.

Das Gespräch führte Mareike Huisinga.