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Kurt Biedenkopfs Schwiegersohn tot aufgefunden

Andreas Waldow, der Schwiegersohn von Ex-Minister-präsident Kurt Biedenkopf, hat sich das Leben genommen. Die Gründe sind unklar.

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© Matthias Rietschel

Dresden. Schwerer Schlag für die Biedenkopf-Familie: Andreas Waldow, der Schwiegersohn des früheren Regierungschefs, hat sich das Leben genommen. Das bestätigten am Freitag Justiz und Polizei.

Demnach hat sich der 55-jährige Unternehmensberater von der Lockwitzgrundbrücke gestürzt. Wann genau, ist unklar. Ein Fußgänger fand die Leiche am Mittwoch um 8.55 Uhr. Es sei eindeutig Selbstmord gewesen, hieß es vonseiten der Staatsanwaltschaft. Von einer Obduktion werde abgesehen. Nach SZ-Informationen soll es einen Abschiedsbrief geben, der möglicherweise Hinweise zu den Gründen für die Selbsttötung liefern kann.

Waldow hinterlässt zwei bereits erwachsene Kinder und seine Ehefrau Petra. Die Familie lebt seit Jahren in Dresden. Anfang der 90er-Jahre war Waldow nach Sachsen gekommen. Dort war er zunächst als „rechte Hand“ von Wirtschaftsminister Kajo Schommer (CDU) tätig.

Gesellschaftlich waren die Waldows in Dresden sehr aktiv und präsent, der Name Biedenkopf wirkte als Türöffner. Eine zwiespältig-schillernde Rolle nahm Waldow in der Auseinandersetzung um die Sachsen Landesbank ein. Lange vor der Fast-Pleite und dem Notverkauf des landeseigenen Instituts kam es 2004/5 zu einem öffentlich ausgetragenen Streit zwischen der MDL-Leasing-Tochter der Bank und dem Freistaat. Deren Anteilseigner, Ludwig Hausbacher, forderte bis zu 140 Millionen Euro Entschädigung für den Werteverlust seiner Anteile. Sein „Pressesprecher“: Andreas Waldow, der damit gegen den Freistaat kämpfte – und den damaligen Ministerpräsidenten Georg Milbradt (CDU). Die Affäre wurde zum Schlachtfeld zwischen Biedenkopf und Milbradt. Waldow sagte im späteren Untersuchungsausschuss des Landtags aus und legte häufig neuen Skandalstoff nach in der Dauer-Affäre. Am Ende wurde die Bank 2007 notverkauft – und Milbradt musste gehen. Tragisches Detail: Auch Hausbacher beging Ende 2007 Selbstmord.

In den vergangenen Jahren war Waldow als Unternehmensberater tätig, rührte aber auch im Immobilien-Sektor mit. So hatte Waldow zuletzt unter anderem versucht, in Dresden die Ansiedlung des Einkaufscenters Globus voranzutreiben. Sehr professionell, fair und als Verhandlungspartner anerkannt habe er agiert, heißt es aus seinem beruflichen Umfeld.

Das Ehepaar Biedenkopf wollte sich zu dem tragischen Todesfall nicht äußern. Beide haben sich bereits vor einigen Wochen über den Sommer in ihr Haus am Chiemsee zurückgezogen. (SZ/abi)