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Mittelsachsen produzieren wenig Müll

Nur die Görlitzer sind laut Abfallbilanz 2016 sparsamer. Nachbessern will der Entsorger bei den Wertstoffhöfen.

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© André Braun

Von Maria Fricke

Region Döbeln. Im Landkreis fällt weniger Rest- und Sperrmüll an als in anderen Regionen Sachsens. Das geht aus der aktuell vorliegenden Abfallbilanz des Freistaates für 2016 hervor. Der DA hat sich die Daten einmal genauer angeschaut und beim Chef der Entsorgungsdienste Landkreis Mittelsachsen (EKM) nachgefragt: Warum produzieren die Mittelsachsen so wenig Müll?

Ein Mittelsachse hat 2016 im Schnitt 96 Kilogramm Müll produziert

Wenn es um den Restmüll geht, sind in Mittelsachsen nicht nur die Preise niedrig, sondern auch die Abfallmengen gering. So wurden 2016 im Schnitt von jedem Kreisbewohner 96 Kilogramm Restmüll produziert. „Das niedrige Niveau schwankt seit der Landkreisreform um einen Mittelwert von 94 Kilogramm pro Einwohner“, sagt EKM-Chef Jens Irmer. Nur Görlitz war 2016 sparsamer mit 89 Kilogramm pro Einwohner.

Als Grund für die vergleichsweise niedrigen Werte, der sächsische Durchschnitt liegt bei 125 Kilogramm pro Einwohner, führt Irmer das aus den Altkreisen Freiberg und Mittweida übernommene Ident-Wäge- beziehungsweise Identsystem an. „Die direkte Zuordnung des Abfalls zum Grundstück und in Freiberg das zusätzliche Verwiegen der Behälter hat die Bürger unseres Landkreises schon frühzeitig auch monetär für eine ordentliche Abfalltrennung belohnt. Davon profitieren wir heute mit einer gewissen Vorbildfunktion“, erklärt Jens Irmer.

Systemänderungen sind der Grund für Schwankungen beim Sperrmüll

2016 sind bei jedem Mittelsachsen 16 Kilogramm Sperrmüll angefallen. Die Auswertung der vergangenen Jahre habe gezeigt: Im Durchschnitt sind es 19 Kilo pro Jahr pro Mittelsachse. Geringe Abweichungen ließen sich durch Systemänderungen erklären, so Irmer. So wurde beispielsweise 2014 im Bereich Döbeln von Straßensammlung auf das Bestellkartensystem umgestellt, zeitgleich in Mittweida die kostenpflichtige Sperrmüllkarte durch eine kostenlose ersetzt. „Die zu erwartenden Veränderungen – mehr Sperrmüll in Mittweida und weniger in Döbeln – glichen sich ziemlich aus“, so Irmer. Von der Menge her fällt nur in Dresden (13 Kilo) sowie Chemnitz (14) nach Abfallbilanz weniger Sperrmüll pro Einwohner an als im Kreis.

Weniger Störstoffe im Biomüll, weil die Sammlung freiwillig erfolgt

Der Biomüll in Mittelsachsen wird seit 2014 gewerblich eingesammelt. In den Altkreisen Freiberg sowie Mittweida war dies schon vor 2014 so, im Zuge der Vereinheitlichung der Abfallwirtschaft kam auch der Bereich Döbeln dazu. Rund 29 Kilogramm Biomüll sind 2016 pro Einwohner zusammengekommen. Die Zahl ist seit 2014 weitestgehend stabil. Der Durchschnitt in Sachsen beträgt 33 Kilogramm pro Einwohner, die Spanne für die einzelnen Landkreise reicht von sechs bis 97 Kilogramm pro Einwohner. Ziel der EKM sei es, so Irmer, qualitativ hochwertigen Bioabfall einzusammeln. „Deswegen werden die Bürger nicht zur Bioabfallsammlung verpflichtet“, begründet der Entsorgungschef. Er vertraut darauf, dass Bürger, die die Biotonne freiwillig gewerblich nutzen, motivierter sind, sauberen Biomüll zu sammeln.

Damit sich die Sammlung des Biomülls lohnt, sei diese auch günstiger als die Entsorgung des Restmülls. „Wir haben folglich vielleicht weniger Bioabfälle als andere Landkreise, dafür sind weniger Störstoffe enthalten“, so Irmer. Hintergrund für die Strategie der EKM ist auch eine Studie, die im Auftrag des Landesamtes für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie im damaligen Altkreis Freiberg durchgeführt worden ist. Das Ergebnis: „Es ist wenig sinnvoll, in dünner besiedelten ländlichen Gebieten regelmäßig Bioabfälle einzusammeln“, so Irmer. Auf vielen Grundstücken wird der Biomüll sowie das Grüngut selbst kompostiert. Diese Art der Verwertung werde von der EKM gefördert, da sie zusätzliche Transportwege minimiere, erklärt Irmer.

Das Netz an Wertstoffhöfen soll noch verbessert werden

Auch das Grüngut wird in Mittelsachsen vorwiegend gewerblich eingesammelt. 27 Kilogramm pro Einwohner sind 2016 zusammengekommen, nur ein Kilogramm ist nicht gewerblich eingesammelt worden. Im Vergleich zum Jahr 2015 hat die Zahl des gewerblichen Grünabfalls um ein Kilogramm pro Einwohner leicht abgenommen. Irmer erklärt den Rückgang so: „Um möglichst viel Grüngut zu sammeln, wurde ein Netz von Wertstoffhöfen geschaffen. Allerdings besteht hier noch Verbesserungspotenzial, sprich wir wollen noch einige Wertstoffhöfe neu bauen.“ Pro Kubikmeter Grünschnitt und Gartenabfall zahlen die Bürger auf den Wertstoffhöfen derzeit 9,50 Euro.

Illegal abgelagerte Abfälle sind stark zurückgegangen

Um illegal abgelagerten Restmüll, Grüngut, Autowracks und andere Abfälle einzusammeln und zu entsorgen, mussten im Landkreis Mittelsachsen 2016 rund 37 000 Euro in die Hand genommen werden. Pro Einwohner entspricht das etwa 12 Cent. Im Vergleich zu 2015 ist der Betrag um 2 000 Euro gestiegen, 2014 lag er noch bei 49 000 Euro. Trotzdem ist in Mittelsachsen deutlich weniger illegal abgelagerter Restmüll gefunden worden. 2016 waren es 31 Tonnen, 2015 fast 70. Ähnlich stark zurückgegangen sind die aufgefunden Autowracks (drei), Reifen (acht) sowie Mengen an sonstigen Abfällen (13 Tonnen).

Zwischen den erfassten Abfallarten kann es zu gewaltigen Mengenschwankungen kommen, sagt Irmer. Denn die erfassten Mengen geben nur Aufschluss darüber, was auch entdeckt worden ist. „Jedes Kilogramm illegaler Abfall ist zuviel und unnötig. Die Kosten für die Bergung der illegalen Abfälle könnten sinnvoller eingesetzt werden“, sagt Irmer. Laut dem EKM-Chef erscheint es meist aufwendiger, den Müll irgendwo illegal zu entsorgen, als ihn in einen der zehn Wertstoffhöfe im Landkreis zu bringen. Viele Abfälle könnten zudem sogar kostenfrei an den Sammelstellen abgegeben werden.