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Mehr Falschgeld im Raum Dresden

88 Blüten sind im ersten Halbjahr 2017 aufgetaucht. Wer Fälschungen entdecken will, muss sich auskennen.

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© René Meinig

Von Christoph Springer

Dresden. Der Test dauert nur ein paar Sekunden. Uwe Kleppisch nimmt einen Stift in die Hand, rubbelt mit der Spitze kurz über einen 50-Euro-Schein und legt ihn dann in die Kasse. Er ist echt, ist der Chef des Eisladens im Tiefgeschoss der Centrum-Galerie überzeugt. Auf der weißen Fläche des Scheins ist nur eine hellgelbe Verfärbung aufgetaucht. Hätte es sich um eine Blüte gehandelt, wäre mindestens ein dunkelbrauner, wenn nicht sogar schwarzer Strich zu sehen gewesen.

„Das machen wir seit einem reichlichen halben Jahr“, sagt Kleppisch. Seit er damals einen falschen 50er in der Kasse hatte, ist der Maltest Pflicht in seinem Geschäft. Die Blüte wurde beschlagnahmt, auf dem Verlust blieb er sitzen „Wir haben dann selbst nach einer relativ preiswerten Variante gesucht, um Geldscheine überprüfen zu können“, erklärt der Geschäftsmann, wie er zu dem Stift gekommen ist. Fündig wurde er schließlich in einem Dresdner Großmarkt. „Damit prüft man, ob das Papier Baumwolle enthält“, weiß er . Ist das der Fall, hinterlässt der Stift keine kräftige Malspur. Dann ist der Schein echt.

Anlass zur Vorsicht hat Kleppisch allemal. Das belegen die Falschgeld-Zahlen der Deutschen Bundesbank. Demnach sind im ersten Halbjahr 2017 in Dresden 88 Blüten aufgetaucht. Fast doppelt so viele wie im ersten Halbjahr 2016. Eine davon war der 50er im Eisladen von Uwe Kleppisch. Zum Vergleich: In Chemnitz waren es im gleichen Zeitraum 281, in Leipzig 361. In ganz Sachsen kassierte das LKA in diesen sechs Monaten 1 043 gefälschte Geldscheine und 1 108 falsche Münzen ein. Der Wert ist ein kleines Vermögen: 48 974 Euro.

Die Prüfmethode von Uwe Kleppisch ist preiswert, aber umstritten. Der Stift ähnelt einem Tintenkiller und kostet nur wenige Euro. Für Lampen mit ultraviolettem Licht (UV-Lampen), wie sie viele Geschäfte nutzen, muss man das 20- bis 30-fache zahlen. Weder das Landeskriminalamt (LKA) Sachsen, noch die Bundesbank oder die Industrie- und Handelskammer (IHK) Dresden raten auf Anfrage zu dem Stift oder konkreten Kontrollgeräten. „Die Palette an technischen Hilfsmitteln ist genauso breit wie die Verlässlichkeit“, umschreibt IHK-Sprecher Lars Fiehler das Problem. „Selbst Profigeräte bieten keine hundertprozentige Sicherheit“, gibt er zu bedenken. „Zumindest sollte man sich darauf nicht blind verlassen.“

Augen auf ist auch der Rat der Bundesbank. „Fühlen, Sehen, Kippen“ erklärt Sprecherin Ina Christ die Methode, die aus Sicht der Banker die beste ist. Dabei geht es darum, die Papier- und Druckqualität sowie die Sicherheitsmerkmale der Scheine zu kontrollieren. Dazu gehören unter anderem Hologramme, die grüne Smaragdzahl, Druckreliefs, das Wasserzeichen und der Sicherheitsfaden.

„Kein Fälscher ist in der Lage, eine Blüte anzufertigen, die nicht auch ohne technische Hilfsmittel entlarvt werden kann.“ Davon ist IHK-Sprecher Lars Fiehler überzeugt. „Wichtig ist, nicht nur auf den Gesamteindruck zu achten, sondern sich ganz bewusst auf bestimmte Sicherheitsmerkmale zu konzentrieren, die man sich vorher eingeprägt hat.“ Ein Geldscheintester wie etwa eine UV-Lampe können helfen, räumt er aber ein. Geeignete Geräte, die auch den Kriterien der Bundesbank standhalten, hat die Europäische Zentralbank (EZB) auf ihrer Internetseite in einer Liste zusammengefasst.

Diese Tabelle interessiert auch Uwe Kleppisch. Denn der Eismann weiß, dass sein Prüfstift keine absolute Sicherheit bietet. „Den nimmt aber auch Primark“, erklärt seine Mitarbeiterin. Ein Blick an die 18 Kassen der Modekette in der Centrum-Galerie bestätigt ihre Beobachtung. Griffbereit liegen dort die Prüfstifte, mit denen die Mitarbeiter bei Verdacht über Geldscheine rubbeln müssen. Ob sie damit erfolgreich sind, mochte das Unternehmen nicht sagen. „Dazu können wir aus Gründen der Sicherheit und der Vertraulichkeit leider keine Informationen preisgeben“, begründete ein Sprecher das Schweigen.

Kleppisch ist da offener. Seit er den Prüfstift verwendet, hatte er keine Blüten mehr in der Kasse. Das kann ein Zufall sein, das kann aber auch am Einsatz des Stiftes liegen. Letztlich haben alle Prüfmethoden auch abschreckende Wirkung, sagt IHK-Sprecher Lars Fiehler. „Das ist ein bisschen wie mit den Überwachungskameras an Gebäuden. Im Zweifelsfall weiß man nie, ob es sich um eine gute Attrappe oder ein angeschlossenes Gerät handelt.“

Informationen und eine Schulung zur Erkennung von Falschgeld bietet die Bundesbank im Internet.