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Kommentar: Das ist nicht Dresden

Andreas Weller über die Störer am Neumarkt

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© André Wirsig

Ja, sie haben wieder krakeelt, und ja, Dresden wird wieder als kulturlos in der Welt dastehen. Was sich zur Eröffnung des „Denkmals für den permanenten Neuanfang“ abgespielt hat, war beschämend. Aber bereits anhand der „Schlachtrufe“ der Störer ist zu erkennen, wessen Geistes Kind sie sind. Von „Haut ab“ über „Schande“ bis „Stasi raus“ war alles dabei. Es waren Schreie um des Schreiens Willen und getrillert wurde, um die Redner zu übertönen.

Kurz: Es geht diesen Menschen nicht um Inhalte, sondern darum, laut zu sein. Wer dachte, nach der positiven Entwicklung der Streitkultur beim „Monument“, das dumpfe Stören sei vorbei, lag falsch – zumindest auf die rund 300 Personen bezogen, die am Dienstag auf dem Neumarkt laut waren. Es waren dieselben Menschen wie beim „Monument“ und einige mehr. Aber diese Personen sind nicht Dresden. Sie sind ohne Frage ein Teil dieser Stadt, und sie fühlen sich wahrscheinlich selbst in der Mehrheit.

Vielleicht überfordert der Neumarkt als Ort für moderne Kunst diesen Teil der Dresdner. Aber das muss eine Stadt aushalten, und auch diese Menschen müssen es. Was nicht vergessen werden darf: Es gab durchaus einen Fortschritt. Denn beim „Monument“ ist die totale Ablehnung zu einer Debatte geworden. Die Komplettverweigerer wurden damit allerdings auch nicht erreicht. Aber Leute, die irgendwie dazwischen stehen. Und um diese Dresdner zu kämpfen, sie zu erreichen, lohnt es sich allemal.

Abgesehen davon erfreut sich eine schweigende Masse durchaus daran, wenn Kunst in der Öffentlichkeit stattfindet. Man muss das neue Werk nicht schön finden. Aber es wirkt hoffentlich.