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Landskron will Genuss sein

Uwe Köhler führt seit knapp 100 Tagen die Görlitzer Brauerei. Er setzt auf die Braukunst seiner Mitarbeiter und neue Angebote für Gäste.

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© Nikolai Schmidt

Von Sebastian Beutler

Im Gärkeller entscheidet sich der Geschmack des Bieres. Für die Görlitzer Landskron-Brauerei sind die bis zu zwölf Meter tiefen Gewölbe ein Heiligtum. Seit 1869 gärt das Bier hier in offenen Bottichen.

Bierbrauen ist hier keine Industrie, sondern eine Kunst.

Was es mit diesem traditionellen Brauverfahren auf sich hat, musste Uwe Köhler erst lernen. Das kannte er nicht, obwohl der 48-Jährige seit 20 Jahren Bier verkauft. Doch hatte Köhler genügend Zeit, um hinter die Geheimnisse von Landskron zu kommen. Seit er seine Lebensgefährtin aus dem nahen Rothenburg kennengelernt hatte, überlegte Köhler, ob er auch an die Neiße zieht. Zwei Jahre lang ging er mit diesem Gedanken schwanger, besuchte Gaststätten, trank Landskron-Biere und suchte nach einer passenden Chance.

Die eröffnete sich ihm unter dramatisch-traurigen Umständen: Dieses Jahr zählte erst wenige Tage, da starb ganz plötzlich Landskron-Geschäftsführer Manfred ten Bosch, der aus seiner Feldschlösschen-Zeit noch einen guten Namen in Dresden besaß. Die Lohbeck-Corvey-Stiftung als Landskron-Eigentümerin musste über Nacht nach einem Nachfolger Ausschau halten und stieß auf Köhler.

Das war vor fast 100 Tagen. Seitdem ist er bei der mittelständischen Brauerei mit ihren knapp 100 Mitarbeitern für Vertrieb, Marketing und die Verwaltung der Traditionsmarke zuständig. Ein breites Aufgabengebiet, das er so von Heineken und Krombacher nicht kannte, für die Köhler zuletzt den Vertrieb in Berlin, Brandenburg, Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern managte. Was ihm den Start in Görlitz erleichterte, sei die sehr enge Verbundenheit der Mitarbeiter mit ihrer Brauerei gewesen. Sicher: Auch bei Krombacher leben sie für ihr Bier. „Aber das ist schon etwas Besonderes in Görlitz, das kannte ich so nicht“, sagt Köhler und illustriert dieses Verhältnis mit einem Beispiel: Allein im Monat Mai feierten drei Mitarbeiter ihr 40-jähriges Betriebsjubiläum.

Ebenso förderlich war der Schwung, den Landskron aus dem vergangenen Jahr mitgenommen hatte. Gegen den Trend des Biermarktes konnte die Brauerei wachsen, vier Prozent mehr Bier verkaufen sowie den Umsatz um sechs Prozent steigern.

Es ist daher wenig verwunderlich, dass Köhler zunächst einmal viel Wert auf Kontinuität legt und den Kurs seines Vorgängers erkennbar fortsetzt. Der hatte auch durch eine geschickte Sortenpolitik das Wachstum gefördert. So wurde aus der Biersorte Extra-Hell das neue Aktiv, die auf einmal ganz viele, sportliche Menschen ansprach. So stieg deren Absatz um mehr als zehn Prozent. Das versucht Landskron nun mit zwei weiteren Sorten. Aus dem Export wird das Lager und aus dem Extra-Herb das Edel-Bitter.

Damit verbunden ist auch eine strikte Preispolitik, die beim Wettlauf nach dem billigsten Bier nicht mitmacht. Denn wie Köhlers Geschäftsführer-Kollege Matthias Grall sagt: „Wir können Sortenvielfalt und Genuss, nur billig können wir nicht.“

Grall bestimmt als Braumeister den Landskron-Biergeschmack, kreiert immer im Herbst neue Craft-Biere, mit denen er eine weitere Nische besetzt.

Köhler will aber neben dem Biergeschäft auch das touristische und kulturelle Geschäft entwickeln. Zwar ist die Idee von Lohbeck, ein Hotel auf dem Brauereigelände zu betreiben, endgültig vom Tisch. Aber mit der Kulturbrauerei hat Landskron eine Veranstaltungshalle mit rund 1 000 Plätzen, zudem bietet die Görlitzer Brauerei Führungen und Bierseminare an, unterhält einen Fanshop und lädt demnächst zu ihrem Braufest ein. Kurz darauf macht ein Großer des Pop Station auf dem Brauhof: Chris de Burgh gastiert während seiner Tournee auch auf dem Landskron-Hof. Genuss soll auch dieses Konzert bieten.