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Mit dem „Seewolf“ fing alles an

Der Erfinder des Löbauer Maskottchens „Friedrich“ hat seine Firma verlegt und bereitet eine Ausstellung vor.

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© Rafael Sampedro

Von Markus van Appeldorn

Löbau. Was für andere Kinder der Fußball war, war für Steffen Rimpl stets der Zeichenstift. „Soweit ich mich an meine Kindheit erinnere, habe ich zu 90 Prozent gezeichnet“, sagt er. Besonders Motive zu den fantastischen Romanen von Jules Verne brachte er auf Papier: Raumschiffe, U-Boote oder Ballone. Und da war dieses eine Schiff. „Die Ghost habe ich zigfach gezeichnet“, sagt Rimpl – das Schiff aus dem Roman „Der Seewolf“ von Jack London. Die „Ghost“ war es, mit der er auch sein erstes Geld verdiente. „Die Schiffsbilder habe ich perfektioniert. Da kamen dann auch Anfragen aus der Verwandtschaft“, erzählt Rimpl, „und die zwei Blech-Mark pro Bild haben auch gereicht für zehn Kugeln Eis.“

Aus seiner Feder stammt das Löbauer Maskottchen Friedrich.
Aus seiner Feder stammt das Löbauer Maskottchen Friedrich. © privat

So begann das Künstlerleben des Löbauer Malers und Grafikers Steffen Rimpl. Der Zugang zur weltweit renommierten Leipziger Hochschule für Grafik und Buchkunst blieb dem 49-Jährigen in den 80er Jahren verwehrt. Nicht zuletzt deswegen, weil er mit seiner religiösen Erziehung nicht ins Kunstbild des damaligen SED-Staates passte.“ Die DDR ist da, wo sie hingehört“, sagt Steffen Rimpl und es reut ihn nicht. „Ich habe Kollegen gesehen, die wurden von der Hochschule verbogen. Die waren nachher schlechter als vorher.“ Für ihn reichte es damals nur zu einer Lehre als Plakatmaler in Görlitz. Für die Deko-Abteilung vom Konsum hat er dann zu Weihnachten in Serie Weihnachtsmänner auf Tapeten gemalt. „Die Verkäuferinnen haben die dann ausgeschnitten und mit Tapetenkleister ins Fenster geklebt“, erinnert er sich.

Lange her. „Rein beruflich hat es geschult“, sagt Steffen Rimpl, der es in und um Löbau zu einiger Bekanntheit gebracht hat. Seit etlichen Jahren zeichnet er den Comic-Kalender der Löbauer Bergquell-Brauerei. Für viele Kunden entwirft er etwa Logos oder Etiketten. Auch das Löbauer Stadtmaskottchen „Friedrich“ stammt aus seiner Feder. Aber neben dem geschäftlich erfolgreichen Grafiker ist da immer noch der andere Steffen Rimpl: der Maler und ernsthafte Künstler.

Am 1. Januar nun ist er in neue Räume gezogen. Raus aus der Jägerstraße im ehemaligen Kasernengelände in die Nachbarschaft zur Messe. In einem ehemaligen Reisebüro an der Görlitzer Straße hat er sich nun mit seiner Firma eingerichtet. Und dieser Umzug ist auch der Beginn einer neuen künstlerischen Schaffens-Phase. „Man kann Kunst nicht erzwingen“, sagt Steffen Rimpl, „es gibt Jahre, wenn einem da von Gott, vom Universum nichts eingegeben wird, dann muss man pausieren.“

Er plant eine neue Ausstellung unter dem Titel „Das Kapitalent“. In der kommenden Bilderserie will er sich mit Werten auseinandersetzen. „Was sind Werte? Wie gehen wir mit Werten um?“, fragt Rimpl. Jedes Bild solle für den Betrachter ein Angebot darstellen, kein fest zementiertes Dogma. Ein Beispiel dafür ist sein Bild „Das Paar“. Augenscheinlich sind darauf eine Frau und ein Mann abgebildet, die sich voneinander abgewandt nur mit ihrem Smartphone beschäftigen. „Man kann darin sehen, dass sich dieses Paar nichts mehr zu sagen hat“, sagt Rimpl. Möglicherweise sei es aber auch ganz anders. „Vielleicht sucht der Mann ja gerade nach einer Arbeit und die Frau hilft ihm dabei. Einer kümmert sich um die Sorgen und Nöte des anderen.“ Die beiden Personen auf dem Bild sind einander zwar abgewandt, aber dennoch vielfach miteinander verbunden.

Dieser Gedankenfluss vom Kopf über den Pinsel auf die Leinwand ist es, der für Steffen Rimpl künstlerisches Glück ist: „Man merkt, dass man Teil der Schöpfung ist. Und wenn das Ergebnis optisch stimmig ist, ist das ein kleiner Gottesbeweis.“ Er sei zwar nicht sonderlich religiös, sagt Rimpl, doch der Glaube an Gott fließe immer wieder in seine Werke ein, gewissermaßen in optischen Nebensätzen. An der Wand in seinem Laden hängt das Titelbild für seine kommende Ausstellung „Das Kapitalent“. Eine stilisierte Dollar-Banknote ist darauf abgebildet mit dem Notenwert „8“ und daneben steht ein „Geben“ – „Achtgeben“. Der Schriftzug „Lukas 12.20.“ verweist auf Jesu Gleichnis vom reichen Kornbauern im Lukas-Evangelium.

Das erste Bild aus diesem Zyklus hat Rimpl bereits verkaufen können. Die Löbauer Kirchengemeinde hat es dem Kantor Christian Kühne zum 50. Geburtstag geschenkt. Auch dieses Bild zeigt ein religiöses Motiv, das „Stabat Mater“. Es ist aber bunt und nicht traurig und das mit Grund: „Ich wollte weg von typischen Marienbildern. Maria hat ja nicht nur gelitten, sondern hatte auch Hoffnung.“