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Liebe, Leben, Leibgericht

Fünf Dresdner Kandidaten ziehen in den Koch-Kampf ums perfekte Dinner. Jana Scholze lässt tief blicken.

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© Sven Ellger

Von Nadja Laske

Die Couch muss raus. Zerlegt parkt die schwarzlederne Lümmellandschaft im Hausflur. Jana Scholze braucht Platz in ihrer Wohnung. Und das Drehteam, das ihr fast rund um die Uhr folgt, natürlich auch. Vier anstrengende Tage liegen hinter der Crew. Von früh morgens bis weit nach Mitternacht schultern Kameramänner ihre Technik, halten Tonmänner Mikros auf Münder, gibt der Aufnahmeleiter Anweisungen, ebnen Assistenten Wege und öffnen Türen.

Zum Beispiel die Ladentür des Dresdner Fischgeschäftes Zschornak in der Borsbergstraße. Dorthin schlendert Jana Scholze an jenem Morgen zum Einkauf – kein gewöhnlicher Bummel, sondern einer, den die Zuschauer der Koch-Doku „Das perfekte Dinner“ in ein paar Wochen auf Vox sehen werden. Jana ist eine von insgesamt fünf Kandidaten aus Dresden und Umgebung. Für ihr hoffentlich perfektes Dinner braucht sie Fischfilets, und die Fischverkäuferin hinter der Ladentheke erweist sich nicht nur als freundliche Beraterin. Sie bleibt auch von den Filmaufnahmen unbeeindruckt. Ihre Kundin hat vor der Kamera ohnehin reichlich Erfahrung. So dauert die kleine Unruhe zwischen Hering und Forelle nur wenige Minuten, dann ist die Szene geschafft. Jana eilt weiter. Dieses Mal ohne Gefolge. Sie muss noch zum Supermarkt und ein wenig Zeit für Besenschwung daheim braucht sie außerdem.

Gefühlt vor Jahren hat sie sich bei Vox als Kandidatin beworben. „Ich koche leidenschaftlich gern und mag die Sendung“, erzählt die 30-Jährige. Und sie liebt mediale Aufmerksamkeit – als Model sozusagen berufsbedingt. Als Vermögensberaterin pflegt sie einen kleinen Kundenstamm und setzt sich ansonsten nach eigenen Angaben outdoor, indoor, in Studios und auf Workshops in Szene. Akt, Fashion, Dessous, Fetisch, Bademoden und Porträtaufnahmen hat das selbstständige Model im Portfolio. Mit einer Freundin betreibt sie inzwischen auch eine eigene Modelagentur.

„Von Reisen bringe ich Gewürze mit“

„Das perfekte Dinner“ begleitet die Fernsehzuschauer seit zehn Jahren, montags bis freitags, immer 19 Uhr. Im Schnitt 1,8 Millionen Kochfreunde sind dabei, wenn die fünf Kandidaten ihre Einkaufslisten schreiben, Produkte auswählen, mit Töpfen und Pfannen klappern, den Tisch decken und einander gegenseitig zu Hause empfangen. Hier und da brennt der Braten in der Röhre an, die Knödel zerfallen, die Kuvertüre klumpt, die Nerven liegen blank. Nachdem jeder Gastgeber sein Drei-Gänge-Menü serviert und sich bestmöglich präsentiert hat, geht es an die Punktevergabe. Jeder bewertet jeden, außer sich selbst. Zehn Punkte bedeuten: Die Gäste schweben im kulinarischen Himmel, fühlen sich super empfangen, bewirtet, umsorgt und unterhalten. Der beste Hobbykoch gewinnt 3 000 Euro.

„Nach meiner Bewerbung passierte erst einmal nichts“, erzählt Jana. Irgendwann fragte die Produktionsfirma bei ihr an, doch da war Janas Kalender zu voll. Beim zweiten Anlauf steckte sie gerade mitten im Umzug in ihre neue Wohnung. Jetzt passt alles. Was die Hobbyköchin ihren Mitbewerbern auf die Teller zaubern wird, darf sie nicht verraten. Aber beim Schnippeln lässt sie sich zumindest zusehen.

Vorbei an der ausgelagerten Couch führt der Weg in Janas Wohnung. Ein atemberaubendes Schuhregal voller nach Farben sortierter Ballerinas, Pumps, Peeptoes und High-Heels, die wohl nur als Steh- oder Sitzschuhe zum Einsatz kommen, begrüßt den Gast. Worum ging es hier gleich noch mal? Kochen, ah ja. Später, beim Erdbeeren abspülen, geht Jana ihre jüngste Schuhzählung durch: „Ich bin auf 259 gekommen, aber vor Kurzem haben mir meine Eltern noch Turnschuhe dazu geschenkt.“ Macht unglaubliche 260 Paare.

Zurück zum Kochtopf. Der wartet auf seinen Auftritt. Vorerst hantiert Jana mit Messer und Schneidbrett. Zwiebel, Kürbis, Ingwer. Über mehr als einzelne Komponenten geben auch Menükarten in Gourmetrestaurants keine Auskunft. Lass dich überraschen. Staunen auch über die Nebenbei-Plauderei zwischen Drehteam und Kandidatin.

Wie lebt es sich denn so als Singlefrau in Dresden?

Nicht gut. Irgendwie gibt es viel mehr hübsche Frauen als Männer. Und die Typen, die auf den ersten Blick was hermachen, entpuppen sich als Reinfälle. Ich reise viel, da könnte ich auch Männer treffen, aber die Gutaussehenden sind meistens vergeben oder wohnen weit weg.

Vielleicht bist du ja zu kompliziert?

Ich bin überhaupt keine Tussi oder irgendwie zickig und eitel. Mit mir kann man angeln gehen oder joggen, und ich gehöre bestimmt nicht zu den Frauen, die sich von ihren Männern den Hintern hinterhertragen lassen.

Wo liegt dann das Problem?

Ich denke, die meisten Männer können mit selbstbestimmten Frauen schlecht umgehen. Vielleicht ist es leichter, wenn Frau dem alten Rollenmuster folgt, hübsch aussieht und daheim den Laden schmeißt, während Mann sich im Job verausgabt. Aber da bleibe ich lieber Single.

Und kochen kann sie auch noch. Voraussichtlich im Dezember ist „Das perfekte Dinner“ mit Jana Scholze zu sehen. Liebe geht durch den Magen. Das lässt hoffen.