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Missionieren in der Büchertelefonzelle

Die Bücherfreunde bestücken das Häuschen vor dem Kino mit Lesestoff. Dort machen sie in letzter Zeit immer wieder unangenehme Entdeckungen.

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© Sebastian Schultz

Von Britta Veltzke

Riesa. Die Bücherfreunde entdecken in letzter Zeit immer wieder Bücher mit christlichen Botschaften im Bücherschrank auf dem Kinovorplatz. „Fast täglich finden wir beschriebene Ausgaben“, berichtet Heike Berthold.

Sie ist Vorsitzende der Bücherfreunde. Der Verein kümmert sich um die ausrangierte Telefonzelle, stellt neue Bücher hinein oder – wie derzeit häufiger der Fall – sortiert Exemplare aus. „Wir mussten schon etwa 60 Bücher wegschmeißen“, so Berthold.

Nutzer des Bücherschranks hätten sich schon per Telefon bei ihr beschwert. Auffällig ist, dass die Botschaften feinsäuberlich mit der Hand in die Bücher geschrieben sind. „Da gibt sich jemand richtig Mühe.“ Heike Berthold geht wegen der geschwungenen Schrift eher von einem älteren Täter aus. Manchen Ausgaben liegen auch lose Blätter, auf denen Allah mit dem Teufel gleichgesetzt wird. Ähnliche Zettelchen waren auf der Goethestraße aufgetaucht.

Die meisten der betroffenen Bücher sind rund 50 Jahre alt – viele davon hat die Evangelische Verlagsanstalt herausgegeben. „Wir schätzen, dass gerade jemand seine Privatbücherei auflöst und die Bücher nach und nach im Bücherschrank ablädt“, so Berthold. „Wenn das so ist, kann ich nur hoffen, dass der Bestand bald aufgebraucht ist.“