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Mehr Fernwärme für Olbersdorf

Der Wärmeversorger WVO treibt den Ausbau des Leitungsnetzes vom Wohngebiet ins Oberdorf voran – und setzt auf das Interesse der Bürger.

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© Matthias Weber

Von Mario Sefrin

Es passiert etwas mit der Fernwärme in Olbersdorf. Das ist nicht mehr zu übersehen. An der Straße Zum Grundbachtal liegen vom Heizhaus in Richtung Volksbad große Rohre in einem Graben. Sie sollen künftig das Olbersdorfer Oberdorf mit Fernwärme versorgen. Darum werden in den nächsten zwei Jahren an vielen Stellen im Oberdorf solche Gräben wie derzeit am Grundbachtal ausgehoben und Rohre verlegt. An einigen Stellen, wie beispielsweise bei den Altneubauten an der Heinrich-Heine-Straße, wird bereits gebaut.

Die Gemeinde Olbersdorf, die wegen des Braunkohletagebaus in vergangenen Zeiten lange ein Sinnbild der Umwelt- und Landschaftszerstörung war, hat sich ein hehres Ziel gesetzt: die eigene Energiebilanz verbessern. Erreichen will das die Gemeinde mit verschiedenen Maßnahmen – und mit dem Einsatz von Fördermitteln in Millionenhöhe aus dem Efre-Förderprogramm der Europäischen Union. Damit werden in den nächsten Jahren unter anderem die Straßenbeleuchtung an vielen Stellen im Ort erneuert und die kommunale Kindertagesstätte energetisch saniert. Die umfangreichste Maßnahme ist jedoch der Ausbau der Fernwärmeversorgung vom bislang versorgten Wohngebiet Grundbachsiedlung ins Oberdorf.

Verantwortlich für die Fernwärme-Erschließung des Oberdorfs ist das kommunale Olbersdorfer Unternehmen WVO. Ab Mai sind in seinem Auftrag zwei Bautrupps im Oberdorf unterwegs. Bis dahin laufen die Arbeiten aber ein wenig auf Sparflamme. „Grund dafür ist der Zittauer Gebirgslauf und Wandertreff, der wie gewohnt und ohne Einschränkungen durch Straßenbaustellen stattfinden soll“, erklärt WVO-Geschäftsführer Karsten Hummel. Danach jedoch müssen die Arbeiten zumindest in der Artur-Neumann-Straße zügig vorankommen: „Mitte Mai öffnet das Olbersdorfer Volksbad. Dann soll die Artur-Neumann-Straße halbseitig befahrbar sein, damit die Besucher zum Badparkplatz kommen“, sagt Hummel.

Zwei Kilometer lang ist das Leitungsnetz der WVO, mit der das Unternehmen bislang in der Grundbachsiedlung Wohnhäuser, Kindertageseinrichtungen und Firmen mit Fernwärme versorgt. Durch den Ausbau des Fernwärmenetzes ins Oberdorf sollen beim Leitungsnetz laut derzeitiger Planung 4,85 Kilometer hinzukommen, erklärt Karsten Hummel. Das Bauvorhaben ist dafür in den nächsten zwei Jahren in mehrere Bauabschnitte unterteilt. Damit hat sich die KWV ein ehrgeiziges Ziel gesteckt – wenn auch unfreiwillig. Weil die Klärung gesetzlicher Vorgaben im Rahmen des Efre-Förderprogramms sehr lange dauerte, drängt nun die Zeit. Denn bereits 2020 müssen die Fördergelder abgerechnet sein. „Wir müssen nun eineinhalb Jahre aufholen beim Bau“, so Hummel. Deshalb wird an mehreren Orten gleichzeitig gebaut.

Mit dem Ausbau der Fernwärmeversorgung ins Oberdorf will die WVO nicht nur Gebäude des kommunalen Wohnungsunternehmens KWV, dem Hummel ebenfalls vorsteht, mit umweltfreundlicher Wärme versorgen, sondern auch kommunale Liegenschaften, wie das Volksbad, das Finnhüttenlager und die Feuerwehr. Auch die evangelische Kirche wartet bereits auf den Anschluss ans Fernwärmenetz. WVO-Chef Hummel setzt aber vor allem auf die privaten Hausbesitzer im Oberdorf. Hoffnungen, dass viele von ihnen an einem Anschluss ans Fernwärmenetz interessiert sind, kann sich Hummel jedenfalls machen. Zu einer Infoveranstaltung zum Netzausbau kamen vor Kurzem etwa 80 Olbersdorfer. Ein Anschlusszwang bestehe jedoch nicht, sagt Hummel. Alle Fragen konnte der WVO-Geschäftsführer den Anwohnern aber noch nicht beantworten, darunter solche zur Preisgestaltung oder dazu, wie lange in den einzelnen Straßen gebaut wird. „Wir werden aber bemüht sein, rechtzeitig über anstehende Baumaßnahmen zu informieren“, so Karsten Hummel.

Nicht nur für die WVO, auch für Olbersdorfs Bürgermeister Andreas Förster (FDP) und die Gemeinderäte ist der Ausbau des Fernwärmenetzes in Olbersdorf ein wichtiges Anliegen. „Es geht dabei nicht nur um eine bessere Auslastung der Heizkraftanlage im Heizhaus, sondern auch um die nachhaltige Ortsentwicklung“, sagt Andreas Förster. Die durch den Braunkohlebergbau über Jahrhunderte geprägte Gemeinde habe angesichts ihrer besonderen Geschichte auch eine besondere Verantwortung, ist der Bürgermeister überzeugt. „Dieser Herausforderung wollen wir uns im Blick auf künftige Generationen nicht nur mit Worten, sondern auch mit Taten stellen“, so Andreas Förster. Der Ausbau des Fernwärmenetzes in der Gemeinde soll helfen, durch eine zentrale Wärmeversorgung für öffentliche Einrichtungen, große Teile des Mietwohnungsbestandes und private Eigenheimbesitzer den Kohlendioxidausstoß zu reduzieren und so die energetische Bilanz der Gemeinde zu verbessern. Die Richtlinie Integrierte Stadtentwicklung des Efre-Förderprogramms unterstützt Gemeinden bei genau solchen Anliegen. In Olbersdorf werden dafür rund 6,32 Millionen Euro investiert – fast zwei Millionen Euro davon tragen die Gemeinde und die WVO.