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Mit dem Super-Scanner gegen Krebs

Das Krebszentrum des Friedrichstädter Krankenhauses hat einen modernen Neubau erhalten – und ein teures Gerät.

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© Sven Ellger

Von Sandro Rahrisch

Das Böse leuchtet hellorange. Jan-Henning Schierz hat einen Tumor in der Lunge entdeckt. Der Oberarzt im Krebszentrum des Friedrichstädter Krankenhauses kann ihn am Monitor zweifelsfrei von harmlosem, vernarbtem Gewebe unterscheiden und sieht genau, wo er sitzt. Das ist wichtig, damit die Ärzte später so präzise wie möglich bestrahlen und operieren können. Bislang mussten Patienten ans Universitätsklinikum gehen, um diese speziellen Bilder von ihrem Körper machen zu lassen. Nun hat sich das Krankenhaus Friedrichstadt ein eigenes Gerät für mehr als eine Million Euro gekauft. Es steht im neu gebauten Haus L an der Bräuergasse. Dort ist am Montag das städtische Krebszentrum eingezogen.

Das onkologische Zentrum ist nur eines von vier in Sachsen, das sich auf die Behandlung von Krebs spezialisiert hat und von der Deutschen Krebsgesellschaft zertifiziert wurde. Die Patienten kommen aus ganz Ostsachsen, aber auch aus dem Raum Chemnitz, Riesa und Südbrandenburg. Die Krebsdiagnosen steigen von Jahr zu Jahr: In der Region Dresden sind 2015 fast 12 000 Menschen erkrankt, wie die Zahlen des regionalen Krebsregisters zeigen. Damit erhielt ein Prozent der Einwohner die Diagnose. Am häufigsten entdecken Mediziner Tumore in der Lunge, auf der Haut und im Darm. Doch Harald Schmalenberg macht Mut. Mehr als die Hälfte der Patienten könnte auf eine dauerhafte Heilung hoffen, sofern die bösartigen Neubildungen früh erkannt und therapiert werden, sagt der Leiter des Zentrums. In Dresden-Friedrichstadt sei die gesamte Bandbreite der onkologischen Versorgung möglich, bis auf Knochenmarktransplantationen. Bislang waren die verschiedenen Bereiche des Krebszentrums noch auf dem Krankenhaus-Gelände verteilt. Mit dem Neubau und dem angrenzenden Haus I hat das Zentrum nun eigene Räume.

Wichtigster Baustein für die Zusammenarbeit der medizinischen Fachrichtungen seien die sogenannten Tumorkonferenzen. Dort sprechen die Ärzte über jeden einzelnen Patienten und stimmen die Behandlung ab. Diese Konferenzen werden ab sofort täglich in dem dreigeschossigen Neubau stattfinden. Im Erdgeschoss ist eine Tagesklinik errichtet worden, für Menschen, die gerade eine Chemotherapie durchmachen müssen. Außerdem befindet sich dort der neue Positronenemissions-Computertomograf, der Krebszellen im Vergleich zum normalen CT besser sichtbar macht. „Jetzt müssen wir unsere Patienten dafür nicht mehr woanders hinschicken“, sagt der Chefarzt der radiologischen Klinik, Thomas Kittner.

Aber es gibt auch Patienten, für die nicht mehr viel getan werden kann. Sie befinden sich in der letzten Phase ihres Lebens und leiden oft unter starken Schmerzen, Luftnot und Übelkeit. Für sie ist im ersten Geschoss eine Palliativstation gebaut worden – medizinische Betreuung in wohnlicher Atmosphäre. Jeder Patient verfügt über ein großes Wohnzimmer mit Kochgelegenheit. Angehörige können in dem Zimmer übernachten. Zudem gibt es im zweiten Obergeschoss Apartments, die gemietet werden können, um die letzte Zeit gemeinsam verbringen zu können.

Sachsens Sozialministerin Barbara Klepsch (CDU) lobte zur Eröffnung des Hauses die hoch spezialisierte, onkologische Betreuung in Friedrichstadt. Zu dem Bau, der knapp zehn Millionen Euro gekostet hat, steuerte der Freistaat fast acht Millionen Euro bei. Für den Hochwasserschutz erhielten alle Zugänge mobile Schotts.

Seit der Wende habe Sachsen die Entwicklung der städtischen Krankenhäuser mit 343 Millionen Euro unterstützt, so Klepsch weiter. Die Zusammenführung der beiden Standorte zu einem Eigenbetrieb begrüße sie ausdrücklich. Ob auf die Kliniken in den nächsten Jahren neue Versorgungsaufträge zukommen werden, ist noch unklar. Der Krankenhausplan werde derzeit erarbeitet und soll 2018 beschlossen werden. Erst im Herbst letzten Jahres ist die Neurochirurgie von Neustadt nach Friedrichstadt gezogen. Durch den Umzug, den das Sozialministerium in die Wege geleitet hatte, soll die Zusammenarbeit mit der Unfallchirurgie gestärkt werden.