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„Mein Anspruch ist Wachstum“

Es begann mit der Suche nach einer Million. Heute blickt Peter Schiekel auf 25 Jahre Firma zurück.

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© Norbert Millauer

Von Heike Sabel

Dohna. Peter Schiekel trainiert langsam ab. Im Februar gab er das operative Geschäft ab. Für ihn bleibe noch genug zu tun. Nächstes Jahr wird er 64 und will sich freitags freigeben. Als Chef kann er das. Dann noch zwei, drei Jahre, und er will ganz loslassen. Mehr Zeit zum Reisen und Fotografieren. Das ist der private Plan. Der unternehmerische heißt „SPS 2025“. Begonnen haben beide Pläne 1992, ohne dass Peter Schiekel plante, Unternehmer zu werden.

Der neue Standort in Dohna ist schon mehrfach gewachsen und hat noch Potenzial.
Der neue Standort in Dohna ist schon mehrfach gewachsen und hat noch Potenzial. © Archivfoto: Daniel Spittel

Es waren sein voriges Jahr verstorbener Bruder Gert und ihr Vater, die die metallurgische Produktionsgenossenschaft in Nentmannsdorf weiterführen wollten. Die war das Lebenswerk der Eltern, der Vater führte die PGH, die Mutter war Buchhalterin. Peter Schiekel war erst gar nicht eingeplant, mischte dann aber doch mit. Sie brauchten eine Million D-Mark für den Start. Viel Geld, das ihnen damals, im Frühjahr 1992, keiner geben wollte. Die Banken sagten, sie prüfen, sagt Schiekel. „Heute weiß ich, das heißt Absage.“

Schließlich gab es jemanden, der jemanden kannte, und so kamen die Schiekels zu ihrer ersten geborgten Million. Jetzt konnten sie ihre Firma gründen. Sie fuhren nach Hamburg, kauften eine auf dem Papier bestehende GmbH, änderten Name und Zweck – so war schnell die Schiekel Präzisionssysteme GmbH geboren. Von den damals acht Mitarbeitern ist nur noch Martina Branitz da. Die Buchhalterin wohnt in Nentmannsdorf und arbeitete schon bei Vater Schiekel. Bis 2000 konnte sie auf Arbeit laufen. Dann wurde der Platz in Nentmannsdorf knapp. Die Schiekels kauften im Dohnaer Gewerbegebiet eine Werkstatt. Im Gebäude der alten PGH hat inzwischen die Solarfirma Schüring ihren Sitz. Martina Branitz fährt seit 17 Jahren über die Autobahn nach Dohna.

Immer ging es bergauf. Jedes Jahr mehr Umsatz. Die Drehteile der Dohnaer sind gefragt, sogar die Weltraumrakete Ariane fliegt mit ihnen. Eine Erfolgsmeldung jagte die nächste. Bis 2009, als die Weltwirtschaft in ein Loch fiel. Bei Schiekels wurde kurzgearbeitet. Ein Jahr später rappelte sich das Unternehmen wieder auf. Was später kritisch wird, ist die Situation der Arbeitskräfte. Schiekel ging in Spanien auf die Suche. Von zehn Spaniern, die nach Dohna kamen, blieben drei. Eine magere Ausbeute, sagt Schiekel. Fünf wären gut gewesen. Inzwischen arbeiten zehn Tschechen, Polen und Slowaken im Betrieb.

Lücke auf der Erfolgsspur

Die Brüder Schiekel sind ein Team auf der Erfolgsspur. Der Tod von Gert reißt dann eine Lücke, die Peter nicht schließen kann, die aber die Firma nicht kopflos werden lassen soll. Schiekel kommt deshalb 2016 an seine kräftemäßigen Grenzen. Die für den Herbst schon lange geplante dreiwöchige Reise nach China zur großen Tochter macht er trotzdem. Sie arbeitet dort in der Hotellerie. Die 5 000 entstandenen Fotos sind bis heute nicht bearbeitet und sortiert.

Die Entscheidung, einen Teil der Verantwortung an eine weitere Geschäftsführerin abzugeben, war die beste in dieser Zeit, sagt er. „Ich lass’ sie weitgehend machen.“ Schiekel und seine Schwägerin bleiben Mehrheitsgesellschafter, ein Rohrhändler hat von Anfang an eine geringe Beteiligung. „SPS 2025“ ist der Plan für die nächsten Jahre bis 2025. Das Ziel ist klar: „Mein Anspruch ist Wachstum.“ Mit guter Arbeit von guten Fachleuten. Der Standort hat noch Erweiterungspotenzial. Nicht nur produktiv. Schiekel zahlt Eltern einen Zuschuss zum Kitaplatz. Nun denkt er auch über eine Hilfe für Eltern von Mitarbeitern in Pflegeheimen nach.

An einem Wochenende im August 1992 wurde die Firma gegründet, an einem Wochenende im August 2017 wird jetzt gefeiert. Am Sonnabend wird auch Petra Köpping (SPD), Sachsens Ministerin für Gleichstellung und Integration, erwartet. In fünf Jahren will Peter Schiekel Rentner sein. Wenn sein Plan aufgeht …