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Mit der Spendenaktion wächst die Hoffnung

Die Mutter von Theresa Wolf aus Ostrau ist an Leukämie erkrankt. Die SZ sprach mit der jungen Frau, wie sie mit der Diagnose umgeht.

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© André Braun

Ostrau. Anfang Februar hat Beate Wolf erfahren, dass sie an einer akuten Leukämie erkrankt ist. Sie kam sofort ins Krankenhaus nach Chemnitz. „Für meine Mutter hat sich von einem auf den anderen Tag alles verändert. Sie ist voll aus dem Leben gerissen worden“, so Theresa Wolf (25). Jetzt organisiert sie mit der Familie und Freunden für Sonntag, 10. April eine Typisierungsaktion.

Frau Wolf, was ist in Ihnen vorgegangen, als sie von der Diagnose Ihrer Mutter erfahren haben?

Am Anfang war ich völlig fertig. Alle möglichen Gedanken schwirrten mir im Kopf herum. Ich war kopflos, wusste nicht, wie ich damit umgehen soll. Zuerst hatte ich große Hoffnung, dass einer der beiden Geschwister meiner Mutter als Spender infrage kommt. Doch das war nicht der Fall. Diese Nachricht war noch einmal ein Tiefpunkt. Ich informierte mich im Internet über die Krankheit und was man dagegen machen kann. Ich ließ mich von der Deutschen Knochenmarkspendendatei (DKMS) typisieren, in der Hoffnung, selbst als Spender infrage zu kommen. Die ganze Zeit habe ich überlegt, wie ich helfen kann.

Sie hatten auf den Internetseiten der DKMS gelesen, dass es möglich ist, zu einer Typisierungsaktion aufzurufen, um Stammzellspender zu finden. Was haben Sie dann unternommen?

Ich habe meine Idee meinem Partner Felix Pittelkow erzählt. Während ich noch etwas unschlüssig war, hat er die Sache angeschoben. Zunächst musste meine Mutter ihr Einverständnis geben. Uns war bewusst, dass eine solche Aktion viel Öffentlichkeit mit sich bringen würde. Meine Mutter war von der Idee überwältigt und gab ihre Zustimmung. Mit dieser Aktion ist die Hoffnung verbunden, dass wir für meine Mutter einen Spender finden. Und nicht nur für sie. Mit der Registrierung in der Stammzellspenderkartei kann auch für andere an Leukämie erkrankte Menschen der richtige Spender gefunden werden.

Was haben Sie unternommen, als feststand, dass Sie eine Spendenaktion ins Leben rufen werden?

Ich bin mit meiner Idee zum Ostrauer Bürgermeister Dirk Schilling gegangen. Er war gleich begeistert, denn er hatte schon mit seiner Frau überlegt, welche Möglichkeiten es gibt, meiner Mutter zu helfen. Dirk Schilling hat sofort die Schirmherrschaft über die Aktion übernommen. Felix und ich suchten eine Gruppe zusammen, die vor allem aus Familienmitgliedern besteht. Eine Woche später trafen wir uns mit Vertretern der DKMS in der Schule, um uns unter anderem die Örtlichkeit anzusehen. Die Typisierung wird in der Turnhalle stattfinden. Auch alle anderen Dinge wie die Öffentlichkeitsarbeit und die Werbung um Spenden wurden besprochen. Wenige Tage später erhielten wir die Flyer. Als ich diesen ins Internet gesetzt habe, war die Reaktion der Menschen überwältigend. Auch auf den Artikel im Döbelner Anzeiger wurde ich immer wieder angesprochen.

Die Vorbereitungen für die Typisierungsaktion laufen. An was musste alles gedacht werden?

Jeder in unserer Gruppe hat seine Aufgaben. Wir brauchen für den 10. April sehr viele Helfer. So werden zum Beispiel Krankenschwestern für die Blutabnahme benötigt. Wir haben eine Liste im Döbelner Klinikum ausgelegt. Krankenschwestern, die uns unterstützen wollen, haben sich dort eingetragen. Es wurden sogar Dienste getauscht. Auch Krankenschwestern aus Ostrau haben sich spontan bereiterklärt, mitzumachen. Mein Lebenspartner organisiert alles rund um die Versorgung an diesem Tag. So werden wir von den Roßweiner Fleischwaren unterstützt, die uns Roster zur Verfügung stellen. Das Grillen übernehmen Ostrauer Feuerwehrleute. Die Brötchen stellen uns die Bäckereien Körner und Merzdorf zur Verfügung, und die Getränke kommen vom Penny-Markt. Dort arbeitet meine Mutter als Verkäuferin.

Wie bewältigen Sie unter diesen besonderen Umständen den Alltag?

Es ist anstrengend, aber es muss weiter gehen. In der Zahnarztpraxis, in der ich arbeite, haben meine Kollegen viel Verständnis. Viele kennen meine Mutter und unterstützen mich. Ich besuche meine Mutter, so oft ich kann. Doch zu Hause wartet auch mein anderthalbjähriger Sohn. Ihm fehlt die Oma sehr. Er versteht noch nicht, warum sie zurzeit nicht da ist. Dafür springt die Uroma ein. Die Typisierungsaktion motiviert mich und alle Familienmitglieder. Mit jedem kleinen Schritt wächst die Hoffnung, dass wir erfolgreich sein können. Erst waren es die Flyer und die Reaktion darauf, dann das Aufstellen der Spendendosen und jede Zusage eines Sponsors. Nun sind es noch wenige Tage bis zum 10. April. Meine Aufregung steigt mit jedem Tag. Unser Ziel ist, dass sich 1 000 Leute typisieren lassen. Ich bin gespannt, ob wir das schaffen. Dann wird es noch einmal spannend, bis alle Ergebnisse vorliegen und feststeht, ob ein Spender gefunden worden ist.

Es fragte: Sylvia Jentzsch

Typisierungsaktion am Sonntag, 10. April, von 11 bis 16 Uhr in der Turnhalle an der Schule in Ostrau