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Lutherbuche fällt

Der knapp 140 Jahre alte Baum ist nicht mehr zu halten. Nach langem Hin und Her ist nun eine Entscheidung gefallen.

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© Dietmar Thomas

Von Frank Korn

Leisnig. Die Debatte um die Lutherbuche vor der St.-Matthäi-Kirche in Leisnig hat in den vergangenen Monaten und Jahren die Gemüter erhitzt. Am Donnerstagabend ist im Technischen Ausschuss eine Entscheidung getroffen worden: Der Baum wird gefällt. Dafür wird eine Linde gepflanzt. Während einer emotionalen Aussprache direkt vor dem Baum brachten Befürworter und Gegner der Fällaktion ihre Argumente vor.

Bernhard Hänel, Mitglied im Leisnig-Tragnitzer Kirchenvorstand, befürwortete das Fällen des Baums. „Schon zwei Jahre reden wir davon, dass der Baum gefällt werden sollte“, so Hänel. Er hatte zu Jahresbeginn eine Fällgenehmigung beantragt. Die Baumschutzkommission hatte den Antrag abgelehnt. Für Hänel war diese Entscheidung schwer nachvollziehbar. Uwe Reichel, der in der Baumschutzkommission mitarbeitet, hatte die Ablehnung begründet. Die Kommission sei sich nicht sicher gewesen, dass wirklich alles für den Erhalt des Baumes getan worden sei beziehungsweise, dass es keine Möglichkeiten mehr gebe, den Baum zu retten. Daher sollte dessen Entwicklung über die Vegetationsperiode beobachtet werden.

Uwe Reichel sprach sich dafür aus, dass der Baum stehen bleibt. „Der Baum ist krank, kann aber repariert werden“, so seine Auffassung. In den letzten Jahren sei durch die Baumaßnahmen der Boden verdichtet worden, das sei dem Baum nicht gut bekommen. Für den Baumfreund ist es eine Schande, dass gerade im Jubiläumsjahr der Reformation ein Lutherbaum gefällt werden soll. „Der Baum muss die richtige Pflege bekommen. Es gibt Fachleute, die das Erdreich auflockern und Nährstoffe ins Wurzelwerk spritzen“, so Reichel.

Nach der Auffassung von Bernhard Hänel hat sich seit der Ablehnung im Frühjahr nicht viel verändert. Der Wurzelbereich der Buche sei zu sehr geschädigt. „Wir haben durch diese Maßnahmen finanzielle Belastungen und letztendlich ist es auch eine Frage der Sicherheit“, so Hänel. Etwa eintausend Euro pro Jahr musste die Kirchgemeinde in den vergangenen 15 Jahren aufbringen. Als Eigentümer des Grundstückes hat sie die Verkehrssicherungspflicht für den Baum. Zudem bietet sich aus Sicht von Hänel ein guter Ersatz an. „Über eine Aktion des Mitteldeutschen Rundfunks könnten wir einen neuen Luther-Baum, eine Linde, pflanzen“, so Hänel.

Thomas Schmidt, der eine Firma für Baumpflege und Baumsanierung betreibt, sieht die Lage ähnlich wie Hänel. „Der Baum ist in der Zeit, als der Kirchplatz saniert wurde, stark geschädigt worden. Er muss immer wieder zurückgeschnitten werden. Sicher könnte er noch einige Jahre stehen, doch dann muss ebenso eine Entscheidung gefällt werden.“ Schmidt schlug vor, ein Gutachten erstellen zu lassen. Diesen Vorschlag griff Bürgermeister Tobias Goth (CDU) auf und stellte zwei Möglichkeiten zur Diskussion: Gutachten oder Fällen. Vier Stadträte entschieden sich für das Gutachten, sieben waren dafür, den Baum sofort fällen zu lassen.