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Mittagessen erst am Nachmittag

Die Hortkinder aus Thiendorf und Sacka müssen für eine warme Mahlzeit erst eine lange Busfahrt auf sich nehmen.

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© Symbolfoto/Unger

Von Manfred Müller

Ponickau. Viele Schüler der Ponickauer Grundschule haben ein Problem. Die Einrichtung bietet in der großen Pause keine Essenversorgung an. Zu Mittag wird in den Horten gegessen, die den Kindertagesstätten in Ponickau, Thiendorf und Sacka angegliedert sind. Zu den letzteren beiden müssen die Grundschüler nach Unterrichtsschluss mit dem Bus fahren, und das kostet Zeit. Betroffen sind vor allem die dritten und vierten Klassen, die schon einen etwas umfangreicheren Stundenplan haben. „Sie bekommen ihr Mittagessen erst gegen halb zwei“, erklärt der Thiendorfer Gemeinderat Ronald Bewilogua (CDU). „Dann haben sie den Hunger eigentlich schon übergangen.“ Betroffen sind etwa 50 Kinder, und die Zahl wird in Zukunft noch steigen. Der demografische Trend in den Dörfern östlich der Autobahn gehe hin zum dritten Kind, sagt Bewilogua. Das sei im Grunde sehr erfreulich – verschärfe allerdings auch das Problem mit dem Schulessen.

Die ungünstige Versorgungslage hat ihre Wurzeln in den 1990er und frühen 2000er Jahren, als die Geburtenzahlen rückläufig waren. Die Gemeinde Thiendorf wollte ihre drei Kitas unbedingt erhalten und integrierte deshalb die Nachmittagsbetreuung der Schüler in die Einrichtungen. Das funktionierte recht gut – nur müssen die Thiendorfer eben mit dem Autobus zum Kneipp-Kinderland und die Sackaer zum „Apfelbäumchen“ gebracht werden. Die Busse aber fahren nicht direkt von der Schule zum Hort, sondern steuern unterwegs noch viele kleine Dörfer im Nordosten des Landkreises an. Das bringt Fahrzeiten von bis zu einer Dreiviertelstunde mit sich, und bei längeren Unterrichtszeiten sind die Kinder dann erst am frühen Nachmittag vor Ort.

In der Ponickauer Grundschule ist man sich der Problematik wohl bewusst. „Die Eltern hätten hier schon gern eine Essenversorgung, aber uns fehlt einfach der Platz“, sagt Schulleiterin Andrea Haase. Auch die Gemeinde ist mit dem derzeitigen Zustand nicht zufrieden, weiß aber auch, dass es keine einfache Lösung gibt. Es sei eine Menge Leute beteiligt, deren Interessen man beachten müsse, erklärt Thiendorfs Bürgermeister Dirk Mocker (parteilos). Nicht nur Schüler, Eltern und Lehrer, sondern auch die freien Träger der Kindereinrichtungen, die Essenversorger und die Verkehrsbetriebe. Deshalb wolle die Gemeinde die Sache mit Ruhe und Fingerspitzengefühl angehen.

Die umfassendste, aber auch teuerste Lösung wäre ein Anbau ans Ponickauer Schulgebäude. Hier steht die Frage, ob man neben einem Speisesaal eine Ausgabeküche einrichtet oder das Essen gleich hier zubereitet. Letzteres hätte wiederum Personalbedarf zur Folge. Oder die Schule bezieht das Essen von einem der vorhandenen Kita-Essensanbieter, dann entstünde aber ebenfalls ein Transport- und Personalproblem. Das alles müsste dann noch mit den Stundenplänen, den Unterrichts- und Pausenzeiten der Grundschule koordiniert werden, es bräuchte Aufsichtspersonal, und, und, und. Kurzfristig sei da nichts zu machen, glaubt Ronald Bewilogua. Am ehesten könne man noch Druck ausüben, dass der Busverkehr optimiert wird, damit sich die Essenszeit etwas nach vorn verschiebt. Aber auch das ist problematisch, da der Fahrplan nicht allein von den Bedürfnissen der Ponickauer Schule abhängig gemacht werden kann. Eine Zeit lang wurde die Vorstellung diskutiert, dass die Kommune ein Busunternehmen engagiert und die Kinder quasi per Sonderfahrt zum Hort bringt. „Als Dauerlösung zu teuer“, winkt Gemeinderat Jörg Noack ab. „Da ist es besser, wir bauen in Ponickau gleich etwas an.“ Noack drückt im Gemeinderat auf Tempo. Er würde gern sehen, dass die Kinder spätestens in zwei Jahren in Ponickau Mittag essen können. Auf jeden Fall habe die Gemeinde die Sache auf dem Schirm. Anfang Mai gab es dazu eine Diskussionsrunde mit den Eltern der Schulkinder aus Sacka. Nächste Woche will die Kommune mit den Thiendorfer Eltern ins Gespräch kommen.