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Kutschke geht nach Ingolstadt

Dresdens Top-Torjäger wechselt zum Bundesliga-Absteiger. Nicht alle bei Dynamo finden das gut.

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© Robert Michael

Kaum waren die seit Tagen anhaltenden Spekulationen beendet und der Wechsel von Stefan Kutschkes zum FC Ingolstadt am Sonntagmittag offiziell bestätigt, kochte die Fanwut über. Den Weg nach England hätte ihm der eine oder andere vielleicht noch verziehen – obwohl es viele Dynamo-Fans als schlimm genug empfinden, dass der gebürtige Dresdner das Vertragsangebot seines Vereins ausgeschlagen hat.

Doch Ingolstadt? Der Erstliga-Absteiger also, dem man nachsagt, es nur dank Audi-Millionen bis nach oben geschafft zu haben? Das war offenbar des Schlechten zu viel und die Reaktion entsprechend. Ein offener Brief an Kutschke kursiert seitdem im Internet mit der Überschrift: Sondertraining für Stefan Kutschke in Ingolstadt.

Das Schreiben ist eine Art Gebrauchsanweisung, wie es sie als Buch inzwischen für allerlei Dinge gibt und das dem 28-Jährigen mit bissig-ironischen Tipps das Einleben in Ingolstadt erleichtern soll: das Zeigen aufs neue Vereinslogo zum Beispiel, so, wie es Kutschke bis zuletzt nach Toren für Dynamo gemacht hat.

Und weiter: „Bei Toren nicht den K-Block suchen, sondern sich der Südtribüne zuwenden. Ab sofort sind diese Kulisse und die Schanzer-Fans etwas ganz Besonderes. Wenn es mal plötzlich richtig laut im Audi-Sportpark wird, dann ist Dynamo zu Gast. Vor Spielen gegen Dynamo werden Sie in jedes hingehaltene Mikrofon sagen, wie toll Ihre Zeit in Dresden war, dass der Verein immer etwas Besonderes für Sie bleiben wird und selbstverständlich werden Sie aus lauter Respekt Tore gegen die SGD nicht bejubeln.“

Kutschke selbst, der auf der Homepage der Ingolstädter lachend im Dynamo-Trikot abgebildet ist, äußert sich in der Pressemitteilung zur Bekanntgabe des Transfers. „Erstmals zieht es mich in meiner Laufbahn nach Oberbayern, ich freue mich daher auf viele neue Eindrücke, vor allem aber auf eine sportlich spannende Aufgabe“, meint Kutschke, und er klärt über die Gründe des Wechsels auf: „Der FCI ist ein ambitionierter Zweitligist, und der Verein steht für Teamgeist und Leidenschaft. In den Gesprächen mit den Verantwortlichen war ich schnell überzeugt, den Weg der Schanzer langfristig mitgehen zu wollen.“

Vonseiten Ingolstadts, wo Kutschke einen Vertrag bis 2021 plus einer Option auf Verlängerung unterschrieb, sagt Geschäftsführer Harald Gärtner: „Wir verfolgen Stefan schon lange und wissen um seine Ausnahmefähigkeiten auf und neben dem Platz. Tatsächlich gab es schon zweimal den Versuch, ihn zu holen, aber aller guten Dinge sind drei. Es macht uns stolz, dass wir ihn beim Trainingsstart in Ingolstadt dabei haben dürfen. Stefan ist ein echter Teamplayer mit Torinstinkt und passt auch charakterlich hervorragend zu uns.“

Und was sagt der Briefschreiber? „Jahrelang mussten Sie sich von einem Provinzclub zum nächsten hangeln (...). Das ändert sich jetzt beim leidenschaftlichen FC Ingolstadt mit ganz großer sportlicher Perspektive.“ Fakt ist: In der neuen Saison gibt es ein Wiedersehen in Dresden.