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Millionen-Investition für Senioren

Die Wohnungsgenossenschaft baut einen Block nach Wünschen der Älteren um – und will dabei eine Grenze nicht übertreten.

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© Eric Weser

Von Eric Weser

Gröditz. Einige Wohnungen sind noch belegt in der Lessingstraße 2 bis 6. Doch bis Ende Mai sollen die letzten Mieter ausgezogen und damit der gesamte Block leer sein. Kurze Zeit später soll es losgehen mit dem größten Bauprojekt in der jüngeren Geschichte der Wohnungsgenossenschaft Gröditz (WGG). Geschätzte zwei Millionen Euro sollen binnen eines Jahres investiert werden, um insgesamt 24 seniorengerechte Wohnungen zu schaffen.

In einigen Monaten soll der Block so aussehen.
In einigen Monaten soll der Block so aussehen. © Grafik: WGG

Je zwölf Zwei- und Dreiraumwohnungen wird es nach Abschluss der Bauarbeiten im Sommer 2018 geben. Darin sollen sich die Bewohner bewegen können, ohne über lästige Schwellen zu müssen. Bodengleiche Duschen, erhöhte WC-Sitze und breite Türen sollen den Wohnkomfort erhöhen. Auch einen knapp sechs Quadratmeter großen Balkon wird nach dem Umbau jede Wohnung haben. Der eingebaute Personenaufzug fährt vom Keller bis ins oberste Geschoss.

„Es sind keine Luxuswohnungen“

Trotz dieser Ausstattung – um Luxuswohnungen handle es sich nicht, sagt WGG-Vorstand Falk Ebert. Schon weil die Miete bezahlbar bleiben soll. Wie hoch die Preise sein werden, steht bereits fest: Für die reichlich 52 Quadratmeter großen Zweiraumwohnungen werden 341 Euro zuzüglich Nebenkosten fällig, für die 60 Quadratmeter große Dreiraum-Variante würde die Miete 390 Euro zuzüglich Nebenkosten betragen. Je nach Verbrauch müssten die zukünftigen Mieter für eine Dreiraumwohnung weniger als 600 Euro Warmmiete bezahlen. Für viele eine wichtige finanzielle Grenze, weiß der WGG-Vorstand.

Mit dem Ausbau des Wohnblocks reagiert die Genossenschaft ohnehin auf Mitgliederwünsche. „Bei der Mitgliederversammlung wurden wir gefragt, wann wir so etwas in Planung haben“, erzählt Vorstand Gabriele Becker. Der Bedarf nach altersgerechtem Wohnen sei groß, sagt Falk Ebert. Die niedrigen Kreditzinsen und eine zuletzt verbesserte Finanzlage des Wohnungsunternehmens erlauben jetzt, den Schritt zu machen.

Mit diesem betritt die Genossenschaft in gewisser Weise Neuland. Nicht nur, weil erstmals in der Genossenschaftsgeschichte Fahrstühle in ein Wohngebäude gebaut werden. Im großen Stil altersgerecht zu bauen, das gab es bei der WGG noch nicht. Bisher seien vereinzelt Bäder in Erdgeschoss-Wohnungen saniert worden. „Der Einbau bodengleicher Duschen ist da relativ einfach möglich“, so Gabriele Becker.

Bei den Planungen für den groß angelegten Umbau hat die Genossenschaft umfangreiche Gespräche mit Sozialverbänden geführt. Rund ein Jahr hat die Genossenschaft an den Plänen für das Vorhaben gefeilt. Dass die Wahl auf den zuletzt im Jahr 1994 sanierten Wohnblock an der Lessingstraße fiel, hatte Gründe: Einerseits stand die Hälfte der Wohnungen bereits leer. Zum anderen liegt das ursprünglich in den 1960ern errichtete Haus zentral in der Stadt. Ärzte, Apotheken, Bushalt, Einkaufsmärkte – alles ist vor der Haustür oder direkt um die Ecke. Selbst für gehbehinderte Menschen sei vieles binnen Minuten erreichbar, sagt Falk Ebert.

Nachdem klar war, welches Wohngebäude umgebaut werden soll, suchte der Vorstand das Gespräch mit den jetzigen Mietern. Man habe die Bewohner trotz einiger Skepsis von dem Vorhaben überzeugen können. Die Wohnungsgenossenschaft Gröditz bedankt sich bei allen jetzigen Mietern für ihr Verständnis. Von den zuletzt elf Parteien, die noch im Haus eingemietet waren, ziehen die meisten in eine andere Wohnung innerhalb der Genossenschaft um. Zwei Mieter werden nach dem Umbau wieder zurückkehren.

In Gröditz gibt es den WGG-Vorständen zufolge schon einiges Interesse an dem neuen Objekt. „Wenn es bei den bisherigen Interessenten bleibt, dann wären zwei Drittel des Hauses belegt“, sagt Falk Ebert. Vorstandskollegin Gabriele Becker rechnet damit, dass es am Ende mehr Nachfragen als Wohnungen geben wird. Ob die WGG deshalb schon den Ausbau eines weiteren Wohnblockes im Blick hat?

Da will sich das Vorstandsduo nicht festlegen. „Wir wollen zunächst dieses Projekt abwickeln.“