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Musikalischer Wetteinsatz

Zwei junge Dresdner spielen am Mittwoch in der Einkaufsstraße. Angefangen hat alles mit einer verlorenen Wette.

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© Norbert Millauer

Von Nina Schirmer

Radebeul. Es liegt Musik in der Luft am Mittwochmittag in der Bahnhofstraße. Zwischen dem Rauschen der vorbeifahrenden Autos sind zarte Töne zu hören. Piano und Geige. Die Passanten horchen, wo die Klänge herkommen. Musik auf der Einkaufsstraße – das ist hier etwas ganz Seltenes. Auf Höhe vom Zebrastreifen entdecken die Leute den Ursprung der ungewohnten Beschallung. Mitten auf dem Gehweg steht ein Klavier. Ein junger Mann sitzt dahinter und drückt die Tasten. Daneben steht ein zweiter Musiker mit einer Violine.

Die beiden kommen aus Dresden, erzählen sie. Musikstudenten von der Hochschule? „Nein, wir sind sozusagen noch ganz am Anfang“, sagt der Geiger. Sein Name ist Jonas Schubert, hinterm Klavier sitzt sein Bruder Julius. Sie sind 15 und 14 Jahre alt. Wie Anfänger hören sich die beiden allerdings überhaupt nicht an. „Ihr spielt so schön“, ruft eine ältere Dame ihnen zu. Dabei war der Auftritt auf der Bahnhofstraße eigentlich gar nicht geplant. „Wir haben eine Wette verloren und müssen deshalb jetzt hier spielen“, sagt Jonas.

Gewettet hatten sie mit ihrem Musiklehrer Andreas Güstel. Und zwar darum, ob die beiden Jungen es schaffen, innerhalb von einer Woche das Stück „Taubenvergiften im Park“ von Georg Kreisler spielen und singen können. „Mit dem Klavierspiel hat es geklappt aber mit dem Gesang nicht ganz“, geben die jungen Musiker zu. Umso besser für die Passanten, dass die Schüler nun hier auftreten.

Die beiden Dresdner sind allerdings anfangs etwas irritiert. „Sind hier immer so wenige Leute unterwegs?“, fragen sie. Mit Straßenmusik kennen sich die Jugendlichen schon aus. Doch die Radebeuler Bahnhofstraße ist halt nicht die Prager Straße in Dresden. Dafür werfen in Radebeul viele Leute Geld in den Hut. Auch ein paar Scheinchen landen dort. Die verlorene Wette hat sich also gelohnt. „Das ist richtig cool für die Jungs“, sagt Musiklehrer Andreas Güstel. Er freut sich, dass die Stadt ganz unkompliziert ihr Okay für die Musikaktion gegeben hat. Der Pianist ist selbst bekannt dafür, an ungewöhnlichen Orten aufzutreten, hat unter anderem schon im Elbsandsteingebirge und auf einem Gletscher gespielt. „Ich habe das Klavier deshalb immer im Auto dabei.“ Nach gut zwei Stunden wurde das Piano dort hin zurück geladen und auf der Bahnhofstraße zog wieder Stille ein. Schade eigentlich.