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Leichterer Job für Waldbrand-Wächter

Rund eine halbe Million Euro ist im Landkreis in moderne Technik zum Entdecken von Waldbränden gesteckt worden.

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© HY-photo Gernot Menzel

Von Mirko Kolodziej

Landkreis. Auf Feuerwachtürmen wie zum Beispiel jenem in Lippen saß früher immer dann, wenn eine Waldbrandwarnstufe galt, ein Forst-Mitarbeiter und hielt Ausschau. In heißen Sommern war es buchstäblich ein Höllenjob, sich in der Hitze immer um die eigene Achse zu drehen.

Seit 2012 erledigt das in Lippen wie auch auf elf anderen Wachtürmen in den Landkreisen Bautzen, Görlitz und Meißen ein technisches System namens „FireWatch“ – entwickelt von der Berliner Firma IQ Wireless in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt. Unternehmenschef Holger Vogel sagt, es sei nicht ganz richtig, von Kameras zu sprechen: „Es handelt sich um optische Sensoren, die für die Detektion von Rauch im Wald entwickelt wurden.“ Dennoch: Die Forstwirte, die nun – mit derzeit noch fünf Ausnahmen – nicht mehr auf die Türme klettern müssen, erhalten Bilder.

Sie sitzen jetzt, wenn der Deutsche Wetterdienst auf Basis von Daten der Wetterstation in Hoyerswerdas Nordosten eine Waldbrandwarnstufe festlegt, im Gebäude der Ostsächsischen Rettungsleitstelle in Kühnicht. Es hat sich gezeigt, dass die Technik durchaus hilfreich ist. Die elektronischen Augen reagieren rasch und können einen Brandausbruch sehr genau lokalisieren. Im Ergebnis kann die Feuerwehr schneller löschen. Daten zeigen, dass die pro Brand betroffene Fläche so heute deutlich kleiner ist als vor „FireWatch“.

Doch Technik kommt in die Jahre. „Die Hardware war zum Teil verschlissen, Bauelemente und Betriebssysteme abgekündigt“, sagt Volker Sanderhoff von der Berufsfeuerwehr Hoyerswerda, die die Leitstelle sowie im Auftrag der drei genannten Kreise auch die automatische Waldbrandfrüherkennung betreibt. Rund eine halbe Million Euro an Steuermitteln ist jetzt also in neue Technik geflossen. 75 Prozent davon stammen aus dem europäischen Programm für die Entwicklung des Ländlichen Raums, kurz ELER. „Wir kommen gut klar. Von Vorteil ist zum Beispiel der doppelte Umlauf“, sagt Forstwirt Thomas Kittel. Brauchte die Optik früher acht Minuten für eine Umdrehung, sind es heute vier. Wobei das nicht ganz stimmt, denn genau genommen kann eine Einheit heute nur in zwei Richtungen blicken. Jedenfalls sorgt die höhere Bilddichte für schnellere Information. Zudem lässt sich das Bild nicht mehr nur in Schwarz-Weiß abbilden, sondern zusätzlich auch in Farbe. Der zweite Kanal ermöglicht es, leichter zwischen einem Brand und einer Staubwolke zu unterscheiden, die zum Beispiel ein Mähdrescher verursacht. Insgesamt war es den Zuständigen wichtig, solche Fehlalarme zu minimieren, die Holger Vogel lieber „Falsch-Positiv-Meldungen“ nennt. Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Von 600 bis 700 Meldungen, die das System am Tag erzeugt, erweisen sich höchstens drei bis vier als tatsächliche Brände. Der Rest: Staub, niedrige Wolkenformationen oder gar durch Windräder verursachte Turbulenzen. Die neue Technik kann deutlich besser differenzieren, was den Operatoren in Kühnicht die Hälfte der überflüssigen Analysearbeit spart.

Mit der Modernisierung gibt es nun auch erstmals Zugriff auf in Brandenburg installierte Sensoren. Eine Schnittstelle erlaubt es, Aufnahmen aus Reppist bei Senftenberg, aus Guteborn und aus Ruhland auszuwerten. Da der „Sichtkreis“ von einem Wachturm aus rund 15 Kilometer beträgt, kann man so von Westen aus auf Bautzener Kreisgebiet blicken. Wenn die Technik auf den Türmen in Spremberg, Welzow, Reuthen und Jerischke im Kreis Spree-Neiße erneuert ist, werden die Wächter in Kühnicht auch noch einen Blick aus dem Norden verfügbar haben.

„Wir haben bei den Kollegen in Brandenburg offene Türen eingerannt“, schildert Volker Sanderhoff. Schließlich können im Gegenzug auch sie auf die Technik in Sachsen zugreifen. „Ein Feuer macht ja auch nicht an der Landesgrenze halt“, sagt dazu Birgit Weber, Beigeordnete im Landratsamt Bautzen. Sie freut sich zudem, dass die Berufsfeuerwehr Hoyerswerda mit der Investitionssumme in Höhe von 523 224 Euro tatsächlich um 2 500 Euro unter der Kostenschätzung geblieben ist und dass das Projekt schon jetzt abgeschlossen ist und nicht erst wie vorgesehen 2020: „Es ist sehr ungewöhnlich, dass bei so etwas der Zeitrahmen unterschritten und der Kostenrahmen eingehalten wird.“ Die Dezernentin wünscht sich, dass von Kühnicht aus möglichst wenig Brände entdeckt werden, und wies daher ausdrücklich aufs Rauchverbot in Wäldern hin.