Merken

Lausitzer Druckhaus gibt Filiale auf

Nach der Maxroi-Pleite gibt es jetzt kein Geschäft der Bautzener in Görlitz mehr.

Teilen
Folgen
© nikolaischmidt.de

Von Matthias Klaus

Görlitz. Kundenlounge nannte es sich, was das Bautzener Lausitzer Druckhaus im Jahr 2015 in Görlitz ins Leben rief. Doch damit ist nun Schluss. Die Filiale der Großdruckerei aus der Spreestadt ist dicht. Und wird auch nicht mehr öffnen, heißt es auf Nachfrage der SZ aus dem Unternehmen. Über die Gründe ist bisher nichts bekannt, eine Anfrage der SZ blieb in Bautzen bis gestern abend unbeantwortet. Dabei hatte das Lausitzer Druckhaus durchaus ein Herz für Görlitz. Im vergangenen Herbst legte es erstmals einen Kalender für Görlitz vor. Die Fotos stammen vom Görlitzer Fotografen Nikolai Schmidt, der auch für die SZ arbeitet und schon erfolgreich an Pressefoto-Wettbewerben in Sachsen beteiligte. Auch für das kommende Jahr soll es wieder einen Kalender aus der Spree- über die Neißestadt geben – wieder mit Schmidt-Fotos.

Vor zwei Jahren hatte das Lausitzer Druckhaus sein Görlitzer Büro am Demianiplatz eröffnet. Auf 130 Quadratmetern, die früher eine Apotheke waren. Unter anderem konnten hier Druckaufträge abgegeben, Musterdrucke angeschaut werden. Ein kleines Digitaldrucksystem wurde dafür installiert, die Aufträge wurden nach Bautzen weitergeleitet. Nichts deutete die zwei Jahre auf das plötzliche Aus in diesen Tagen hin.

Für Görlitz bedeutet das jetzt offensichtlich den endgültigen Abschied vom Lausitzer Druckhaus in Bautzen. Es war einer auf Raten. Zunächst hatte Robert Czyzowski, Chef des Bautzener Druckhauses, die Maxroi GmbH übernommen. Mit dem Einstieg in Görlitz entstand zunächst der größte Druckereiverbund in der Oberlausitz. Am Bautzener Standort arbeiteten 41 Kollegen, am Görlitzer 33. Das war noch im Jahr 2014. Görlitz sollte sich auf den Digitaldruck konzentrieren, in Bautzen der Offset-Druck weitergeführt werden. Aber in Görlitz brachen die Aufträge ein. Die folgende Durststrecke konnte das Unternehmen nicht kompensieren. „Wir sind nur ein mittelständisches Unternehmen und können jahrelange Verluste aus so einer Durststrecke nicht tragen“, sagte Robert Czyzowski im Sommer 2015 der SZ. Dann schloss er Maxroi, öffnete aber die Kundenlounge am Demianiplatz. Das Stammhaus des Unternehmens in Bautzen geht in seinen Ursprüngen bis auf das Jahr 1574 zurück. Damals war der von Gutenberg erfundene Buchdruck noch eine relativ unbekannte Errungenschaft. Die sorbische Buchdruckerei zu Bautzen sorgte dafür, dass die Menschen in der Oberlausitz von dieser Erfindung profitieren konnten. 434 Jahre später übernahm Robert Czyzowski das Geschäft von seiner Großmutter, die es seit 1954 leitete.

Der Grund für das Aus in Görlitz liegt offensichtlich im Strukturwandel der mittelständischen Druckindustrie. Jedes Jahr verschwinden Firmen in Deutschland von der Bildfläche. Maxroi hatte noch bis zuletzt gehofft, sich als Tochter und im Verbund mit dem Lausitzer Druckhaus aus Bautzen zu behaupten. Nun ist auch der letzte Merkposten an diese Druckerei aus dem Stadtbild verschwunden.