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Lückenärger in Görlitz

Den Bürgerrat Altstadt stört ein Bauzaun in der Langenstraße. Doch der Eigentümer des Grundstücks hat eigene Pläne.

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© nikolaischmidt.de

Von Ingo Kramer

Görlitz. Hässlich. Einfach nur hässlich. So jedenfalls beschreibt Alexander Lehmann den Bauzaun, der in der Langenstraße einen Parkplatz vom Fußweg abtrennt. Der dünne Metallzaun ist mit simplen Schilfmatten behangen. „Und das mitten in der Altstadt“, sagt der Bürgerrat, der selbst in der Langenstraße wohnt. Auch einige Stadtführungen verlaufen hier entlang. Er habe schon oft Touristen erlebt, die kopfschüttelnd an dem Zaun vorbeigehen. „Und vor ein paar Wochen hat uns eine Anwohnerin gefragt, ob wir nicht etwas machen könnten, damit es hier schöner aussieht“, sagt Alexander Lehmann.

Gaetano Barbato würde sein Hotel Italia gern eines Tages erweitern.
Gaetano Barbato würde sein Hotel Italia gern eines Tages erweitern. © Nikolai Schmidt

Sein Vorschlag: Der Eigentümer könnte doch eine hübsche Mauer bauen, vielleicht zwei Meter hoch, so ähnlich wie es der Berliner Bauherr Bernd Thiedig in der Hotherstraße 2 getan hat. Auch dort existiert nur ein Parkplatz statt eines Hauses. „Und dort sieht es doch ordentlich aus“, findet Lehmann. Er wünscht sich, dass die Stadt einschreitet und dem Eigentümer die Auflage erteilt, eine solche Mauer zu bauen.

Der Eigentümer aus der Langenstraße heißt Gaetano Barbato. Ihm gehört das Hotel Italia mit zwei Standorten: Dem „Renaissancehaus“ am Obermarkt und dem „Altstadthaus“ in der Brüderstraße. „An mich hat sich der Bürgerrat noch nicht gewandt“, wundert sich Barbato. Und er sagt: „Ja, ich kann gern eine Mauer bauen, wenn sie der Bürgerrat bezahlt.“ Da habe er nichts dagegen. Er selbst will dafür jetzt allerdings kein Geld in die Hand nehmen. Und das aus einem ganz simplen Grund: Er kann sich gut vorstellen, auf der Fläche später einmal einen Erweiterungsbau für sein Hotel Italia zu errichten. „Das waren mal drei Häuser, die Langenstraße 7 bis 9“, sagt Barbato. Er würde gern die historischen Fassaden nachbauen, damit es ein schönes Bild ergibt. Und dahinter soll dann ein zeitgemäßes Hotel entstehen, sogar mit Tiefgarage. Um bauen zu können, müsse er aber zunächst eine archäologische Untersuchung des Bodens durchführen lassen: „Das ist eine Auflage“, sagt er – und rechnet mit Kosten von 120000 Euro.

Jedenfalls möchte er nicht jetzt eine Mauer bauen und diese wieder abreißen, wenn die Archäologen kommen und anschließend die Tiefgarage gebaut wird. „Das wäre rausgeschmissenes Geld“, sagt Barbato. Als Kompromiss habe er der Stadt eine Gabionenwand vorgeschlagen. Gabionen sind mit Steinen gefüllte Drahtkörbe. Die Steine könnte er anschließend beim Hausbau wiederverwenden, sagt Barbato: „Die Stadt will aber keine Gabionenwand.“

Wann er die Hotelerweiterung bauen will, steht im Moment noch nicht fest. „Erst einmal stelle ich die anderen beiden Häuser pico bello fertig“, sagt er. In der Brüderstraße habe er erst kürzlich alles neu gemalert. Am Obermarkt baut er jetzt Geräte für Fitness und Wellness ein, sogar kleine Saunen für einzelne Zimmer. „Und wenn alles gut weitergeht, will ich dann irgendwann in der Langenstraße die Erweiterung bauen“, sagt der gebürtige Italiener. Von der Langenstraße zum Obermarkt soll es sogar einen Verbindungsbau im Hinterhof geben. Ein Weg mit einer Treppe existiert schon jetzt. „Das wird richtig schick“, schwärmt der temperamentvolle Hotelier.

Die Stadtverwaltung äußert sich zu dem ganzen Thema nur sehr zurückhaltend. „Wir sind auch der Meinung, dass die Grundstückseinfriedung durch den Bauzaun an der Langenstraße 7 bis 9 unbefriedigend ist“, sagt Rathaussprecherin Sylvia Otto. Die Einfriedung sollte durch eine Mauer erfolgen, das sei auch weiterhin Ziel. Aber ob das nur ein Ziel ist oder eine richtige Auflage, ob es verbindliche schriftliche Verträge dazu gibt oder nicht – zu alledem gibt sie keine Auskunft, obwohl die SZ-Anfrage schon seit mehr als zwei Wochen läuft. Nur so viel: „Das Thema kann nicht vordringlich bearbeitet werden, da keine Gefahren von der Situation ausgehen.“ Immerhin aber solle jetzt ein Gespräch mit Barbato und dem Amt für Stadtentwicklung vereinbart werden.

Alexander Lehmann will mit dem Bürgerrat auf jeden Fall an dem Thema dran bleiben: „Uns geht es um die Optik.“ Und die sei einfach unbefriedigend. „Ich wohne seit sechs Jahren hier, in dieser Zeit ist nichts passiert.“ Nur in der hinteren rechten Ecke sei vor zwei Jahren eine Art Carport aus Gerüstelementen gebaut worden. Und hin und wieder sei der Bauzaun bei Sturm umgefallen. Dann habe ihn der Eigentümer einfach wieder aufgestellt und ein bisschen fester beschwert. Aber weniger hässlich geworden ist er dadurch nicht.