Merken

Mit dem Rollator durch die Ausstellung

Einige Museen bieten einen besonderen Service für behinderte Menschen an. Hilfe gibt es sogar in der digitalen Welt.

Teilen
Folgen
© Karl-Ludwig Oberthür

Von Maik Brückner

Glashütte. Ein Museumsbesuch kann anstrengend werden. Das erlebte Kerstin Walther bei einem ihrer letzten Besuche in ihrer einstigen Heimat, dem Osterzgebirge. Zusammen mit ihren früheren Klassenkameraden ließ sie sich durch das Glashütter Uhrenmuseum führen. Einigen Teilnehmern wurde dabei übel, wie sie kürzlich in einem Kommentar im Facebook-Kanal der SZ berichtete. Sie brauchten eine Pause. Da es keine Bänke gab, mussten sich die Betroffenen auf Fensterbrettern ausruhen.

Und Lutz Roscher hat nichts dagegen, dass sich die Besucher einen Hocker ausleihen, um sich zwischendurch auszuruhen.
Und Lutz Roscher hat nichts dagegen, dass sich die Besucher einen Hocker ausleihen, um sich zwischendurch auszuruhen. © Karl-Ludwig Oberthür

Das hätten sie nicht machen müssen. Zwar gibt es aufgrund der Ausstellungsgestaltung, der Raumgröße und der Fluchtweg-Regelung nicht in jedem Raum eine Sitzbank, sagt Museumssprecherin Sonja Hauschild. Allerdings können Menschen mit eingeschränkter Mobilität zumindest auf dem Rundgang in der ersten Etage Hocker mitnehmen. Diese stehen unter den Vitrinen. Darüber hinaus hält das Museum noch einen Rollator bereit, den man sich ausleihen kann. „Diesen haben wir seit Sommer 2015“, sagt Museumsleiter Reinhard Reichel. Angeregt wurde der Kauf von Museumsbesuchern. Im Schnitt sei er einmal im Monat im Gebrauch. Nach seinen Erfahrungen reiche ein Rollator aus. Denn die meisten gehbehinderten Besucher kommen im Rollstuhl. „Unser Museum ist ja komplett behindertengerecht gestaltet“, sagt Reichel. So gibt es beispielsweise einen Fahrstuhl, der alle Ebenen miteinander verbindet. Und das hat sich längst in den Kureinrichtungen herumgesprochen. Regelmäßig bringen diese Besuchergruppen zum Uhrenmuseum. „Dann sind nicht selten bis zu zehn Rollstuhlfahrer gleichzeitig im Museum“, berichtet Reichel.

Auch die anderen Museen im Osterzgebirge haben sich auf ältere Besucher eingestellt. So stehen im Lohgerber-, Stadt- und Kreismuseum in Dippoldiswalde Stühle in den Ausstellungsräumen. „Für die Zahl der Besucher sind sie ausreichend“, sagt Museumsleiter Thomas Klein. Allerdings sei sein Museum nicht barrierefrei. Wer im Rollstuhl kommt, könne sich nur im Erdgeschoss umschauen und damit nur etwa die Hälfte der Ausstellungsfläche besuchen. Die alte Gerberei und das erste Obergeschoss seien nicht oder nur mit sehr großem Aufwand für Rollstuhlfahrer zu erreichen. „Wir haben schon mal einen Besucher hochgetragen“, sagt Klein. Doch das sei sehr mühsam gewesen. Bessern wird sich die Lage erst mit dem geplanten Umbau. Dann soll das Vorderhaus einen Fahrstuhl bekommen. Bis dahin bleibt nur das Erdgeschoss barrierefrei. Einige Rollstuhlfahrer hält das nicht ab zu kommen, vor allem zu den Weihnachtsausstellungen.

Das Besucherbergwerk in Altenberg hat bereits schon aufgerüstet und sich einen Rollstuhllift einbauen lassen. „Mit diesem kommt man bis zur Ausstellungsebene“, sagt Museumsleiter Christoph Schröder. Rund 70 Prozent der Ausstellung können sich auch Rollstuhlfahrer anschauen. Zum historischen Pochwerk können sie nicht, weil dort Treppen sind. Dafür hat das Museum den Schaustollen so umgestaltet, dass Rollstuhlfahrer diesen ohne größere Mühen befahren können.

Zwei Museen werden auch in absehbarer Zeit für Rollstuhlfahrer und Menschen mit eingeschränkter Mobilität nicht zugänglich sein: Das Besucherbergwerk Vereinigt Zwitterfeld zu Zinnwald und das Osterzgebirgsmuseum im Schloss Lauenstein. In beiden wären größere Investitionen notwendig. In Zinnwald müssten spezielle Rollstühle gefertigt werden, damit der Stollen mit dem unebenen Untergrund besucht werden kann. Das Lauensteiner Schloss müsste einen Fahrstuhl bekommen. Doch das würde nicht reichen, denn zwischen den Räumen, die sich auf einer Ausstellungsebene befinden, gibt es noch Stufen, die zu überwinden sind, sagt Museumsleiterin Gabriele Gelbrich. Umbauten wären hier sehr teuer. Trotzdem versuche ihr Museum, behinderten Menschen entgegenzukommen. So stehen in vielen Ausstellungsräumen Stühle. Im Zuge der Rekonstruktion des Eingangsportals soll dort die hohe Stufe abgesenkt werden.

Mehr sei vorerst nicht geplant. Dafür ist das Osterzgebirgsmuseum auf einem ganz anderen Feld barrierefrei – auf der Homepage. Hier gibt es nicht nur Informationen in leicht verständlicher Frage. Die Seite kann per Mausklick so verändert werden, dass auch sehbehinderte Menschen diese gut lesen können.