Von Thomas Möckel
Pirna. Jörg Knör, begnadeter Kabarettist, Stimmen-Imitator und Stargast des Pirnaer Neujahrsempfangs am Freitagabend, hatte sich gerade warmgeredet, da bekam jeder von den drei Veranstaltern der Jahresstart-Sause sein Fett weg – mit ganz lieb gemeinten Witzen.
Fotos vom Pirnaer Neujahrsempfang
Als ersten traf es Tilo Kalkreiber, Vorsitzender des Verbandes der Selbstständigen. „Wie nennt man einen Kopfmasseur für 90-Jährige?“, rief Knör ins Publikum, das ratlos auf die Bühne zurückblickte. „Na, Kalkreiber“, kalauerte der Unterhalter. Die Gäste bogen sich vor Lachen. Als sich dann Volksbank-Chef Hauke Haensel und die Bundestagsabgeordnete Frauke Petry vor der Bühne begegneten, dichtete Knör spontan nach alter Kinderwitz-Manier: „Alle Frauen steh’n auf Hauke, nur nicht eine, die heißt …“. Den Rest ließ er offen, aber es wäre sowieso im Gelächter untergegangen.
Und auch an Oberbürgermeister Klaus-Peter Hanke arbeitete sich der Kabarettist ab. Er habe gehört, sagte Knör, dass der Rathauschef nicht parteigebunden sei. Hanke nickte. „Dann sind Sie ein Freier?“, fragte Knör. Hanke nickte abermals, darauf Knör: „Na hoffentlich erfährt das nicht ihre Frau.“ Wieder johlt das Publikum. Weitere brillante Parodie-Nummern zogen sich durch das Programm: Knör imitierte Roberto Blanco, sprach und rauchte wie Altkanzler Helmut Schmidt, sang und tanzte wie Udo Lindenberg. Mit Knörs Lachsalven-Feuerwerk konnten sich die Gäste dank dauerangespannter Lachmuskeln das vorher am Büffet Genossene locker wieder abtrainieren.
Etwas launig, aber nicht so ganz kalauer-geladen ging es durch den restlichen Abend. Vor allem Hanke, sonst um keine Pointe in seinen Reden verlegen, schlug diesmal ernstere Töne an. Zwar amüsierte er sich in lockerem Ton doch über das eine oder andere Thema. So widmete er sich dem derzeit still ruhenden Edeka-See in der Innenstadt, der durchaus das Zeug habe für ein Freibad, eine Eisbahn oder einen Feuerlöschteich. Und die derzeit im Bau befindliche Südumfahrung betitelte Hanke als „teuerste sächsische Rettungsgasse für die Altstadt“. Und er bemerkte spitz, dass der eher nie voll besetzte Citybus nun einsam seine Kreise ziehe.
Doch der Rathauschef widmete sich auch ernsten Dingen. So nannte er die für 2018 geplante Sanierung der Diesterweg-Grundschule in Copitz, um die mit Schadstoffen belasteten Fußböden auszutauschen. Vom Fördermittelgeber sei bereits ein kleiner Geldsegen für das Projekt versprochen worden. Und am Schillergymnasium soll im Herbst mit dem neuen Anbau begonnen werden, ein finanzieller Zuschuss ist ebenfalls schon zugesagt. Und angesichts der 2019 anstehenden Kommunalwahlen empfahl Hanke allen Kandidaten, sich nicht wie Feuer und Wasser zueinander zu verhalten, sondern im Sinne von Pirnas gedeihlicher Entwicklung an einem Strang zu ziehen.
Volksbank-Chef Hauke Haensel leitete seine Rede mit einem kurzen Abriss zur Geschichte des Kreditinstitutes ein, dass in diesem Jahr seinen 160. Geburtstag feiert. Er verwies darauf, dass die Bank ganz fest in der Region verwurzelt sei. Das zeige auch die Zahl der Kunden. Schon 2016 wurde die Marke von 30 000 Kunden übersprungen, 2017 kamen nochmals 213 hinzu. Bei der Mitgliederzahl nähere man sich der 9 000er-Marke, die die Bank zum Jahresende überspringen werde. Die Geldeinlagen der Kunden stiegen im vergangenen Jahr nochmals um 21 Millionen auf nun insgesamt 408 Millionen Euro. Darüber hinaus unterstützte die Volksbank 2016 mehr als 100 Vereine und Initiativen im sportlichen, kulturellen und sozialen Bereich mit einer sechsstelligen Summe.
Und weil das Vorgänger-Institut der Volksbank früher einmal ein eigenes Züchterkollektiv unterhielt, das das frühblühende Pirnaer Stiefmütterchen züchtete, gab es für die Gäste am Freitag ein besonderes Geschenk: Jeder der Neujahrsempfangs-Besucher bekam ein kleines Tütchen mit den Samen dieses ganz besonderen Stiefmütterchens.