Sie verabschieden sich heute nach sechseinhalb Jahren als Oberbürgermeisterin. Unsere erste Begegnung, das war 2008, verlief Ihrerseits kühl. Bei späteren Treffen scherzten Sie gerne. Ich denke, diese Wandlung beschreibt auch gut Ihre Amtsführung.
Vor allem wird in Erinnerung bleiben, dass endlich viel Geld in Schulen und Kitas investiert wird. Auch die Kultur haben Sie mit vorangebracht, das Kraftwerk Mitte und der Kulturpalast sind Baustellen im positiven Sinn. Maßstäbe haben Sie beim 13. Februar gesetzt. Sie fanden deutliche Worte gegen Neonazis. Die Menschenkette, als Symbol zum Schutz der Stadt, haben Sie mit initiiert. Sie haben auch einen Weg gefunden, den lautstarken Protest gegen Rechtsextreme nicht länger zu verteufeln. Dafür gebührt Ihnen Respekt. Auch wenn Sie sich anfangs schwer damit taten.
Helma Orosz - Bilder ihrer Amtszeit
Sie haben bewiesen, im Amt dazulernen zu können. Das war nicht nur in Bezug auf den 13. Februar der Fall. Sie haben immer mal wieder Ihre Meinung geändert. Etwa beim Standort für die Operette. Das wirkte zunächst unglücklich, aber das Ergebnis zählt. Ich will gar nicht die vielen Stationen Ihrer Amtszeit aufzählen. Wir haben einige Höhepunkte als Erinnerung in den Fotos auf dieser Seite abgebildet.
Was aber auch eine Tatsache ist: Sie haben das Amt übernommen, als sich in der Stadt ungeahnte Möglichkeiten auftaten. Von der einstigen Schuldenstadt, in der über harte Einschnitte diskutiert wurde, war Dresden liquide geworden. Ihr Vorgänger hat die Woba verkauft und Ihnen damit den Spielraum geschaffen. Den nationalen und internationalen Ruf unserer Stadt zu verbessern, darum haben Sie sich bemüht. Allerdings kam dabei die Stadtentwicklung zu kurz. Dresden lebt von seinen Barockbauten, eine gleichzeitig moderne Stadt haben Sie daraus nicht machen können.
Gut, Sie haben sich gegen Ihre eigene Partei durchgesetzt und das permanente Ausbauen von Straßen zurückgefahren. Ja, Sie haben in einigen Punkten Ihren CDU-Parteifreunden Grenzen aufgezeigt. Das war notwendig. Dennoch haben Sie es nicht geschafft, den zerstrittenen Stadtrat mehr zu einen. Sicherlich auch, weil Sie bis heute auf jeden Seitenhieb Ihrer politischen Gegner etwas überzogen reagieren.
Im Grunde kann Ihre Amtszeit in drei Phasen eingeteilt werden. Am Anfang vermittelten Sie den Eindruck, dieses Amt gar nicht haben zu wollen. Sie wirkten herb und entschieden unglücklich. Dann hatten Sie hereingefunden. Eine Krankheit riss Sie heraus. Nach mehr als einem Jahr kehrte eine veränderte Helma Orosz zurück. Sie waren gelassener und deutlich souveräner.
Frau Orosz, Sie waren eine gute Oberbürgermeisterin. Wären Sie doch immer so gewesen, wie zum Ende der Amtszeit. Dann hätte es zu noch mehr gereicht. Dresden ist auch dank Ihnen auf einem guten Weg. Ich wünsche Ihnen vor allem Gesundheit und eine noch größere Gelassenheit.
Herzliche Grüße,
Ihr Andreas Weller