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Meister ohne Pokal

Die Nieskyer Eishockeymannschaft Tornado ist Erste der Regionalliga Ost im Eishockey . Leider haben sie bisher noch keine Ehrung erfahren.

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© privat

Von Sabine Ohlenbusch

Wie bestellt und nicht abgeholt. So beschreibt Jörn Dünzel das Gefühl nach dem letzten Spiel der Saison. Der Präsident der Nieskyer Eishockeymannschaft Tornado ist am 31. März wie das gesamte Team vollkommen davon überrascht worden, dass kein Vertreter des Eissport-Verbands dagewesen ist, um dem frisch gebackenen Meister der Regionalliga Ost zu gratulieren. Das hieß in der Konsequenz auch, dass die Mannschaft für ihre Leistungen bis jetzt keinen Pokal erhalten hat.

Jörn Dünzel ist Präsident des Eislaufvereins Niesky und enttäuscht vom Sächsischen Eissportverband.
Jörn Dünzel ist Präsident des Eislaufvereins Niesky und enttäuscht vom Sächsischen Eissportverband. © André Schulze

Das hat Jörn Dünzel nicht lange auf dem Eislaufverein Niesky sitzen lassen. In einem öffentlichen Brief wendet er sich enttäuscht an den Sächsischen Eissport-Verband (SEV). Anfang April erscheint das Schreiben auf der Fanseite der Tornados im Internet. „Sie haben dem Eishockey damit keinen guten Dienst erwiesen. Alle Spieler, Gäste, Fans und Verantwortliche des Vereins sind zutiefst enttäuscht“, kritisiert er darin den Verband. „Wir fordern Sie auf, uns gegenüber Stellung zu beziehen, wie diese Missachtung unserer Leistungen zu werten und zu verstehen ist.“ Er verweist darauf, dass Nieskys Oberbürgermeisterin Beate Hoffmann eigens zu dem Spiel in Weißwasser angereist ist, um den Meistertitel zu würdigen.

Pit Seifert ist der Vorfall sehr unangenehm. „Ich wäre gerne dagewesen“, sagt der Ligenleiter auf Nachfrage, „ich ärgere mich genauso sehr wie die Nieskyer, dass niemand aus dem Verband dagewesen ist.“ Pit Seifert ist eines der vier Mitglieder im Vorstand des SEV – alle ehrenamtlich. Er hat schon in vergangenen Jahren den Meisterpokal an Niesky überreicht – natürlich direkt nach dem letzten Punktspiel der Saison.

Die Erklärung für das Fehlen des Verbandes ist plausibel, soll aber keine Entschuldigung sein. Präsident Lutz Michel ist in dieser Zeit krankheitsbedingt ausgefallen. Der gesamte Vorstand kam ins Rudern, dennoch alle Termine wahrnehmen zu können. Pit Seifert selbst musste an diesem Tag bei einem Nachwuchsturnier in Landshut einspringen. Es ist geplant gewesen, dass er nach Weißwasser fährt und da er sehr kurzfristig nach bayern musste, konnte die Geschäftsstelle den Termin nicht durch eine andere Person absichern.

Dafür hätte Jörn Dünzel auch Verständnis gehabt. „Wenn uns der Verband mitgeteilt hätte, dass er keinen Vertreter schicken kann, wäre niemand so enttäuscht gewesen“, sagt er. Hinzu kommt, dass der Gegner an diesem Abend auch eine Ehrung verdient gehabt hätte: Die Tornados siegten mit 6:2 gegen die Chemnitz Crashers, die schon lange als Vizemeister festgestanden haben. „Das gegnerische Team hat sich auch geärgert“, erzählt Jörn Dünzel. „Für die angereisten Fans war es auch nicht schön, sie wollten ja ihre Meister feiern.“

Das haben sie dann auch ohne Pokal noch ausgiebig getan. Besonders Stürmer Mojmir Musil stand im Mittelpunkt. Denn für den 42-Jährigen ist es das letzte Spiel bei den Tornados gewesen. Zum Abschied hat er von seinem Verein eine Torte mit Foto im Mannschaftstrikot bekommen. Der gebürtige Tscheche stand 219-mal für den Eislaufverein Niesky auf dem Eis. In seiner Zeit bei den Tornados schoss er 117 Tore und war als Assistent 308-mal an Toren beteiligt. Ab jetzt stehen für den dreifachen Vater berufliche und familiäre Verpflichtungen an erster Stelle. Seit der Saison 2009/2010 hat er zu den Stammspielern der Tornados gehört. Unter anderem deshalb ärgert Jörn Dünzel die verpasste Chance besonders, den Stürmer auf der Pokalfeier verabschieden zu können.

Bitter ist auch der Zeitpunkt, zu dem der Eislaufverein Niesky mit Vergessen gestraft wird. Denn diese Saison ist für die Tornados alles andere als einfach gewesen. Das Eisstadion in Niesky befindet sich im Bau und ist die gesamte Saison nicht bespielbar gewesen. Deshalb haben die Heimspiele auswärts stattgefunden – in der Eisarena der Lausitzer Füchse in Weißwasser. „Wir haben das ganze Jahr für den Titel gekämpft“, so Jörn Dünzel. Schwer war es auch für Ligenleiter Pit Seifert: „Freie Spieltermine im Füchse-Stadion zu finden war nicht einfach.“ Natürlich kommt er nach Niesky, um den Tornados ihren Pokal zu überreichen. Mitte Mai bei der Saisonabschlussfeier soll es so weit sein.