Merken

Krimi im Geibeltbad

In Pirnas Schwimmstätte entstehen Szenen für den neuen Dresden-Tatort. In „Déjà-vu“ geht es um ein heikles Thema.

Teilen
Folgen
© SZ

Von Thomas Möckel

Pirna. Auf dem kleinen Parkplatz zwischen dem Aktiv-Sporthotel und dem Geibeltbad in Pirna steht am Mittwochmittag eine große schwarze Stoffwand, die Licht schluckt. Ein silberner Kleinwagen mit Dresdner Kennzeichen parkt davor, ein Kameramann hockt im Kofferraum, ein Ton-Mann hält ein fellbezogenes Mikrofon neben die Fahrertür. Der Rest der Mannschaft sitzt im Schatten des Sporthotels, die Sonne brennt auf den Schauplatz vor ihnen, bis zu 30 Grad Celsius haben die Meteorologen vorhergesagt.

Der Dreh im Geibeltbad

Das Team richtet den Drehort ein.
Das Team richtet den Drehort ein.
Nicht nur im Bad, sondern auch auf dem Parkplatz wurde gedreht.
Nicht nur im Bad, sondern auch auf dem Parkplatz wurde gedreht.
Alice Dwyer spielt ihre erste Szene.
Alice Dwyer spielt ihre erste Szene.
Schauspieler Niels Bruno Schmidt spielt im neusten Dresdner Tatort den Bademeister.
Schauspieler Niels Bruno Schmidt spielt im neusten Dresdner Tatort den Bademeister.
Mit einer Art Wagenburg schirmte sich das Team vor neugierigen Blicken ab.
Mit einer Art Wagenburg schirmte sich das Team vor neugierigen Blicken ab.
Nicole Eisenbrand (r.) und Jens Bochow stehen vor ihrem Catering-Wagen. Sie sorgen für das leibliche Wohl der Mitarbeiter.
Nicole Eisenbrand (r.) und Jens Bochow stehen vor ihrem Catering-Wagen. Sie sorgen für das leibliche Wohl der Mitarbeiter.
Wer heute Abkühlung im Geibeltbad suchte, wurde enttäuscht.
Wer heute Abkühlung im Geibeltbad suchte, wurde enttäuscht.

Wo eben noch emsiges Treiben herrschte, kehrt Ruhe ein, keiner spricht, störende Geräusche kann niemand brauchen. Ton läuft, Kamera auch, Regisseur Dustin Loose ruft „Und bitte!“ Die Beifahrertür öffnet sich, Schauspielerin Alice Dwyer im blauen Oberteil und violetten Rock steigt aus, klappt den Sitz nach vorn, nimmt eine schwarze Sporttasche von der Rückbank, schlägt die Tür zu und läuft über den Parkplatz. Nach wenigen Metern ruft Loose „Danke, aus!“, die Akteurin geht wieder zurück, sie werden das gleich noch mal wiederholen.

Der kleine Parkplatz ist Filmkulisse an diesem Vormittag, später auch der Außenbereich des Geibeltbades, Schwimmbecken und Liegewiesen sind den ganzen Tag lang gesperrt. „Ausgerechnet heute“, murren einige Badelustige, als sie den Sperrhinweis lesen und unverrichteter Dinge wieder abziehen.

In und rund um die Pirnaer Schwimmstätte entstehen einige Sequenzen des fünften Dresden-Tatortes mit dem Titel „Déjà-vu“. Es geht darin um ein heikles Thema, die Kommissarinnen Henni Sieland (Alwara Höfels) und Karin Gorniak (Karin Hanczewski) müssen nicht nur den Mörder eines Jungen finden, sondern auch den Missbrauch an einem weiteren Kind verhindern.

In dem Krimi, so schreibt es der Mitteldeutsche Rundfunk auf seiner Internetseite, verschwindet der neunjährige Rico spurlos. Jugendliche werden später seine Leiche in einer Tasche in der Elbe finden. Der Druck, der von Bürgern und Medien ausgeht, rasch einen Täter zu präsentieren, ist enorm. Sieland und Gorniak versuchen, einen kühlen Kopf zu bewahren, haben aber lange keine heiße Spur. Erst ein anonymer Anruf lenkt den Verdacht auf Ricos Schwimmlehrer. Als der Stiefvater des ermordeten Jungen von dem ungeheuerlichen Verdacht erfährt, rastet er aus und greift den Schwimmlehrer an. Die Ereignisse überschlagen sich, als ein weiterer Junge in höchste Gefahr gerät.

Drei Anläufe für eine Szene

Die Dreharbeiten begannen am 13. Juli in Dresden. Dort entsteht auch der Hauptteil des Filmes, doch für die Badszenen fiel die Wahl auf das Pirnaer Geibeltbad, auch wenn es als solches später nicht zu erkennen sein wird. Für die Szene auf dem Parkplatz haben die Requisiteure ein großes Schild mit dem Aufdruck „Bad Johannstadt“ an den Zaun geheftet.

Ihr vorübergehendes Basislager haben die Filmleute gleich am Anfang des Bad-Parkplatzes aufgestellt, mehrere große Wohnmobile bilden eine Art Wagenburg, in den Mobilen sitzen Schauspieler, Maske, Requisite, Komparsen. Die Laienschauspieler, Erwachsene und Kinder, trudeln schon am Morgen ein, sie werden später als Badegäste und Schüler des Schwimmlehrers im Bad zu sehen sein.

Zentraler Treffpunkt der Wagenburg ist das Auto vom Catering-Service „Cat Core“ aus Teltow/Fläming, den Jens Bochow und seine Lebensgefährtin Nicole Eisenbrand betreiben. Bochow ist Spitzenkoch, hat in London und St. Moritz gearbeitet, die englische Königin und Tennis-König Boris Becker bekocht, aber nach den vielen Stationen im Ausland zog es ihn wieder in die Heimat, seit Jahren nun betreibt er den Catering-Service und bewirtet hauptsächlich Filmleute. „Mit dem Tatort hier, das ist schon eine geile Nummer“, schwärmt Bochow. Super Team, super Stimmung, man kennt sich. Schauspielerin Alice Dwyer hat Bochow schon bei anderen Krimi-Drehs getroffen. Und weil die Mimen seine Küche schätzen, empfehlen sie ihn immer weiter. Ständig ist er auf Achse, manchmal, sagt er, bleiben ihm nur ein oder zwei Tage Zeit zwischen den Drehterminen.

45 Leute muss Bochow zum Tatort-Dreh in Pirna versorgen, zwei Drittel davon sind Vegetarier, das fordert ihn heraus, bringt ihn aber nicht aus der Ruhe. Seine Mitarbeiter haben vor dem Kochmobil ein Büfett aufgebaut, es gibt Melone, Kaffee, Wurst, Käse, frisches Brot, ein Mitarbeiter reibt in der Küchenecke den Mittagsbraten mit frischem Rosmarin ein. Bochow bietet Kost auf höchstem Hotel-Niveau, nur eines macht ihm am Mittwoch zu schaffen: Die Truppe hat nur dreieinhalb Stunden Zeit, Mittag zu machen, der Drehplan ist eng gestrickt.

Erst Parkplatz, dann Bad, dann wieder Parkplatz, bis abends wird es dauern. Im Wohnmobildorf wuselt es emsig, Filmleute, Komparsen, Schauspieler bereiten sich vor. Pünktlich 11 Uhr surrt die Kamera auf dem kleinen Parkplatz vor dem Bad, zunächst ist Alice Dwyer dran. Niels Bruno Schmidt, der den verdächtigen Schwimmlehrer spielt, schaut zu, seine Rolle ist erst später am Schwimmbecken gefragt. Währenddessen steigt Alice Dwyer erneut aus dem Auto, nimmt sich die Tasche und läuft über den Parkplatz. Zwischendurch bespricht sie sich mit dem Regisseur, nach drei Anläufen ist die Szene im Kasten.