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Mit dem Framo an die Ostsee

Steffen Keller hat mit seinem Oldtimer schon allerhand erlebt. Die Liebe zu dem Fahrzeug entdeckte er durch den Beruf.

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© André Braun

Von Helene Krause

Döbeln. Kleintransporter vom Typ „Framo“, verschiedene Ausführungen von Barkas-Fahrzeugen und andere historische Autos stehen in mehreren Reihen auf dem Freigelände der Tecklenborg GmbH an der Dresdener Straße in Döbeln. Die sächsischen Barkas- und Framofreunde haben zu ihrem 21. Treffen eingeladen.

Seit 2002 ist Steffen Keller aus Grünlichtenberg mit dabei. Er gehört zu den Sächsischen Framofreunden und ist mit einem weinroten Framo, Baujahr 1954, gekommen. Das Auto kaufte der 63-jährige 1999 bei einem Autoservice in Hainichen. Auf diesen Fahrzeugtyp kam er, weil seine frühere Firma, das Agrarchemische Zentrum Böhrigen, solch ein Gefährt hatte. „Das lief super“, sagt Steffen Keller. „Ich hatte mit dem Framo gute Erfahrungen gemacht und meine Liebe zu diesem Autotyp entdeckt. Er war für mich das perfekte Fahrzeug.“ Seine Frau war von dem Autokauf nicht besonders begeistert. „Sie fragte mich, was die alte Karre soll“, schildert Keller. „Meine große Tochter dagegen war von dem Framo angetan. Die jüngere Tochter hat er nicht interessiert.“

Zwei Jahre brauchte Steffen Keller, um das Auto wieder aufzubauen. Vieles an dem Fahrzeug, wie die Plane, hat Keller selbst hergestellt. „Es ist jetzt schon die zweite Plane“, sagt er. 30 000 Kilometer ist er mit seinem Oldtimer bisher gefahren. „Alles, was ich transportieren musste, habe ich mit ihm gefahren“, so Steffen Keller. Dazu zählte nicht nur der große Kaminofen seines Nachbarn, den er aus dem Baumarkt holte, sondern auch Äpfeltransporte in die Sachsenobstkelterei nach Neugreußnig. Möbel, Feuerholz und vieles andere hat er mit dem Fahrzeug transportiert.

„Im vergangenen Jahr war ich mit dem Framo an der Ostsee“, schildert Keller. Er und andere Framofreunde aus der Region fuhren die alte Bundesstraße 96 von Zittau nach Saßnitz. Unterwegs musste Keller in der Nähe von Berlin wegen eines Hinterachsschadens und einer gerissenen Bremsleitung eine Werkstatt aufsuchen. Für einfache Pannen hat Keller auf der Ladefläche seines Framo ständig ein paar Ersatzteile und eine Kiste mit Werkzeug dabei. „Es wird immer schwieriger, die Teile zu beschaffen“, sagt der 63-jährige. Viele Ersatzteile tauschen die Oldtimerfreunde untereinander oder sie kaufen sie auf Teilemärkten. „Einige Teile kann man auch selber aufarbeiten“, so Steffen Keller. Weil ihm das Werkeln an dem alten Gefährt Freude macht, hat er sich noch einen zweiten Framo Baujahr 1963 zugelegt. Den hat er in Salzwedel entdeckt. „Der ist noch im Aufbau“, sagt Keller. Bis er Rentner ist, will er das zweite Fahrzeug fertiggestellt haben. Dann möchte er sich seinen großen Traum von einer Rundreise mit dem Framo um die Ostsee erfüllen. Für weite Fahrten ist sein Oldtimer schon ein wenig ausgerüstet. Dafür hat Keller einen klappbaren Tisch und ein Radio auf der Ladefläche installiert. „Platz ist da auch noch für Schlafsäcke“, sagt Steffen Keller.

Das Barkastreffen, das alljährlich zu Pfingsten veranstaltet wird, fand ursprünglich in Frankenberg statt. Dort war bis nach der Wende ein Teilbetrieb der Barkas-Werke Chemnitz. „Für das Treffen wurden Flächen der Stadt genutzt“, sagt Lutz Kunert Inhaber der gleichnamigen Fahrschule und Organisator des Treffens. Weil es Probleme mit den Flächen gab, suchten die Sächsischen Barkas- und Framofreunde einen neuen Veranstaltungsort. Den fanden sie in Döbeln auf dem Gelände der Firma Tecklenborg.

„Ab dem elften Treffen waren wir in Döbeln“, so Kunert. „Nach und nach kamen auch andere Oldtimer, wie Trabant, Wartburg, zwei Feuerwehr-Robur und andere historische Fahrzeuge dazu, so dass es jetzt ein Treffen der regionalen Oldtimerfreunde ist. Den Schwerpunkt des Treffens bilden aber Barkas und Framo.“ Wie Lutz Kunert sagt, müssen sich die Teilnehmer der Veranstaltung nicht anmelden. „Eingeladen wird der Teilnehmerstamm“, so Kunert. „Ansonsten kann kommen, wer will. Jeder ist gern gesehen.“

Dass Olditmerfans aus ganz Sachsen zu dem Treffen kommen, verraten die Kennzeichen an den historischen Fahrzeugen. Meißen, Löbau, Döbeln, Mittweida, Torgau und andere Orte sind darauf auszumachen.