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Mit Kindersachen zum Naturmarkt

Am Sonnabend kommen mehr als 80 Händler auf das Gelände des Biosphärenreservats nach Wartha. Eine kreative Bautzenerin ist zum ersten Mal dabei.

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© Uwe Soeder

Von Kerstin Fiedler

Wartha. Die Hosen mit dem Dehnbund sind der Renner. Aber auch die Taschen, bei denen jede individuell gestaltet ist, verkaufen sich gut. Von der Vielfalt des Angebotes von Sara Wicaz können sich am Sonnabend die Besucher des Deutsch-Sorbischen Frühjahrsmarktes im Malschwitzer Ortsteil Wartha überzeugen. Dort ist die Bautzenerin zum ersten Mal mit ihrem Stand.

Zweimal war Sara Wicaz als Besucherin auf den Märkten in Wartha. „Mir hat das Ambiente gefallen. Außerdem dachte ich, dass meine Sachen hier gut herpassen“, sagt sie. Und bewarb sich um einen Stand. Nun ist sie damit eines von zehn sorbischsprachigen Angeboten, denn die 34-Jährige ist Sorbin. Ihre Kinderkleidung, die Taschen und die Accessoires, näht sie in ihrer Freizeit. Denn Sara Wicaz ist Erzieherin. Seit November arbeitet sie in der Awo-Kita Knirpsenland in Gesundbrunnen. Noch ist sie dort Springer, doch sie freut sich schon sehr auf August. „Da bekomme ich eine eigene Gruppe, und die wird ins Witaj-Projekt eingebunden“, sagt sie. Zu ihrem Job kam sie allerdings auf Umwegen. Denn nach dem Abitur am Sorbischen Gymnasium in Bautzen studierte sie Lehramt in Dresden. Ihre Fächer waren Kunst und Englisch. Kunst vor allem deshalb, weil es in ihrer Familie viele Künstler gibt. „Vielleicht ist die Kreativität einfach vererbt worden“, sagt sie lächelnd. Das erste Staatsexamen schließt sie ab, beim Referendariat in Nordrhein-Westfalen gab es dann ein paar Diskrepanzen mit dem Betreuer. „Ich kann es gar nicht so richtig beschreiben, warum es passierte. Aber ein halbes Jahr vor dem Abschluss habe ich alles abgebrochen und bin in die Heimat zurückgegangen“, sagt Sara Wicaz. In der Kinderkurklinik Glossen bei Löbau bewarb sie sich als Erzieherin und hatte dort eine schöne Zeit – bis sie schwanger wurde. Karl kam 2013 zur Welt. Als sie wieder arbeiten wollte, war die Einrichtung geschlossen worden. „Weil ich aber keinen richtigen Erzieher-Abschluss hatte, bekam ich danach keinen Job“, erinnert sie sich. Und setzte sich noch einmal auf die Schulbank. Im Sommer vergangenen Jahres bekam sie den Abschluss – und sofort danach eine Anstellung.

Aus Langeweile an die Nähmaschine gesetzt

Programm zum Naturmarkt

Der 17.Frühjahrsmarkt im Biosphärenreservat Oberlausitzer Heide- und Teichland wird am Sonnabend um 10 Uhr eröffnet.

Ein Singspiel mit Puppen vom Theater Klinger aus Görlitz zum Thema „Auf uns‘rer Wiese gehet was“ gibt es um 11 Uhr im Haus der tausend Teiche.

„Big Boom“ – die Trommler aus Großdubrau treten um 13 Uhr auf.

Den Bändertanz um den Maibaum gestaltet um 14.30 Uhr die Nachwuchstanzgruppe des sorbischen Folkloreensembles Wudwor. Anschließend führen sie ein Programm im Haus der tausend Teiche vor.

Die Preise vom Naturmarkträtsel werden um 16 Uhr vergeben.

Handwerksvorführungen gibt es zum Beispiel mit Seiler- und Töpferarbeiten, Besenbinden, Schmieden, Spinnen, Korbmachen, Drechseln.

Freier Eintritt in die Dauerausstellung im Haus der tausend Teiche und die Sonderausstellung „Farbige Reliefe – der Natur abgeschaut“.

Für die kleinen Gäste gibt es Reiten, Bastelangebote, Hüpfburg, Spielangebote, Kinderschminken.

Über 80 Händler, Handwerker, Land- und Teichwirte sowie Vereine stehen auf dem Gelände der Biosphärenreservatsverwaltung in Wartha.

Thematisch widmet sich der Frühjahrsmarkt der „Artenvielfalt auf dem Acker“. Im ehemaligen Schafstall gibt es dazu eine kleine Ausstellung, in der Wissenswertes über Vögel der Feldflur und Ackerwildkräuter zu erfahren ist.

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Ihr Sohn Karl ist wiederum der Grund, warum sie zum Nähen gekommen ist. „Ich hatte während der Schwangerschaft Beschäftigungsverbot“, erzählt die sympathische Frau. Und da ihr langweilig war, überlegte sie, sich mal wieder an die Nähmaschine zu setzen. Als das Steinhaus in Bautzen während der Sanierung „im Exil“ arbeitete, hat sie sich in einen Nähkurs gesetzt. „Ich habe dann zu Hause probiert, was geht, und mit Kissen angefangen“, sagt Sara Wicaz. Und dann überlegt, ob sie nicht was für ihr Kind nähen kann. Die Hosen mit Dehnbund trägt Karl heute noch. „Ich habe ihm mal andere Hosen gekauft. Die bekam ich sofort zurück. Die waren ihm zu eng“, schmunzelt Sara Wicaz. Und in der Kita sieht sie ja genau, wo bei der Kleidung die Knackpunkte sind, bei denen die Kinder Schwierigkeiten haben, sich selbst anzuziehen. Dann kamen 2015 Anfragen von Freunden, Bekannten, sie lernte, nach Schnittmuster zu nähen. Sie nutzt aber auch gern mal eine alte Jeans oder einen abgelegten Pullover, um etwas Neues draus zu machen. Und dann kam die Idee, ihre Sachen, neben der Bekleidung und den Taschen auch Sommerhüte oder Accessoires, auf Märkten anzubieten. Sie meldete ein Gewerbe an. Doch die Marktbesuche müssen gut vorbereitet sein, denn ihr Partner ist beruflich auch oft eingebunden. Er arbeitet als Erzieher im BBZ Bautzen. Und die Omas sind nicht immer greifbar. Einen Beruf will Sara Wicaz aus dem Hobby nicht machen. „Geld damit zu verdienen, ist schwer, weil derzeit viele Leute so etwas anbieten“, sagt sie. Manchmal verdient sie gerade so viel, um die Standgebühr bezahlen zu können. Doch jetzt freut sie sich erst einmal auf Sonnabend auf den Naturmarkt in Wartha.

Passend zum Beginn der Gartensaison bieten hier Gärtnereien Saat- und Pflanzgut alter und neuer Obst-, Gemüse- oder Kräutersorten an. Zahlreiche Schauvorführungen geben zudem Einblicke in alte Handwerkskunst. Auch in diesem Jahr hat sich der Heimatverein Radiška aus Wartha bei der Gestaltung mit eingebracht. Und für Abwechslung ist auch im Haus der tausend Teiche und der Scheune gesorgt.

www.wietschie.com