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Kunstblumen zurück auf den Laufstegen dieser Welt

Die Manufaktur der Steyers in Wallroda hat so viele Aufträge wie nie. Ans Aufhören will das Ehepaar nicht mehr denken.

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© Archivfoto: Willem Darrelmann

Von Nadine Steinmann

Eigentlich wollten Heide und Gerald Steyer in den vergangenen Wochen Urlaub machen. Ein wenig entspannen, sämtliche Sorgen hinter sich lassen und jeden Tag voll genießen. Ihre Reiseziele: Chicago, New York und die Bahamas. „New York war anstrengend. Wir sind wahnsinnig viel gelaufen“, erzählt Gerald Steyer. Dabei ist das Ehepaar aus dem kleinen Arnsdorfer Ortsteil Wallroda aber vorrangig nicht zu den typischen Touristenzielen, wie der Freiheitsstatue oder dem Times Square, gepilgert. Stattdessen haben die Eheleute unter anderem ehemalige Kunden besucht, wollten mit ihnen in vergangenen Zeiten schwelgen. Dabei hat die Vergangenheit Heide und Gerald Steyer aber wieder eingeholt. Denn New York haben sie gleich mit mehreren Aufträgen verlassen.

Zurück in Deutschland und zurück auf ihrem historischen Vierseitenhof im beschaulichen Wallroda geht es deswegen sofort wieder an die Produktion. In ihrer Kunstblumenmanufaktur. Dort, wo die Steyers seit 1998 einzigartige, individuelle und farbenfrohe Kunstblumen als Accessoires für Hüte und Bekleidung herstellen. Eben in jener Manufaktur, für die das Ehepaar eigentlich seit vielen Monaten einen geeigneten Nachfolger sucht. Denn sowohl Gerald als auch Heide Steyer sind bereits deutlich über 70 Jahre, haben den Renteneintritt irgendwie verpasst – wenn auch bewusst und gewollt. Schon mehrmals haben sich die Steyers Fristen gesetzt. Fristen, die festlegten, wann das Ehepaar endgültig aufhört. Doch solange kein Nachfolger für ihr Traditionsunternehmen gefunden ist, das seinen Ursprung in Berlin hat, wollen und können die beiden Wallrodaer nicht aufhören. Insbesondere nicht jetzt. Jetzt, wo sie mit Aufträgen nur so überschüttet werden. Wie zum Beispiel aus New York. „Aber auch Kunden, die lange nichts von sich hören lassen haben, haben sich plötzlich gemeldet“, berichtet Gerald Steyer. Zu den angesprochenen Kunden gehören englische, spanische und italienische Modehäuser. „Deren Marken sind hier in Deutschland zwar nicht so bekannt, aber international sehr erfolgreich“, berichtet der Manufaktur-Chef.

Kunstblumen im Trend

Deswegen seien die Steyers nun im Arbeitsstress. Bis September müssen sie noch einige Muster für die ausländischen Kunden fertigstellen. Damit für die Frühjahrskollektionen 2018 alles pünktlich fertig ist. Auf die Frage, ob die Kunstblumen aus Wallroda dann bald auf der New Yorker, Londoner oder Pariser Fashion Week zu sehen sind, antwortet Gerald Steyer nur schmunzelnd: „Könnte sein.“ Kurzum: Die Kunstblumen kommen offenbar wieder in Mode. Sie sind wieder „in“ und „trendy“. Und sie bescheren dem Wallrodaer Unternehmen damit so viele Aufträge, wie seit Langem nicht mehr. „Seit dem letzten Herbst haben wir permanent sehr viel zu tun“, erklärt Gerald Steyer.

Doch was ist mit der bereits angesprochenen Frist? Zuletzt wollte das Ehepaar nach eigenen Angaben Ende 2017 aufhören. „Den Termin haben wir schon wieder gestrichen“, gibt Gerald Steyer zu. Die Eheleute wollen den aktuellen Schwung noch einmal mitnehmen und haben die Frist um ein weiteres Jahr nach hinten verschoben. „Doch irgendwann müssen wir aufhören“, fügt der Firmenchef lachend hinzu.

Beim englischen Adel bekannt

Doch wer weiß, was in den kommenden Monaten noch passiert. Schließlich ist in diesen Tagen die britische Königsfamilie in Deutschland zu Gast. Und vielleicht legen Prinz William und seine Frau Kate vor ihrer Abreise noch einen Zwischenstopp in Wallroda ein. Ein solcher Ausflug ist zwar offiziell nicht geplant, aber immerhin sind die Steyers beim englischen Adel nicht unbekannt. Denn seit vielen Jahren gehören zum Kundenstamm der Manufaktur auch die Hutmacher des britischen Königshauses. Und besonders Herzogin Kate ist schließlich eine modebewusste Frau – und die Kunstblumen aus Wallroda sind mit ihrer Einzigartigkeit und Schönheit für Prinzessinnen und Herzoginnen prädestiniert. Doch vielleicht schmücken die Kunstblumen der Steyers ab dem kommenden Frühjahr nicht nur die Kopfbedeckungen des britischen Adels, sondern auch die Hosen, Röcke, Oberteile oder Hüte des netten, kleinen Mädchens von nebenan.