SZ +
Merken

Marktlücke rasch besetzt

Zutritt für Hunde und Ökonomen verboten' stand früher an unserer Bürotür", erinnert sich Rolf Heinemann an vergangene Zeiten - beim Robotron Projekt Dresden (RPD), dem Softwarehaus des Kombinats Robotron.

Teilen
Folgen
NEU!

Von Christine Sylvester

Zutritt für Hunde und Ökonomen verboten' stand früher an unserer Bürotür", erinnert sich Rolf Heinemann an vergangene Zeiten - beim Robotron Projekt Dresden (RPD), dem Softwarehaus des Kombinats Robotron. "Wir waren Techniker und Wissenschaftler und hatten mit Ökonomie nichts am Hut."

Das hat sich grundlegend geändert. Als die Wende kam, konnten Heinemann und seine Kollegen vom RPD schnell handeln: "Wir hatten uns seit Jahren mit weltweiter Datenbank-Software beschäftigt", berichtet der ehemalige Leiter der Datenbank-Entwicklung des RPD. "Wir hatten zwar nicht so gute Hardware, waren aber in Sachen Software durchaus qualifiziert." Heinemann begeisterte26 seiner 50 Kollegen für die Idee vom eigenen Unternehmen Robotron Datenbank-Software GmbH (RDS).

Erste Kontakte bescherte die Computermesse Cebit in Hannover im März 1990. Bald sollte der amerikanische Datenbank-Anbieter Oracle zum Partner werden. "Die Oracle-Technik kannten wir schon zu DDR-Zeiten", erklärt der Software-Experte. Aus einem Kopf-an-Kopf-Rennen mit Microsoft ist Oracle inzwischen siegreich als Weltmarktführer für Datenbank-Software hervorgegangen.

Mit der härteren Währung kamen härtere Zeiten. Acht Mitarbeiter brachten zwar 51 Prozent des Stammkapitals auf, zu 49 Prozent hing RDS jedoch an der Nabelschnur der Treuhand. "Es war eben ein großes Risiko, dass es eine Luftnummer würde", sagt Heinemann. Nach einem Jahr war RDS in der Lage, sich loszukaufen. Die Oracle Deutschland GmbH beteiligte sich bald darauf mit 30 Prozent an der Dresdner Software-Firma.

Den größten Anteil am soliden Aufbau schreibt der Geschäftsführer jedoch dem Idealismus der Mitarbeiter zu: "Überstunden waren nie ein Thema." Das bestätigt Susanne Gellrich, zuständig für die Finanzen: "Wir sind mit großem Ehrgeiz herangegangen. Es herrschte Aufbruchstimmung." Für Gellrich, die schon beim Kombinat Robotron die Konten verwaltete, war die Umstrukturierung kein Problem, sondern eher interessant. "Es fiel mir leichter als jetzt die Umstellung auf den Euro."

Und heute? Der pure Idealismus sei es nicht mehr, gibt Heinemann zu, doch Hierarchien hätten sich nicht eingeschlichen. "Wir haben alle ein sehr kumpelhaftes Verhältnis und viel Teamgeist." Mittlerweile sind noch 20 der insgesamt 100 Mitarbeiter Kollegen aus Vorwendezeiten. Rund 65 Prozent der Belegschaft widmen sich der Programmierung und Realisierung von Auftragsprojekten. Dazu gehören das Informationssystem der Stadt Dresden, ein Weiterbildungsforum der sächsischen Industrie- und Handelskammern sowie das interne Informationssystem der Polizei.

RDS besetzte nach der Liberalisierung des Energiemarktes schnell eine neue Marktlücke und konzipiert nun für Energieversorger Datenbanken für Zählerangaben. Inzwischen haben die Software-Spezialisten ein Tochterunternehmen - in Tschechien. Nach 14,7 Millionen Mark Umsatz im vergangenen Jahr sind nun 18 Millionen erreicht. "Ich hätte mir nicht träumen lassen, dass es einmal so gut läuft", sagt Heinemann. "Aber heute weiß ich, dass wir Anfang der 80er Jahre hier den gleichen Wissensstand gehabt haben wie Oracle."