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Generationswechsel geglückt

Mario Richter (53) und Sebastian Münch (35) leiten das operative Geschäft bei AEL. Von der Politik erwarten sie Bedingungen, die Unternehmertum ermöglichen.

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© André Braun

Von Heike Heisig

Leisnig. In Produkten renommierter Hersteller wie Siemens oder BASF stecken Bauteile der Leisniger Firma AEL. Sie stellt Wärmetauscher und Systemtechnik her. Alles nach Kundenwunsch und -erfordernissen, nichts in Serie. Seit einiger Zeit reicht der Standort in Leisnig für die Produktion nicht mehr aus. Deshalb wird seit diesem Sommer an einem zweiten in Grimma gefertigt. Den eigenen Exportanteil von bis zu zehn Prozent konnten die 205 Beschäftigten verdoppeln. Dann wurden sie ausgebremst, erzählten die Gesellschafter und Geschäftsführer Mario Richter und Sebastian Münch am Dienstag Sachsens Umwelt- und Landwirtschaftsminister Thomas Schmidt (CDU).

Ausgebremst unter anderem von den Russlandsanktionen. „Das Geschäft ist von einem Anteil von 30 Prozent auf Null gefallen“, sagte Sebastian Münch. Auch die Lieferungen in die Türkei könnten schwierig werden. Genauso unsicher ist sich Münch, wenn es um Auswirkungen amerikanischer Politik geht. „Wir produzieren in Deutschland, beliefern deutsche Firmen und könnten in den USA trotzdem auf einer Sanktionsliste landen“, schilderte er. Unternehmertum brauche Stabilität. Thomas Schmidt will dies mitnehmen, wenngleich der Freistaat auf die Außenpolitik wenig Einfluss habe. Er selbst halte es für wichtig, politische Beziehungen weiter zu pflegen und wieder Normalität aufzubauen. Er lenkte den Blick auf den asiatischen Raum. Dort sehe er großes Potenzial für Produkte in der Umwelttechnik. Auch auf diesem Gebiet ist der Leisniger Apparatebauer schon tätig.

Alles richtig gemacht hat das mittelständische Unternehmen, wie der Minister hörte, in Sachen Nachfolge. Um die kümmerte sich Erhard Münch, der den Betrieb 1996 mit Lothar Naumann als Belegschaftsangehöriger übernommen hatte, schon frühzeitig. „Schon mit 55 Jahren hat sich mein Vater darüber Gedanken gemacht“, erzählte Sebastian Münch. Zehn Jahre habe es gedauert, um die Nachfolge vorzubereiten. „Diese Zeit braucht es auch“, sagte der Junior rückblickend. Er sei seinen Eltern dankbar, dass sie ihn nicht in die Chefrolle gedrängt haben. „Ich hätte können jeden Beruf ergreifen, wollte aber etwas Technisches“, so der 35-Jährige. Nach der Ausbildung arbeitete er erst einmal bei Siemens in Görlitz, um etwas anderes als den Leisniger Betrieb kennenzulernen. Als er als Projektleiter für Industriedampfmaschinen Aufgaben in Indonesien übernehmen sollte, habe seine Frau sozusagen gestreikt.

Damit konnte Erhard Münch 2011 im Alter von 65 Jahren in Rente gehen. Dem Betrieb bleibt er als Gesellschafter und Berater erhalten. „Aus dem operativen Geschäft hält er sich aber raus. Und das finde ich gut so“, sagte Sebastian Münch. Wenn die Verantwortung übertragen sei, dann müsse die auch derjenige übernehmen.

Seit sechs Jahren nun steht der 35-Jährige an der Doppelspitze des Leisniger Unternehmens. Mitgeschäftsführer und inzwischen Mitgesellschafter Mario Richter (53) ist seit 17 Jahren im Unternehmen. Er war vor seinem Wechsel in die Geschäftsleitung als Prokurist tätig. Die beiden haben eine gute Aufgabenteilung gefunden, wie sie meinen. Richter sei der Innenminister, er selbst der Außenminister, erzählte Münch schmunzelnd. Er kümmere sich um den Vertrieb und die Konstruktion. Mario Richter sei für den kaumännischen Teil, den Einkauf und die Qualitätskontrolle verantwortlich.

Angesichts vieler offener Unternehmensnachfolgen sei es nie so einfach gewesen wie jetzt, Unternehmer zu werden. Da waren sich Münch und der Minister einig. Allerdings müssten auch die Bedingungen für die Wirtschaft stimmen. Dafür sei auch die regionale und Landespolitik gefordert. Als Beispiel führte Münch das Thema Ausbildung an. Dafür bedürfe es nicht nur einer Schule vor Ort, die auch wichtig für die Mitarbeiterschaft und deren Familien sei. „Unsere Lehrlinge müssen endlich dort in die Berufsschule gehen können, wo es sinnvoll ist“, forderte Sebastian Münch. Es könne nicht sein, dass er jedes Jahr eine Sondergenehmigung für den Schulbesuch in Leipzig beantragen und darauf immer bis kurz vor Aufbildungsbeginn warten müsse. „Das ist nicht Aufgabe eines Geschäftsführer, das muss die Politik klären“, so der Firmenchef.