Merken

Mit Navi über den Acker

Ein Ruppendorfer sucht auf Feldern nach verschwundenen Rohren. Sonst könnten Landwirte Probleme bekommen.

Teilen
Folgen
© Egbert Kamprath

Von Anja Ehrhartsmann

Klingenberg. Den tragbaren Feldcomputer klickt Mario Hehne in den GPS-Empfänger, der an einer langen Stange befestigt ist. Wo ein Drainagerohr im Boden liegt, zeigt die Software wie ein Navigationsgerät an. Das System hat der Ruppendorfer gemeinsam mit seinem Arbeitskollegen entwickelt. Für jeden erfassten Punkt werden die gesammelten Daten hinterlegt. Am Ende entsteht so eine Karte, in der die gesamte Entwässerung verzeichnet ist. Sie sind nach Angaben des 40-Jährigen sogar deutschlandweit die einzige Firma, die so etwas macht.

Mit seinem Unternehmen Apus Systems hat sich der Ruppendorfer in Dresden selbstständig gemacht. Im gesamten Bundesgebiet ist er im Einsatz, aber sein beruflicher Weg führt ihn auch immer wieder in die Heimat. Gerade arbeitet Mario Hehne an einem Projekt für die Agrargesellschaft Ruppendorf. 30 bis 40 Prozent der Betriebsflächen, also 1 600 Hektar, haben ein Drainagesystem im Boden, das in den 1970er-, 80er-Jahren gelegt wurde. Wo genau die Rohre aber liegen, weiß keiner mehr. „Zu DDR-Zeiten waren die Anlagen verzeichnet. Über den Computer wurde die digitale Datenbank gepflegt, aber das ist alles weg“, sagt Vorstandsvorsitzender Peter Baling. Warum das so ist, kann sich keiner erklären. Und die Mitarbeiter, die das Fachwissen hatten, sind mittlerweile altersbedingt aus dem Betrieb ausgeschieden.

Das stellt die Agrargesellschaft vor ein Problem, denn die Rohre aus Ton sind begrenzt haltbar. „Wir sind jetzt in der kritischen Phase, wo verstärkt Schäden auftreten“, sagt Peter Baling. Kaputte oder verstopfte Rohre führen dazu, dass sich kleine Seen auf den Feldern bilden und die Pflanzen nicht mehr richtig wachsen. Wenn schwere Gerätschaften über eine solche Stelle fahren, sinken sie tief in die Erde ein. Dadurch verdichtet sich wiederum der Boden und das Pflanzenwachstum wird weiter gehemmt. Der Boden wird dadurch nachhaltig geschädigt. „Man kann das binnen zehn Jahren nicht wieder gutmachen“, erklärt Peter Baling.

Um solche Ausmaße zu vermeiden und dafür zu sorgen, dass die Pflanzen ordentlich mit Wasser versorgt werden, ist ein Verzeichnis der Rohrleitungen notwendig. Und hier kommt Mario Hehne ins Spiel.

Drohne verschafft Überblick

Auf der Fläche der Agrargesellschaft Ruppendorf hat er bisher Rohre mit einer Gesamtlänge von 1 099 Kilometern gefunden. „Das wird noch auf 2 000 Kilometer steigen“, ist sich der 40-Jährige sicher. Denn so eine Entwässerungsanlage ist sehr komplex und geht oft über mehrere Flurstücke. Die Leitungen liegen im Abstand von acht bis elf Metern zueinander. Um die Rohre aufzuspüren, lässt Mario Hehne eine Drohne steigen, die ihm Bilder aus der Luft liefert. Diese wertet er dann aus, denn von oben lassen sich Muster erkennen. „Über dem Drainagerohr wächst die Pflanze besser. Dort ist das Verhältnis von Wasser und Sauerstoff im Boden am besten.“

Seit gut einem Jahr ist der Geograf auf den Feldern der Agrargesellschaft unterwegs, mit kleineren Unterbrechungen. „Wir sind jetzt dabei, die Daten aufzubereiten, damit diese übergeben werden können. Am Schluss entsteht ein digitaler Plan, ein Meliorationskataster“, sagt der Ruppendorfer, der in der Agrargesellschaft kein unbekanntes Gesicht ist. Mario Hehne, der Geografie, Wasserwirtschaft und Geologie studierte, hat 2005 seine Diplomarbeit in dem Ruppendorfer Betrieb geschrieben. Seither lässt ihn das Thema Entwässerung nicht mehr los. „Ich hatte immer im Hinterkopf, die Diplomarbeit mal umzusetzen“, sagt er. Gemeinsam mit Fabian Naumann hat er dann 2012 eine eigene Firma gegründet. „Gerade von Behördenseite wurde die Nachfrage immer größer. Deshalb haben wir gedacht, jetzt wäre ein guter Zeitpunkt, um es zu probieren“, schildert er die Anfänge.

Und mit seinem Portfolio hat sich das Unternehmen mittlerweile gut etabliert. Denn das Problem der verschwundenen Entwässerungsleitungen sei kein sächsisches, sagt Mario Hehne. Deutschlandweit sind etwa vier Millionen Hektar Fläche mit Drainage versehen, das macht etwa ein Viertel der landwirtschaftlichen Flächen aus, weiß der Experte. Deshalb ist er von Bayern bis Schleswig-Holstein unterwegs.